Lexikon

Lean

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Sir (seit 1984) David, englischer Filmregisseur, * 25. 3. 1908 Croydon,  16. 4. 1991 London; besonders erfolgreich mit monumentalen Literaturverfilmungen. Hauptwerke: „Oliver Twist“ 1948; „Die Brücke am Kwai“ 1957; „Lawrence von Arabien“ 1962; „Doktor Schiwago“ 1965; „Reise nach Indien“ 1984.
Lean, David und Guinness, Alec
David Lean und Alec Guinness
David Lean (rechts) mit Alec Guinness
  • Deutscher Titel: Oliver Twist
  • Original-Titel: OLIVER TWIST
  • Land: Großbritannien
  • Jahr: 1948
  • Regie: David Lean
  • Drehbuch: David Lean, Stanley Hayne
  • Kamera: Guy Green
  • Schauspieler: Robert Newton, Alec Guinness, Kay Walsh
  • Auszeichnungen: Venedig 1948 für Ausstattung
Abermals erzielt David Lean mit einer Charles-Dickens-Verfilmung einen großen Kassenerfolg. Sein »Oliver Twist« zeichnet sich dabei durch eine noch intensivere Atmosphäre und noch größere Skurrilität der Charaktere aus als der Film »Geheimnisvolle Erbschaft«.
Dickens„ Roman handelt von der Geschichte des Waisenjungen Oliver, der im Viktorianischen England dem Armenhaus entflieht und nach London geht. Dort verfällt er dem Einfluss des bösartigen Juden Fagin, der eine Bande von Kindern zu Taschendieben ausbildet. Nachdem Oliver in flagranti erwischt worden ist, nimmt sich ein Herr aus der feinen Gesellschaft seiner an. Dennoch gerät der Junge noch einmal in die Fänge von Verbrechern, bevor sich sein Schicksal in einem Happyend entscheidet: Der ältere Herr stellt sich als sein Großvater heraus, der dem Waisen Reichtum und Glück garantiert.
Aufgrund von Alec Guinness„ perfider Darstellung des Juden Fagin bleibt der Film in den USA und Deutschland sehr umstritten.
  • Deutscher Titel: Die Brücke am Kwai
  • Original-Titel: THE BRIDGE ON THE RIVER KWAI
  • Land: USA
  • Jahr: 1957
  • Regie: David Lean
  • Drehbuch: Pierre Boulle, nach seinem Roman
  • Kamera: Jack Hildyard
  • Schauspieler: Alec Guinness, William Holden, Jack Hawkins
  • Auszeichnungen: Oscars 1958 für Film, Regie, Drehbuch, Hauptdarsteller (Alec Guinness), Kamera, Schnitt und Musik
David Lean ist der erste britische Regisseur, der mit einem Oscar ausgezeichnet wird. Für seinen Anti-Kriegsfilm »Die Brücke am Kwai« wurde die größte Brückenkulisse in der Filmgeschichte gebaut 35 m hoch und 110 m lang.
Die Einheit des britischen Offiziers Nicholson (Alec Guinness) soll während ihrer japanischen Gefangenschaft eine für Japan strategisch wichtige Brücke über den Fluss Kwai bauen. Nicholson weigert sich, nach einmonatiger Haft gibt der japanische Oberst Saito nach und lässt den britischen Offizier frei: Triumphierend besichtigt Nicholson den Stand der Bauarbeiten und bemängelt deren Schwächen. Er übernimmt schließlich die Bauleitung und demonstriert mit der Fertigstellung der Brücke stolz die britische Überlegenheit.
Gleichzeitig bereitet ein alliiertes Kommando die Sprengung der Brücke vor. Am Einweihungstag entdeckt Nicholson die verlegten Kabel. Entsetzt versucht er, die Explosion zu verhindern, doch dann erkennt er, dass er sich damit auf die Seite des Kriegsgegners Japan stellt. Er löst selbst die Sprengung aus und opfert dabei sein Leben.
Auf die ironische Kritik, wie sie Pierre Boulle in der Romanvorlage an der Sinnlosigkeit des Kriegs übt, wird im Film verzichtet; dennoch wird er bei Publikum und Kritik zu einem Erfolg der Film erhält insgesamt sieben Oscars.
Alec Guinness, der in vielen Lean-Filmen mitspielt, etabliert sich mit der Hauptrolle endgültig als Star.
  • Deutscher Titel: Lawrence von Arabien
  • Original-Titel: LAWRENCE OF ARABIA
  • Land: Großbritannien
  • Jahr: 1962
  • Regie: David Lean
  • Drehbuch: Robert Bolt, nach der Autobiografie von T. E. Lawrence
  • Kamera: Freddie Young
  • Schauspieler: Peter O„Toole, Omar Sharif, Anthony Quinn, Alec Guinness
  • Auszeichnungen: Oscars 1963 für Film, Regie, Kamera, Musik, Ausstattung, Ton, Schnitt; British Academy Award 1962 für Film, Hauptdarsteller (Peter O„Toole)
David Lean stellt mit »Lawrence von Arabien« einen Monumentalfilm vor, der ein riesiger Kassenerfolg wird.
Der britische Offizier T. E. Lawrence (Peter O„Toole) ist im Ersten Weltkrieg in Ägypten stationiert und wird nach einem misslungenen Wüstentransport von dem eigensinnigen arabischen Stammesführer
El
Sherif (Omar Sharif) aufgenommen. Lawrence vereint die Stämme in einem erfolgreichen Aufstand gegen die Türken.
Lean kombiniert in dem optischen Meisterwerk einzigartige Farbaufnahmen aus der Wüste mit intensiven Studien einer Männerfreundschaft. Die unbekannten Schauspieler O„Toole und Sharif werden damit weltweit bekannt.
Kritiker bemängeln die Glorifizierung des Helden in der Geschichte, welche ihrer Meinung nach die historische Problematik außer Acht lässt. Als künstlerisches Epos findet der Film, der Ende der 80er Jahre als Remake von Robert Harris und Jim Painten in die Kinos kommt, breite Anerkennung.
  • Deutscher Titel: Doktor Schiwago
  • Original-Titel: DOCTOR ZHIVAGO
  • Land: USA
  • Jahr: 1965
  • Regie: David Lean
  • Drehbuch: Robert Bolt, nach einem Roman von Boris Pasternak
  • Kamera: Freddie Young
  • Schauspieler: Omar Sharif, Geraldine Chaplin, Julie Christie, Rod Steiger, Alec Guinness
  • Auszeichnungen: Oscars 1966 für Drehbuch, Kamera, Ausstattung, Kostüme, Musik
In New York präsentiert David Lean am 22. 12. 1965 die weltberühmte Geschichte des »Doktor
Shiva
go«. Der über dreistündige Film wird zu einem der unsterblichen Publikumserfolge.
Im
Russland
vor der Revolution kommt es zu einer schicksalhaften Begegnung zwischen dem verheirateten Mediziner
Juri
j Schiwago (Omar Sharif) und der jungen Lara (Julie Christie). Die Wirren der Oktoberrevolution führen beide als Liebende zusammen und trennen sie wieder. Ein gemeinsamer Winter ist der Höhepunkt in beider Leben, dann muss Lara vor den Revolutionären fliehen. Sie sehen sich vor
Juri
js Tod nicht wieder.
Kinozuschauer in aller Welt nehmen bewegt an dem Schicksal der beiden Anteil, nur in
Russland
sind Roman und Film verboten. Lean bestätigt mit farbenprächtigen Aufnahmen und sicherem Stil seinen Ruf als Meister großen Gefühlskinos. 30 Jahre umfasst die Handlung dieses Films, in dem Pasternaks wehmütige, aber nicht verklärende Vision vom »guten
Russland
« seine visuelle Entsprechung findet.
  • Deutscher Titel: Reise nach Indien
  • Original-Titel: A PASSAGE TO INDIA
  • Land: Großbritannien
  • Jahr: 1984
  • Regie: David Lean
  • Drehbuch: David Lean, nach einem Roman von E. M. Forster
  • Kamera: Ernest Day
  • Schauspieler: Peggy Ashcroft, Judy Davis, James Fox, Alec Guinness, Nigel Havers
  • Auszeichnungen: Oscar 1985 für Nebendarstellerin (Peggy Ashcroft), Musik
Nach 14 Jahren Regie-Abstinenz schließt David Lean mit »Reise nach Indien« noch einmal an die großen Erfolge seiner Monumentalfilme (»Lawrence von Arabien«, 1962, »Dr.
Schiwa
go«, 1965) an.
Die Engländerin Mrs. Moore (Peggy Ashcroft) reist in den 20er Jahren nach Britisch-Indien, um ihren dort in der Kolonialverwaltung tätigen Sohn zu besuchen. Begleitet wird sie von dessen Verlobten Adela Quested (Judy Davis). Die Frauen zeigen sich zugleich beeindruckt und abgestoßen von der fremden Kultur; entsetzt aber sind sie über die Selbstgefälligkeit und den Rassismus ihrer Landsleute gegenüber den Indern.
Auf dem Schiff lernt Adela den indischen Arzt Dr. Aziz (Victor Banerjee) kennen, der versucht, seine Vorurteile abzubauen und die fremde Lebensart zu verstehen. Adele ist nach diesen Begegnungen zwar verwirrt, kann sich aus ihren Konventionen aber nicht lösen: Ein Eklat ist unausweichlich.
Über die brillanten Bilder kommt der historische Konflikt, die Unmöglichkeit der Verständigung verschiedener Nationen während der Kolonialzeit, nach Ansicht einiger Kritiker ein wenig zu kurz.
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