Lexikon
Rhein
französisch Rhin, niederländisch Rijngrößter und wasserreichster deutscher Fluss, mit rund 1232 km Länge (davon 865 km in Deutschland) und 189 000 km2 Einzugsbereich (davon 105 934 km2 in Deutschland; verbindet die Alpen mit der Nordsee.
Als Vorderrhein, als dessen Ursprung der Tumasee südlich des Oberalppasses gilt, entspringt der Rhein im schweizerischen Sankt-Gotthard-Massiv und vereinigt sich bei Reichenau mit dem Hinterrhein zum Alpenrhein, dessen Tal West- und Ostalpen scheidet. Ab Sargans fließt er in einer Ebene und mündet mit einem zweiarmigen Delta in den Bodensee. Bei Konstanz fließt er in den Untersee, den er bei Stein am Rhein verlässt. Zwischen dem Rheinfall von Schaffhausen und Basel bildet der Hochrhein die deutsch-schweizerische Grenze. Nördlich von Basel fließt der Oberrhein durch die Oberrheinische Tiefebene, unterhalb der Murgmündung nördlich von Rastatt wird er Tieflandfluss. In diesem Bereich kam es durch Gefällsminderung zu starker Sedimentation, Mäander- und Altwasserbildung. Um die daraus resultierende Überschwemmungsgefahr zu mindern, wurde der Oberrhein von 1817 bis 1876 nach den Plänen von J. G. Tulla reguliert. Die Verkürzung des Stromlaufes um rund 81 km hatte eine Absenkung des Grundwasserstandes, verstärkte Tiefenerosion und das Entstehen zahlreicher Altarme (heute z. T. Naturschutzgebiete) zur Folge. Bei Bingen beginnt der burgen- und weinortumrahmte Mittelrhein (Weltkulturerbe seit 2002), der das Rheinische Schiefergebirge durchbricht. Das eindrucksvolle Engtal wird von bis zu 300 m hohen Talhängen begrenzt. Ab Bonn strömt der Niederrhein, bis 800 m breit, durch die Niederrheinische Bucht. Unterhalb von Emmerich teilt er sich in den Niederlanden in mehrere Arme auf und bildet zusammen mit der Maas ein riesiges Delta; 2/3 des Wassers gehen zur Waal, 1/3 behält der Niederrhein, von dem sich der Krumme Rhein trennt, der als Alter Rhein nordwestlich von Leiden in die Nordsee mündet; nach diesen Abspaltungen fließt der Lek, wie der Niederrhein oberhalb von Rotterdam genannt wird, bis Rotterdam und mündet bei Hoek van Holland als Neue Maas bzw. Scheuer ebenfalls in die Nordsee.
Rheintal
Rheintal
© mev, Augsburg
Der Rhein ist eine der wichtigsten internationalisierten und eine der meist befahrenen Schifffahrtsstraßen der Erde und kann von Schiffen bis zu 3000 t befahren werden. An seinem Ufer liegen der größte Seehafen (Rotterdam) und der größte Binnenhafen (Duisburg) Europas. Weitere wichtige Häfen sind Basel, Karlsruhe, Ludwigshafen, Mannheim, Mainz, Andernach, Wesseling, Köln, Rheinhausen und Walsum. Viele Kanäle verbinden ihn mit dem Binnenland, vor allem mit dem lothringischen Industriegebiet, dem Ruhrgebiet und dem östlichen Deutschland bis nach Berlin, z. B. der Rhein-Rhône-, der Marne-Rhein-, Rhein-Herne-, der Dortmund-Ems-Kanal und der Mittellandkanal; der 1992 fertiggestellte Rhein-Main-Donau-Kanal verbindet den Rhein mit dem Schwarzen Meer.
Die wichtigsten Nebenflüsse des Rheins sind: rechts Plessur, Landquart, Wutach, Wiese, Elz, Kinzig, Murg, Neckar, Main, Lahn, Sieg, Wupper, Ruhr, Lippe; links Tamina, Thur, Aare, Birs, Ill, Sauer, Lauter, Nahe, Mosel, Ahr, Erft.
Der wasserreichste Fluss in Deutschland dient vielfältigen Zwecken: Das starke Gefälle und die hohen Wassermassen des Hochrheins machen ihn mit seinen 12 Laufkraftwerken zum Energielieferanten. Weitere Kraftwerke befinden sich am Rheinseitenkanal und am Oberrhein. Sein Wasser wird als Trinkwasser aus aufbereitetem Rheinuferfiltrat für rund 20 Mio. Menschen, für die Bewässerung der Felder, als Kühlwasser der Kraftwerke und als Brauchwasser der Industrie genutzt.
Außerdem werden in den Rhein kommunale und industrielle Abwässer eingeleitet. Mit zunehmender Industrialisierung und wachsender Bevölkerung war die Qualität des Rheinwassers kontinuierlich gesunken. In der Mitte der 1970er Jahre lag die Phase der stärksten Belastung des Rheins. Neben der großen Salzkonzentration durch Einleitungen elsässischer Kalibergwerke und der chemischen Industrie führten mehrere Unfälle in Chemiewerken zu ökologischen Katastrophen, die vor allem den Fisch- und Wasserpflanzenbestand reduzierten. Seit Ende der 1990er Jahre ist die Gewässerbelastung durch zusätzliche Filteranlagen und höhere gesetzliche Auflagen bei der Abwassereinleitung deutlich reduziert und der Sauerstoffgehalt in allen Flussabschnitten zufriedenstellend, so dass nahezu alle 47 früher im Rhein heimischen Fischarten wieder vorkommen. Durch die dichte Bebauung des Rheinufers kann das gelegentlich auftretende extreme Rheinhochwasser (z. B. 1993 und 1995) zu hohen Schäden führen. Durch die Anlage von Rückhaltebecken am Oberlauf und den Schutz von unbebauten Auenlandschaften sollen die Schwankungen in der Wasserführung ausgeglichen werden.
Rechtliches
Die Abgabenfreiheit der Rheinschifffahrt wurde erstmals im Westfälischen Frieden (1648), später im Frieden von Rijswijk (1697), auf dem Wiener Kongress 1815 und aufgrund von dessen Beratungen in der (Mainzer) Rheinschifffahrtsordnung vom 31. 3. 1831 niedergelegt, die durch die revidierte (Mannheimer) Rheinschifffahrtsakte vom 17. 10. 1868 ersetzt wurde. Dieser internationale Vertrag gibt die durchgehende Schifffahrt von Basel (später von Neuhausen) bis zur Mündung den Schiffen aller Staaten frei. Die Mannheimer Akte von 1868 ist durch Übereinkommen vom 20. 11. 1963 revidiert worden. Zum Schutz des Rheins gegen Verunreinigungen haben die Uferstaaten und Luxemburg sowie die EU zahlreiche Abkommen getroffen, so z. B. das 2001 ratifizierte Übereinkommen zum Schutz des Rheins, das die Grundlagen für einen integrierten und nachhaltigen Ansatz der Rheinschutzpolitik geschaffen hat.
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