Lexikon
Wilhelm II.
ihr Engländer ... seid verrückt, verrückt, verrückt wie die Märzhasen. Was ist über euch gekommen, dass ihr euch so völlig einem Argwohn überlassen habt, der einer großen Nation ganz unwürdig ist? Was kann ich mehr tun, als ich schon getan habe? Ich habe mit allem Nachdruck, der mir zu Gebote steht, in meiner Rede in der Guildhall [1907 in London] erklärt, dass das Ziel meines Herzens der Friede ist und einer der mir teuersten Wünsche, in den besten Beziehungen zu England zu leben ...
Meine Aufgabe ist keine von den leichtesten. Die vorherrschende Empfindung in großen Teilen der mittleren und unteren Klassen meines Volkes ist England nicht freundlich. Ich bin also sozusagen in einer Minderheit in meinem eigenen Land, aber sie ist eine Minderheit der besten Elemente, geradeso wie in England gegenüber Deutschland ...
Im Allgemeinen glaubt man in England, während der Dauer des südafrikanischen Krieges sei Deutschland feindlich gesinnt gewesen. Zweifellos war die öffentliche Meinung in Deutschland den Engländern feindlich - bitter feindlich. Die Presse war feindlich; die private Meinung war es. Aber wie ist es mit dem offiziellen Deutschland? ... Gerade während ihrer schwarzen Woche, im Dezember 1899, ... empfing ich einen Brief von der Königin Victoria, meiner verehrten Großmutter, der in Sorge und Kummer geschrieben war und deutliche Spuren der Angst trug ... Ich ließ mir durch einen meiner Offiziere einen möglichst genauen Bericht über die Zahl der Kämpfer auf beiden Seiten in Südafrika und über die momentane Stellung der einander gegenüberstehenden Streitkräfte beschaffen. Mit den Zeichnungen von mir, arbeitete ich einen Plan aus ... Dann sandte ich ihn eiligst nach England ...
Als merkwürdiges Zusammentreffen lassen sie mich hinzufügen, dass der von mir aufgestellte Plan dem sehr nahe kam, der wirklich von Lord Roberts angenommen und von ihm erfolgreich ausgeführt wurde ...
Aber, werden sie fragen, was ist mit der deutschen Flotte? Meine Antwort ist klar. Deutschland ist ein junges, wachsendes Reich ...
Deutschland muss eine mächtige Flotte haben ... Es kann wohl einmal geschehen, dass England selbst froh sein wird, dass Deutschland eine Flotte hat, wenn beide Länder gemeinsam auf derselben Seite ihre Stimme erheben werden in den großen Debatten der Zukunft."
Was mir an dem Kaiser gefällt, ist der totale Bruch mit dem Alten, und was mir an dem Kaiser [nicht] gefällt, ist das im Widerspruch dazu stehende Wiederherstellenwollen des Uralten. In gewissem Sinne befreit er uns von den öden Formen und Erscheinungen des alten Preußentums, er bricht mit der Ruppigkeit, der Popligkeit, der spießbürgerlichen Sechsdreierwirtschaft der 1813er Epoche, er lässt sich, aufs Große und Kleine hin angesehen, neue Hosen machen, statt die alten auszuflicken. Er ist ganz unkleinlich, forsch und hat volles Einsehen davon, dass ein Deutscher Kaiser was andres ist als ein Markgraf von Brandenburg. Er hat eine Million Soldaten und will auch hundert Panzerschiffe haben; er träumt (ich will ihm diesen Traum hoch anrechnen) von einer Demütigung Englands. Deutschland soll obenan sein, in all und jedem. Das alles - ob es klug und ausführbar ist, lass ich dahingestellt sein - berührt mich sympathisch, und ich wollte ihm auf seinem Turmseil willig folgen, wenn ich sähe, dass er die richtige Balancierstange in Händen hätte. Das hat er aber nicht. Er will, wenn nicht das Unmögliche, so doch das Höchstgefährliche, mit falscher Ausrüstung, mit unausreichenden Mitteln. Er glaubt das Neue mit ganz Altem besorgen zu können, er will Modernes aufrichten mit Rumpelkammerwaffen; er sorgt für neuen Most und weil er selber den alten Schläuchen nicht mehr traut, umwickelt er eben diese Schläuche mit immer dickerem Bindfaden und denkt: 〉nun wird es halten〈. Es wird aber [nicht] halten...Preußen - und mittelbar ganz Deutschland - krankt an unsren Ost-Elbiern. Über unsren Adel muss hinweggegangen werden; man kann ihn besuchen wie das ägyptische Museum und sich vor Ramses und Amenophis verneigen, aber das Land [ihm] zu Liebe regieren, in dem Wahn: 〉Dieser Adel sei das Land〈 - das ist unser Unglück, und so lange dieser Zustand fortbesteht, ist an eine Fortentwicklung deutscher Macht und deutschen Ansehens nach außen hin gar nicht zu denken. Worin unser Kaiser die Säule sieht, das sind nur [tönerne Füße]. Wir brauchen einen ganz andren Unterbau. Vor diesem erschrickt man; aber wer nicht wagt, nicht gewinnt. Dass Staaten an einer kühnen Umformung, die die Zeit forderte, zu Grunde gegangen wären - [dieser] Fall ist sehr selten. Ich wüßte keinen zu nennen. Aber das Umgekehrte zeigt sich hundertfältig.
Bakterien als Helfer gegen Krebs
Bakterien können auf vielfältige Weise mit Krebszellen interagieren. Einige zeigen die natürliche Tendenz, in Tumoren einzuwandern und Immunreaktionen hervorzurufen. Diese Eigenschaft haben sich Forschende nun zunutze gemacht. Sie veränderten probiotische Escherichia coli Bakterien so, dass diese im Tumor bestimmte Proteine...
Paradoxe Genome
Paradoxon. Ursprünglich entstammt der Begriff dem spätlateinischen Adjektiv „paradoxus“, das damals „unerwartet, überraschend“ meinte. Dass der Begriff des Paradoxons auch in den Naturwissenschaften gern verwendet wird, dürfte kaum verwundern. Schließlich widersprechen dort immer wieder mal neue Resultate ziemlich unerwartet den...