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Ninety Mile Beach - einer der längsten Strände der Welt

Strand soweit das Auge reicht. 88 Kilometer lang ist der Ninety Mile Beach im Nordwesten Neuseelands - einer der längsten Strände der Welt. Die Neuseeländer nutzen ihn als Highway und jedes Jahr Ende März findet dort die Te Houtaewa Challenge statt - ein Marathon der Extreme bei dem Sportler 62 Kilometer am Strand zurücklegen. Die Maori jedoch spaltet dieser Ultramarathon in zwei Lager: Befürworter und Gegner.
KEL

Hier endet Neuseeland: Kap Reinga, der nordwestlichste Punkt der Nordinsel

fbxx / thinkstock

Ja, es ist eine weite Reise nach Neuseeland. Ehrgeizige Urlauber, die dort den nördlichsten Strand Neuseelands komplett entlang spazieren wollen, werden feststellen: Auch das ist eine lange Reise. In der Ahipara Bucht beginnt er, der Ninety Mile Beach. Zunächst verläuft er gen Osten, ein kleines Stück nur und dann erstreckt er sich immer weiter nordwestwärts. Schier endlos scheint er zu sein, bis er dann schließlich doch nach 88 Kilometern an der nördlichsten Spitze Neuseelands abrupt an den Klippen des Kap Reinga endet. Etwas verwirrend ist der Name des Strandes dabei schon, denn nicht über 90, sondern über 55 Meilen erstreckt sich der Ninety Mile Beach

Der Strand als Highway

Das Befahren des Strandes ist gestattet - 100 Kilometer pro Stunde ist die erlaubte Höchstgeschwindigkeit.

Während Ebbe ist der Ninety Mile Beach breit genug, um ihn zu befahren. Und das machen die Neuseeländer auch. Auf dem festen Sand fahren Touristenbusse und Jeeps an der Küste entlang. Sogar Verkehrsschilder sind an dem Strand vereinzelt platziert: 100 Kilometer pro Stunde ist die erlaubte Höchstgeschwindigkeit. Das Befahren des Strandes ist also gestattet, ohne Allradantrieb jedoch nicht gerade empfehlenswert. Zu groß ist die Gefahr, im Sand festzufahren. Und sollte dies geschehen, dann ist man auf sich selbst gestellt, denn am Ninety Mile Beach kommt kein Abschleppwagen, um festsitzende PKW aus ihrer Lage zu befreien.

Ohne Allradantrieb fallen Autos schon mal dem “Ninety Mile Beach“ zum Opfer.

Auch die Gezeiten sollte jeder Fahrer gut im Blick behalten, wenn er den Strand als Highway nutzen möchte. An jeder Zufahrt zu dem Strand warnen daher Schilder: "Der Ninety Mile Beach ist ein gefährlicher Küstenstreifen", so heißt es, "ganz besonders zwei Stunden vor und nach der Flut. Viele Fahrzeuge gingen in den Fluten bereits verloren. Fahrer seien gewarnt: Wenn Sie ab diesem Punkt weiter fahren, dann tun Sie das vollkommen auf eigene Gefahr." Nicht jeden Fahrer schreckt diese Warnung ab. Und so laufen Spaziergänger am Strand hin und wieder an liegengebliebenen Autowracks vorbei. Halb vom Sand verschüttet und verrostet, zeugen sie von gescheiterten Versuchen, den Strand zu befahren.

Eine alte Sage und ein Marathon der Extreme

Satellitenaufnahme der Aupouri Peninsula

NASA / Public Domain

"Te Houtaewa Challenge" lautet der Name des berühmtesten Marathon Neuseelands, der jedes Jahr im März am Ninty Mile Beach stattfindet. 62 Kilometer laufen Extremsportler auf dem harten Sand den Küstenstreifen hoch. Die Strecke legt dabei eine alte Maori-Legende fest: Te Houtaewa, ein Maori-Junge, lebte mit seiner Familie an der neuseeländischen Küste.

Eines Tages bat seine Mutter ihn, Süßkartoffeln für das Essen auszugraben. Te Houtaewa aber hatte keine Lust, in der Erde zu buddeln. Er war ein sehr guter Läufer und so beschloss er, den Strand entlang bis zu einem Nachbarstamm zu laufen. Dort angekommen, stahl er die Süßkartoffeln und brachte sie seiner Mutter. Der Weg, den die Ultramarathon-Läufer seit 1993 jedes Jahr am Ninety Mile Beach zurücklegen, soll diese Strecke repräsentieren. Symbolisch bringen die Sportler die Kartoffeln wieder zurück, die Te Houtaewa einst stahl.

Zwiespalt auch unter Maoris

Jedoch erkennen nicht alle Nachkommen des einst bestohlenen Stammes diese entschuldigende Geste an. Sie demonstrieren gegen den Lauf und versuchen, ihn zu verhindern.  Denn nicht nur um die Legende geht es bei dem Konflikt um die Te Houtaewa Challenge. Dem Glauben der indigenen Ureinwohner Neuseelands nach wandern auch die Seelen der Verstorbenen den Strand hinauf und stürzen sich am Ende von den Klippen.

Die Ruhe der geheiligten Stätten an dem Strand werde durch das alljährliche Spektakel der “Te Houtaewa Challenge“ gestört, so argumentieren die Widersacher. Allerdings: Sowohl unter den Befürwortern wie den Gegnern des Ultramarathon sind Maori anzutreffen. So spiegelt der Zwist, der über den Te Houtaewa Challenge entstanden ist, der Zwiespalt in der Maori-Kultur wider, traditionelles und modernes Leben in Einklang zu bringen.

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