Selbst in Zeiten der historisch niedrigsten Zinsen ist ein Hausbau für viele Menschen immer noch die größte Investition des Lebens und kein Entschluss, der zwischen Tür und Angel getroffen wird. Gerade wenn ohnehin nur ein schmales Budget zur Verfügung steht, wollen die meisten Bauherren kein Geld verschenken oder für scheinbar unnötige und vermeidbare Details ausgeben. Denn schließlich kommen auch nach dem eigentlichen Hausbau nicht selten noch eine Menge Kosten dazu. Dass fast jeder Bauherr von der Auswahl des Grundstücks bis hin zur Heizung gut und gerne einmal 50.000 € oder mehr sparen kann, ist jedoch den wenigsten bewusst. Die folgenden zehn Tipps sollen dabei helfen, vernünftig und preiswert zu bauen und zwar von Anfang an. Denn bereits mit der Planung fängt der günstige Bau eines Eigenheims an.
1. Disziplin in der Planung wahren
Wer mit limitierten finanziellen Mitteln zu kämpfen hat, aber dennoch ein nettes Eigenheim bauen möchte, sollte im Zuge der Planung Disziplin beweisen. So sollten unter anderem der Mindestplatz und der Komfortbedarf definiert werden und während des Bauprozesses sollte nicht mehr von diesen Werten abgewichen werden. Nur wer hierbei streng mit sich selbst und seinen Vorgaben bleibt, vermeidet ein Ausufern der Baukosten.
Denn was anfangs vielleicht nach eher wenig benötigtem Budget für dieses oder jenes Detail des Hauses aussieht, kann sich schnell zu einer eklatanten Summe addieren. Kommt allerdings ein „Extra“ während des Bauens hinzu, auf das die Bauherren nicht vorbereitet sind, muss eben an einer anderen Stelle wieder etwas gestrichen werden.
Wer von Anfang an die Planungsphase voll ausnutzt und sich Gedanken zu Alternativen herkömmlicher Bauweisen, Ausstattungsgegenstände und benutzten Materialien macht, spart am Ende nicht selten eine Menge Stress und Mehrkosten.
2. Bei der Grundstücksuche auf zukünftige Kostenvorteile achten
Das Grundstück auf dem das zukünftige Traumhaus stehen wird, bestimmt nicht selten je nach Lage und Ausrichtung über einen ganz beachtlichen Teil der Bau- und Unterhaltskosten. Wer beispielsweise am Hang baut oder einen schwierigen Untergrund wählt, verteuert selbstverständlich die Gründungsarbeiten. Der Vorteil einer Hanglage jedoch kann mitunter die natürliche Dämmung der Außenhülle eines eingegrabenen Teils und damit die Reduzierung der Heizkosten sein; die Voraussetzung dafür ist dann allerdings eine geschickte Ausrichtung der Fassade und eine Öffnung in Richtung Süden – all das sollte in die Planung miteinfließen.
Möchten Bauwillige in Ballungsräumen bauen, ist dort meist mit hohen Grundstückpreisen und generell knapper Auswahl an passenden Grundstücken zu rechnen. Es empfiehlt sich hier, bei der Suche nach ungewöhnlichen und damit gegebenenfalls preiswerteren Bauplätzen beispielsweise nach Baulücken oder zur Nachverdichtung geeigneten Hinterhöfen Ausschau zu halten.
3. Den passenden Architekten finden
Um auch auf dem noch so ungewöhnlichen Grundstück das richtige Haus bauen zu können, muss der passende Architekt her. Entgegen der Auffassung vieler, dieser sei zu teuer oder lohne sich nicht, kann die Beauftragung eines guten Architekten sehr wohl dabei helfen, am Ende des Tages Geld einzusparen.
Das liegt daran, dass der Architekt nach einem eingehenden Briefing durch die Bauherren einen Entwurf für diese maßschneidert und diesen auf die individuellen Anforderungen und vor allem auch auf das Grundstück abstimmt. Währenddessen kann er die Bauherren als Fachmann auch schon über eventuelle Einsparpotenziale informieren. Immer zu empfehlen ist ein von beiden Seiten unterschriebener Architektenvertrag zur Beauftragung über die ausgehandelten Leistungen.
4. Den Grundriss clever aufteilen
Vor dem eigentlichen Bauvorhaben sollte auch der Grundriss genau und geschickt geplant werden. Wer beispielsweise Wohnbereich und Essbereich mit integrierter offener Küche kombiniert, spart bares Geld. Sowohl Wände, als auch Türen und Erschließungsflächen können dabei eingespart werden und es entsteht ein moderner, großzügiger Raumeindruck.
Schlafzimmer sollten und müssen nicht übermäßig groß dimensioniert sein, dienen doch schließlich nur zum Schlaf und eventuell zum Ankleiden. Lassen die Räume im „Individualbereich“ dank guter Proportionen und richtiger Platzierung der Türen und Fenster flexible Nutzungen zu, ist das optimal. Auf kleinen Grundflächen lassen lange Sichtachsen und schöne Durchblicke ein großzügiges Raumgefühl entstehen.
5. Den Baukörper effizient gestalten
Wer bei der Wahl der Bauform Geld sparen möchte, sollte auf einen möglichst kompakten Baukörper ohne aufwendige und kostenintensive Details zurückgreifen. Dies können Erker sein, große Balkone, abstehende Giebel und Ecken usw. Denn diese Bauweise ist am wirtschaftlichsten umzusetzen und für eine energiesparende Bauweise optimal geeignet. Viele Massivhäuser beispielsweise, die in erster Linie vor allem in ihrer Bauweise solide und langlebig sind, lassen sich kompakt umsetzen und sind aufgrund der Möglichkeit, ökologische Baustoffe einzusetzen sowie umweltgerecht und energieoptimal gebaut zu werden, vorteilhaft.
Bei der Dachform gilt im Übrigen das gleiche: Simplizität siegt. So kosten Pultdächer oder Satteldächer deutlich weniger als etwa ein ausgefeiltes und kompliziertes Krüppelwalmdach.
6. Eine günstige Bauweise aussuchen
Wer sich einen Massivbau oder ein Haus nach der klassischen und in Deutschland typischen Stein-auf-Stein-Bauweise nicht leisten kann oder will, kann auch anders bauen. Inzwischen gibt es vorgefertigte, bereits mit diversen Installationen ausgestatteten Gebäudeteile, mit denen sich ein Rohbau inklusive Dach bereits in wenigen Tagen erstellen lässt. So kann im Anschluss direkt mit der Ausbauphase begonnen werden.
Mit Hilfe dieser verkürzten Bauzeit wiederum können eine Menge Kosten gespart werden. So etwa auch jene für die Miete der zum Zeitpunkt des Baus noch alten Wohnung.
7. Nachhaltigkeit und Energieeffizienz beachten
Wer heutzutage Geld in Nachhaltigkeit und Energieeffizienz investiert, kann sich einer guten Anlage sicher sein. Obligatorisch ist dabei bereits eine sehr gute Dämmung der gesamten Haushülle. Zusammen mit einer effizienten Haustechnik sorgt diese für dauerhaft niedrige Energiekosten.
Generell sollte beim Kauf der Baustoffe und der Technik für das Haus nicht ausschließlich auf den Preis geschaut werden. Vielmehr spielen auch Nachhaltigkeitsaspekte, wie eine umweltschonende Erzeugung und Entsorgungsmöglichkeiten der Rohstoffe eine bedeutende Rolle. Sie tragen in der Regel nicht nur zum Erhalt der eigenen Gesundheit, sondern auch zum langfristigen Werterhalt des Hauses bei.
Ebenfalls schlau ist es, wenn man modular denkt. Das bedeutet, dass nicht immer gleich alles gekauft und angebaut werden muss, die Möglichkeiten dafür aber bestehen sollten. Wer zum Beispiel beim Hausbau nicht genügend Geld für eine Photovoltaikanlage übrig hat, sollte zumindest die Installationsleitungen für den späteren Einbau anlegen. Damit fährt man günstiger, als mit einer späteren Nachrüstung. Auch wer sein neues Haus beispielsweise mit einer Fußbodenheizung ausstattet, kann zu einem späteren Zeitpunkt günstiger von einer Gas-Brennwertheizung auf ein rein regeneratives Heizsystem umrüsten.
8. Beim Bad sparen
Das Badezimmer gilt ganz allgemein als einer der durchschnittlich teuersten Räume im ganzen Haus. Dieser Umstand erklärt sich durch die relativ hohe technische Ausstattung von Toilette über Dusche, Badewanne usw. Allerdings lässt sich auch das schönste Traumbad recht preiswert umsetzen: eine geschickte Planung und eine sinnvolle Auswahl qualitativ hochwertiger aber dennoch preisgünstiger Ausstattungsgegenstände tragen dazu bei.
- So kann beispielsweise eine bodengleiche Dusche für die Optimierung der Grundfläche sorgen, da die Bewegungsflächen so mehrfach genutzt werden.
- Wer teure Fliesen nur in Bereichen des Bades anbringt, die auch wirklich gefährdet von Spritzwasser sind, ergibt sich dadurch zum einen die Gelegenheit Kosten zu Sparen und zum anderen ein spannendes Gestaltungselement.
- Generell können Fachmänner dabei helfen, im Bad an Kosten zu sparen, gleichzeitig aber ästhetische Ansprüche aufrecht zu erhalten. Am besten holt man sich bei geringem Budget also einen Bäderexperten heran und fragt um Hilfe.
9. Vor dem Graben den Keller Planen
Noch bevor überhaupt irgendetwas vom Haus sichtbar wird, lassen Bauherren oftmals schon eine große Summe ihres Budgets sprichwörtlich „in den Boden versenken“, weil sie davon ausgehen, dass ein großer Keller hermuss. Die Frage, die man sich aber stellen sollte, lautet „Muss wirklich die gesamte Grundfläche des Hauses unterirdisch zum Stauraum oder zur Technikzentrale ausgebaut werden?“.
Denn manchmal brauchen Familien eigentlich überhaupt keinen Keller. Oder es würde ihnen eine Teilunterkellerung für ein oder zwei Fahrräder und ein paar Kartons schon reichen. Warum also von Vornherein die gesamte Grundfläche auskellern?
Als günstigere Alternative zum Keller bietet es sich mitunter auch an, oberirdisch auf dem Grundstück eine erweiterte Garage anzusetzen, die genug Stauraum bietet. Was dennoch bedacht werden sollte: Eine Nachrüstung des Kellers ist nicht möglich. Und wer sein Haus wiederverkaufen möchte, muss wissen, dass nicht unterkellerte Häuser bei vielen Interessenten immer noch auf Abneigung stoßen.
10. Den Sparfaktor der Eigenleistung nicht unterschätzen
In der Ausbauphase lässt sich beim Hausbau mit der sogenannten „Muskelhypothek“, also dem eigenen Mitanpacken der Bauherren, nicht wenig Geld sparen. Genauer gesagt sind es knapp 10% der Baukosten die dadurch reduziert werden können und immerhin sind laut einer Studie von BHW auch 63% der Deutschen bereit, selbst anzupacken.
Wer allerdings handwerklich überhaupt nicht versiert ist und das Gefühl hat, beim Bau eher negativen Einfluss auf die Abläufe auszuüben, sollte sich das Ganze zwei Mal überlegen. Außerdem sollte das Zeitmanagement realistisch eingeschätzt werden.
Typische Gewerke der Selbsthilfe beim Hausbau sind übrigens das Verlegen von Fußböden, Tapezieren, Streichen sowie die Realisierung von Außenanlagen, also Garten & Co.