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Schuppenflechte - Wenn die Haut schuppt und die Seele leidet
Rund 125 Millionen Menschen leiden weltweit an Schuppenflechte, davon circa zwei Millionen in Deutschland. Die auch Psoriasis genannte Erkrankung ist ein chronisch-entzündliches Leiden, das sich vor allem auf der Haut zeigt. Dabei bilden sich gerötete, schuppende und oftmals juckende Stellen am Körper. Sie können von der Kopfhaut bis zu den Beinen praktisch überall auftreten und kommen häufig in Schüben.
Die Ursache für dieses unkontrollierte Hautwachstum ist ein überaktives Immunsystem. Die körpereigene Abwehr der Patienten schüttet zu viele Botenstoffe aus. Dadurch regt sie die Hautzellen an, sich zu vermehren und anzuhäufen. Als Folge wandern die Zellen der obersten Hautschicht siebenmal schneller an die Hautoberfläche als bei gesunden Menschen. Normalerweise erneuert sich die Oberhaut innerhalb von 28 Tagen - bei Psoriatikern dauert das nur drei bis vier Tage.
Schuppen und Scham
Oftmals erkrankt durch die Überreaktion des Immunsystems nicht nur die Haut: Dadurch, dass im Körper ständig Alarmbereitschaft herrscht und somit eine chronische Entzündung besteht, können auch Gelenke, Organe wie Herz und Leber oder Stoffwechselvorgänge in Mitleidenschaft gezogen werden.
Nicht selten kommt zu der körperlichen zudem noch eine seelische Belastung hinzu. Viele Betroffene fühlen sich wegen ihrer Haut unwohl und schämen sich - insbesondere dann, wenn die entzündeten Stellen an nicht so leicht zu verdeckenden Körperregionen wie dem Gesicht auftreten oder die Intimregion betreffen. Scham und ein vermindertes Selbstwertgefühl können sich negativ auf sämtliche Lebensbereiche auswirken: auf den Beruf, die Partnerschaft und das alltägliche Leben.
Begleiterscheinung Depression
Umfragen zufolge wünscht sich die große Mehrheit der Patienten vor allem, dass man ihnen ihre Schuppenflechte nicht ansieht. Aus Scham oder Angst vor Zurückweisung scheuen viele von ihnen den Kontakt zu anderen. Intime Beziehungen einzugehen und Berührungen zuzulassen fällt ihnen schwer.
"Berührungsmangel bei chronischen Hauterkrankungen, speziell auch bei der Schuppenflechte, spielt eine wichtige Rolle, weil er zu psychischen Erkrankungen wie Depression und sozialer Phobie führen kann", sagt der Dermatologe Uwe Gieler vom Universitätsklinikum Gießen. Tatsächlich leiden einer europaweiten Studie zufolge immerhin fünfzehn bis 20 Prozent aller Menschen mit Schuppenflechte an einer klinisch manifesten Depression. Und weitere knapp 17 Prozent stehen an der kritischen Grenze hin zu einer solchen psychischen Störung.
Nicht heil-, aber behandelbar
Doch es gibt eine gute Nachricht: Zwar lässt sich die Schuppenflechte bis heute nicht heilen. Wissenschaftler verstehen die Erkrankung aber immer besser - und damit erweitern sich auch die Therapiemöglichkeiten. So ist inzwischen bekannt, dass eine erbliche Veranlagung bei der Psoriasis eine wesentliche Rolle spielt und dass bestimmte Auslöser wie Infektionen oder Stress die Krankheit zum Ausbruch bringen können.
Auch wichtige Details der spezifischen Entzündungsreaktionen haben Forscher bereits entschlüsselt. Dank dieses Wissens lassen sich zumindest die Symptome der Erkrankung heute gut in den Griff bekommen. Äußerlich lindern zum Beispiel Salben mit dem Wirkstoff Dithranol die Entzündung. Bäder mit speziellen Zusätzen können helfen, die Schuppen abzulösen.