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Sternenhimmel im Juli 2023 – Supermonde, Sonnenferne und die Milchstraße

Im Sommer sind die Nächte zwar kurz, aber zu sehen ist trotzdem einiges. So folgen ab jetzt gleich vier Supermonde hintereinander – Vollmonde, die besonders hell und groß erscheinen. Die Venus strahlt vor ihrem Abschied als "Abendstern" noch einmal besonders hell und die Milchstraße bildet nun einen besonders gut sichtbaren großen Bogen einmal über den gesamten Himmel. Außerdem klären wir die Frage, warum die Erde ausgerechnet im Sommer ihren sonnenfernsten Punkt durchwandert.
NPO / Planetarium Hamburg, 03.07.2023
Milchstraße im Juli
Milchstraße im Juli

© Stellarium / Planetarium Hamburg

Sonnenfernster Punkt – und trotzdem Sommer?

Weil es im Sommer warm ist, könnte man denken, dass die Erde der Sonne in dieser Jahreszeit besonders nah ist. Aber das ist ein Irrtum. Richtig ist vielmehr das Gegenteil: Am 6. Juli 2023 durchwandert unser Planet den sonnenfernsten Punkt seiner jährlichen Umlaufbahn. „In der Astronomie wird diese Position als Aphel bezeichnet – im Gegensatz zum Perihel, der Sonnennähe, Anfang Januar“, erklärt Björn Voss, Direktor des Planetarium Hamburg. „Nun trennen uns 152,1 Millionen Kilometer von unserem Zentralgestirn, während es am 4. Januar ‚nur‘ 147,1 Millionen Kilometer waren.“

Dieser Entfernungsunterschied von immerhin fünf Millionen Kilometern spielt aber keine ausschlaggebende Rolle beim Wechsel der Jahreszeiten. Entscheidend dafür ist vielmehr die Neigung der Erdachse. Die nördliche Halbkugel ist in unserem Sommerhalbjahr der Sonne stärker zugeneigt, deshalb fallen die Sonnenstrahlen bei uns in steilerem Winkel auf die Erdoberfläche, die Sonne scheint höher am Himmel zu stehen und die Tage sind länger. Währenddessen herrscht auf der Südhalbkugel Winter: Sie ist jetzt leicht von der Sonne weggekehrt, so dass die Strahlung in flacherem Winkel auftrifft und weniger Energie einträgt.

Insofern haben die leichten Veränderungen des Abstands von Erde und Sonne kaum direkten Einfluss auf unsere Jahreszeiten. Aber einen indirekten: „Während der Sonnenferne ist die Geschwindigkeit der Erde um etwa einen Kilometer pro Sekunde langsamer als zum Jahresanfang. Dadurch ist unser Sommerhalbjahr um eine Woche länger als das Winterhalbjahr", sagt Voss.

Vier Supermonde in Folge

In den nächsten Monaten stehen uns gleich vier Supermonde bevor – Vollmonde, bei denen der Erdtrabant der Erde besonders nahe ist. Durch den elliptischen Orbit des Mondes um die Erde schwankt der Abstand von Erde und Erdtrabant daher um gut 21.000 Kilometer um den durchschnittlichen Wert von 384.472 Kilometern. Wenn der Mond bei Vollmond zufällig am erdnächsten Punkt seiner Bahn steht, dem Perigäum, dann ist er uns besonders nahe und erscheint rund 30 Prozent heller und 14 Prozent größer als am erdfernsten Punkt.

Bei den folgenden vier Vollmonden ist dies der Fall: Am 3. Juli 2023 ist der Erdtrabant rund 361.900 Kilometer entfernt. Dieser Supermond erscheint sogar noch größer als ohnehin schon, weil der Mond erst gegen 23:00 Uhr aufgeht und dann tief über dem Horizont steht. „Für mich ist der im Juli so tief stehende Vollmond der wohl schönste Himmelsanblick des Monats“, sagt Voss. Noch etwas näher ist uns der Erdtrabant beim ersten Vollmond im August mit nur 357.530 Kilometer Abstand, beim zweiten August-Supermond am 30.8. sind es sogar nur 357.340 Kilometer. Den Abschluss der vier Supermonde macht dann der Vollmond am 28. September mit 361.550 Kilometern Abstand.

Vergleich der scheinbaren Größe des Mondes an seinem erdnächsten und erdfernsten Punkt.

NASA

Abschied vom "Abendstern"

Bei den Planeten verabschiedet sich die Venus in der ersten Juliwoche von ihrer prominenten Rolle als "Abendstern". Am 7. Juli erreicht sie dabei – quasi als Abschiedsvorstellung – noch einmal ihre größte Helligkeit und strahlt bei Sonnenuntergang dicht am Horizont, bevor sie gegen 23:00 Uhr untergeht. In der zweiten Julihälfte verschwindet die Venus schließlich ganz. Sie wird erst im August wieder zu sehen sein – dann als "Morgenstern".

Die beiden großen Gasriesen Jupiter und Saturn leuchten in der zweiten Nachthälfte besonders prominent am Himmel. Am 7. Juli kommt es dabei zu einem Rendezvous mit dem Saturn, am 11 Juli zieht die schmale Sichel des abnehmenden Mondes dicht an Jupiter vorbei.

Sternbild Schwan und Sommerdreieck
Sternbild Schwan und Sommerdreieck

© Stellarium / Planetarium Hamburg

„Tierisch“ schöne Sternbilder: Schwan und Skorpion

Am Sternenhimmel prägen momentan die Sommersternbilder das Bild unter ihnen der Schwan.  Er ist in den lauen Juli-Abenden leicht am östlichen Firmament inmitten der Milchstraße zu erkennen. Die Sterne des Schwans sind als auffälliges Kreuz angeordnet, weshalb er auch als „Kreuz des Nordens“ bekannt ist. Der hellste Stern im Adler, Deneb, bildet gemeinsam mit dem Stern Wega in der Leier und Atair im Adler das markante „Sommerdreieck“. Diese großflächige Formation ist nach Einbruch der Dunkelheit am südöstlichen Abendhimmel sichtbar.

 „Fast noch schöner als der Schwan ist jedoch der Skorpion mit seinem Haupt-Stern Antares. Allerdings bekommen wir in Deutschland nur seinen vorderen Körper zu Gesicht, denn er steht tief in südlicher Richtung und steigt in unseren Breiten niemals ganz über den Horizont empor“, erklärt Voss. „Damit ist er ganz klar ein Tipp für Reisende, die in den Sommerferien den Mittelmeerraum ansteuern werden: Hier zeigt sich das beeindruckende Sternbild in seiner ganzen Pracht am südlichen Himmel.“ Denn die malerisch gewundene Sternenkette, die den hinteren Körperteil mit dem Stachel des Tieres darstellt, sieht man nur in südlicheren, mediterranen Breiten.

Skorpion und Milchstraße
Skorpion und Milchstraße. So vollständig wie hier sieht man das Sternbild aber erst südlich der Alpen.

© Stellarium / Planetarium Hamburg

Die Milchstraße am Sommerhimmel

Das vielleicht größte Highlight des Sommer-Sternenhimmels ist aber wohl die Milchstraße selbst – sowohl bei uns zu Hause als auch in südlicheren Gefilden. Denn im Sommer ist ihr Anblick am prächtigsten. „Aufgrund unserer Stellung zur Sonne und der Neigung der Erdachse schauen wir nun ins Zentrum unserer ‚Sternenstadt‘. Und hier ist deutlich mehr zu sehen als in dem äußeren Seitenarm der Milchstraße, den wir im Winter zu Gesicht bekommen“, erklärt Voss.

Das milchig wirkende Band der Milchstraße steht in späten Juli-Nächten senkrecht am Himmel und erstreckt sich in einem Bogen von Süden über Den Zenit nach Norden. Ihr Anblick lohnt sich vor allem zum Monatsende, weil es erst dann auch in nördlicheren Gefilden wieder ganz dunkel wird. Um die Milchstraße in ihrer ganzen Pracht erleben zu können, sollte man sich aber an einem dunklen Ort befinden - am hellen Stadthimmel ist sie fast unsichtbar. Wer aber seinen Sommerurlaub auf dem Land verbringt, kommt in den Genuss der besten Sichtverhältnisse.

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