Ob dunkle Tannen oder mächtiger Eichenwald - der deutsche Wald ist geradezu sprichwörtlich. Kein Wunder: Schon die Römer beschrieben Germanien als eine Gegend der Wälder. Doch nicht jeder Wald ist gleich. Sein Charakter hängt unter anderem davon ab, welche Bäume in ihm dominieren und wie er bewirtschaftet wird.
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Buchen gehörten einst zu den dominierenden Baumarten in Mitteleuropa
Einst war fast ganz Mitteleuropa von ausgedehnten Urwäldern bedeckt. Wie ein dunkelgrüner Teppich bedeckten sie die gesamte Region. Vor allem Rotbuchen und Eichen prägten diese Lebensräume, nur auf den Höhen der Mittelgebirge und der Alpen herrschten Nadelbäume vor, die dem rauen Klima besser trotzen konnten. Entlang der Flüsse und in feuchten Senken wuchsen vor allem Weiden, Erlen, Pappeln und Ulmen.
Vom Urwald zum Wirtschaftswald
Auch heute ist Deutschland noch immer eines der waldreichsten Länder Europas. Immerhin knapp ein Drittel seiner Fläche ist von Wäldern bedeckt. Insgesamt wachsen hier rund 90 Milliarden Bäume. Echte Urwälder gibt es bei uns allerdings nicht mehr, letzte wildwüchsige Reste gibt es noch im Bayrischen Wald, im Thüringer Wald, aber auch in Nordhessen und im UNESCO-Weltkulturerbe Buchenwald Grumsin in Brandenburg.
Die meisten anderen Wälder wurden dagegen schon seit der Jungsteinzeit durch die Nutzung des Menschen verändert. Um beispielsweise in Notzeiten, insbesondere nach großen Kriegen, möglichst rasch wieder viel Wald und damit Holznachschub zum Bauen und Heizen zu bekommen, pflanzten unsere Vorfahren auch in den Niederungen schnellwachsende Nadelbäume wie Fichten und Kiefern an. Dadurch ist der Anteil des Nadelwalds gestiegen, heute macht er mehr als die Hälfte des deutschen Waldbestands aus. Eichen und Buchen, einst die dominanten Baumarten bei uns, haben dagegen abgenommen.
Weil Fichten schnell heranwachsen, sind sie als Holzlieferanten beliebt
Zu viel Gleiches ist nicht gut
Bei den bewirtschafteten Wäldern gibt es aber entscheidende Unterschiede. So wurden früher oft ganze Monokulturen mit nur einer Baumart angelegt. Doch solche Flächen, auf denen nur Bäume einer Art und eines Alters wachsen, sind nicht gerade natürlich.
In diesen Baum-Monokulturen fehlt die typische, reich gegliederte Mischung aus alten und jungen Bäumen, aus hohen und niedrigeren Arten. Deshalb bieten sie nur wenigen Tieren und Pflanzen einen geeigneten Lebensraum. Hinzu kommt, dass solche Forste sehr anfällig sind: Weil die Bäume eng stehen und oft schon nach weniger als 20 Jahren wieder abgeholzt werden, sind ihre Stämme dünn und werden bei Stürmen leicht geknickt. Auch Schädlinge können hier besonders großen Schaden anrichten, denn ihre jeweilige Lieblingsspeise kommt hier direkt geballt vor.
Es geht auch naturnah
Anders ist dies bei einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung. Hier wird darauf geachtet, dass die natürliche Altersstruktur des Waldes erhalten bleibt. Stirbt ein alter Baum oder wird ein einzelner Baum herausgenommen, um dessen Holz zu verwerten, dann sorgt die natürliche Verjüngung des Waldes automatisch für Nachwuchs. In der entstandenen Lichtung wachsen die von den Nachbarbäumen ausgesäten Schösslinge heran und schließen so im Laufe der Zeit die Lücke wieder.
Ebenfalls wichtig ist ein ausgewogenes Verhältnis der verschiedenen Baumarten. Die meisten Wälder in Deutschland sind heute wieder naturnahe Mischwälder, in denen neben Eiche, Rotbuche und anderen Laubbäumen auch Nadelbäume wachsen. Weil diese meist schneller wachsen und ihr Holz für viele Produkte gebraucht wird, sorgen sie dafür, dass im naturnahen Wirtschaftswald zwar der Faktor "Wirtschaft" nicht zu kurz kommt, sich hier dennoch ein vielseitiger und wertvoller Lebensraum ausbilden kann.