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Warum es erst im Hochsommer so richtig heiß wird
Zur Sommersonnenwende Mitte Juni steht die Sonne über der Nordhalbkugel so hoch wie an keinem anderen Tag im Jahr und markiert damit den astronomischen Beginn des Sommers. Rund um dieses Ereignis sind die Tage am längsten und die Sonnenstrahlen treffen in einem steilen Winkel auf die Erdoberfläche – ideale Voraussetzungen für hohe Temperaturen. Das Paradoxe jedoch: Die typische Sommerhitze lässt noch auf sich warten. In Deutschland sind es meist erst der Juli und August, die mit den heißesten Tagen des Jahres aufwarten. Aber warum?
Warum ist es erst im Juli und August so richtig heiß?
Das Stichwort lautet an dieser Stelle „saisonale Verzögerung“. Die Erde und insbesondere die Ozeane benötigen Zeit, um sich aufzuheizen. Zwar nimmt der Erdboden im Juni bereits viel Sonnenenergie auf, doch bis diese Wärme sich in der Atmosphäre voll entfaltet, vergehen mehrere Wochen. Die höchsten Durchschnittstemperaturen werden deshalb mit einer zeitlichen Verzögerung erreicht – ähnlich wie bei einem Ofen, der nach dem Einschalten nicht sofort heiß ist, sondern erst vorheizen muss. Die Sommersonnenwende ist somit nur der Startschuss für die heiße Phase des Jahres, nicht ihr Höhepunkt.
Ein wichtiger Faktor ist dabei auch das Klima Europas, das stark von den Westwinden und dem Atlantik beeinflusst wird. Die Wassermassen des Ozeans reagieren viel träger auf die Sonnenwärme als das Land. Die Meere haben daher jetzt noch nicht genügend Energie aufgenommen, um das Festland spürbar zu erwärmen. Erst im Laufe des Juni – wenn die Sonne Tag für Tag steiler am Himmel steht – erwärmt sich das Wasser allmählich, was mit zeitlichem Versatz zur spürbaren Sommerhitze im Juli führt. Dank der Pufferwirkung des Atlantiks fällt allerdings auch diese Hitzespitze weniger heiß aus, als es in größerer Entfernung vom Meer der Fall wäre.
Nach dem gleichen Prinzip erklärt sich auch, warum es am Tag meist zwischen 14 und 16 Uhr am wärmsten ist – und nicht genau um zwölf Uhr mittags, wenn die Sonne ihren höchsten Stand erreicht. Die Sonnenstrahlung heizt die Erdoberfläche und die Luft im Laufe des Tages zunehmend auf. Erst wenn die Sonne am Nachmittag an Strahlkraft verliert, beginnt die Atmosphäre allmählich, wieder abzukühlen.
Warum ist es im Sommer heiß, obwohl die Erde dann am weitesten von der Sonne entfernt ist?
Ein weiteres verblüffendes Phänomen: Im Sommer ist die Erde nicht etwa der Sonne besonders nah, sondern befindet sich im Gegenteil sogar am weitesten Punkt ihrer Umlaufbahn – dem sogenannten Aphel. Dieser tritt meist Anfang Juli ein. Die Erde ist dann etwa fünf Millionen Kilometer weiter von der Sonne entfernt als im Januar, wenn sie das Perihel – den sonnennächsten Punkt ihrer Bahn – durchläuft.
Dass es dennoch im Sommer warm ist, liegt nicht an der Entfernung zur Sonne, sondern an der Neigung der Erdachse. In unserem Sommer ist die Nordhalbkugel zur Sonne hin geneigt – die Sonnenstrahlen fallen deshalb besonders steil ein und haben so eine intensivere Wirkung. Zudem dauern die Tage länger, was eine zusätzliche Erwärmung begünstigt. Es kommt also weniger auf die Entfernung zur Sonne an als auf den Einfallswinkel und die Dauer der Sonneneinstrahlung.
Warum sind Sommernächte wärmer als Winternächte?
Ein weiterer Grund, warum uns der Sommer deutlich wärmer erscheint als der Winter, zeigt sich in der Nacht: Sommernächte sind in der Regel deutlich milder als Winternächte. Das liegt vor allem daran, wie die Erde im Laufe eines Tages Energie aufnimmt und wieder abgibt. An langen Sommertagen wird die Erdoberfläche intensiv von der Sonne bestrahlt. Böden, Gebäude, Vegetation und vor allem auch die Atmosphäre speichern diese Wärme. Nach Sonnenuntergang gibt die Erde diese Energie nur langsam wieder ab – die Umgebung bleibt länger warm, und die Temperaturen sinken nachts nicht so stark ab.
Im Winter hingegen ist die Sonnenstrahlung deutlich schwächer. Die Sonne steht flacher am Himmel, die Tage sind kürzer, und die eingestrahlte Energie reicht kaum aus, um den Boden oder die Luft nennenswert zu erwärmen. Nachts kühlt die Erde daher deutlich schneller aus. Hinzu kommt, dass die Luft im Winter meist trockener ist und weniger Wasserdampf enthält, was bedeutet, dass auch weniger Wärme in der Atmosphäre gespeichert und zurückgehalten wird.