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Gibt es ein 13. Sternzeichen?

Wenn wir über Sternzeichen reden, meinen wir meist die zwölf Tierkreiszeichen. Sie sind zwar ursprünglich von echten Sternbildern abgeleitet, haben mit dem sichtbaren Nachthimmel aber nur noch wenig zu tun – besonders weil sich die Sonnenbahn im Laufe der Jahrhunderte verschoben hat. Wenn man streng nach den Sternen gehen würde, hätten die meisten Menschen daher ein anderes Sternzeichen.
JFL, 29.12.2021

Der Schlangenträger ist ein sehr ausgedehntes, aber wenig auffälliges Sternbild am Sommerhimmel. Er besitzt eine ringförmige Gestalt, von der westlich und östlich die Sterne der Schlange ausgehen.

GettyImages, Allexxandar

Schon als Kindern wird uns gesagt, was wir für ein Sternzeichen haben – für viele spielt es im späteren Leben aber keine große Rolle mehr. Doch nicht nur wir verändern uns im Laufe der Zeit, auch die Sternbilder haben keine feste Position am Himmel. Seit der Erfindung der Tierkreiszeichen haben sie sich schon ganz schön verschoben.

Die ersten Berichte über Sternbilder gehen bis ins siebte Jahrhundert vor Christus zurück. Damals glaubten die Babylonier schon Muster in den Sternen zu erkennen und gaben ihnen Namen. Die Aufteilung des Nachthimmels in feste Abschnitte kam allerdings erst 300 Jahre später auf. Als Grundlage hierfür nutzten die Babylonier die sogenannte Ekliptik der Sonne.

Als Ekliptik wird der scheinbare Lauf der Sonne am Himmel bezeichnet: Im Jahresverlauf steht sie von uns aus gesehen nacheinander vor verschiedenen Sternbildern. Dies wird aber nicht etwa durch eine Bewegung der Sonne oder der Sterne hervorgerufen, sondern dadurch, dass sich die Erde im Jahresverlauf um die Sonne dreht. So verschiebt sich auch unsere Sicht auf die anderen Gestirne.

Ekliptik als Orientierungspunkt

Diesen Lauf der Sonne teilten die Babylonier damals in zwölf feste Abschnitte von je 30 Grad. Jedem Abschnitt der Ekliptik wurde dann das Sternbild zugewiesen, vor dem die Sonne zur jeweiligen Zeit stand. Dies hatte damals allerdings noch astronomische Zwecke: Die Sternenforscher nutzten die Sternzeichen als Orientierung und zur Berechnung von Planetenpositionen. Die Astrologie, also der scheinbare Einfluss der Sterne auf das irdische Leben, kam erst später dazu.

Den Startpunkt des Tierkreises bildete damals schon das Sternbild Widder, vor dem die Sonne zum Zeitpunkt des Frühlingsäquinoktiums, also der Tag-und-Nacht-Gleiche im März, stand. Danach folgen dann die Tierkreiszeichen Stier, Zwillinge, Krebs, Löwe, Jungfrau, Waage, Skorpion, Schütze, Steinbock, Wassermann, und Fische, bevor es wieder mit Widder beginnt. Wenn man den Tierkreis allerdings dem heutigen Sternenhimmel anpassen würde, käme noch ein 13. Sternzeichen hinzu: der Schlangenträger.

In der Antike stimmten die Tierkreiszeichen noch mit ihren zugeordneten Sternbildern überein. Einem 30-Grad-Abschnitt war jeweils das Sternzeichen zugeordnet, in dem die Sonne stand.

 

WolfgangRieger / Gemeinfrei

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Der Lauf der Sonne verändert sich

Das hat damit zu tun, dass sich die Ekliptik der Sonne im Laufe der Zeit verschiebt, was an der sogenannten Präzession der Erde liegt. Sie beschreibt eine Art Schlingern der Erdachse, vergleichbar mit dem Taumeln eines Kreisels. Die Präzession der Erde ist allerdings deutlich langsamer: Ein Durchgang dauert knapp 26.000 Jahre.

Die Ekliptik verschiebt sich demnach etwa alle 72 Jahre um ein Grad. Seit der Zeit der Babylonier hat sich also einiges verändert. So befindet sich die Sonne zum Zeitpunkt des Äquinoktiums im Frühling mittlerweile im Sternbild Fische, in knapp 200 Jahren wird sie sich dann sogar im Wassermann befinden.

Durch diese Verschiebung kommt auch das Sternbild des Schlangenträgers ins Spiel. Von Ende November bis Mitte Dezember befindet sich die Sonne nämlich nicht mehr vor den Sternen des Skorpions, sondern durchkreuzt das neue Sternbild. Der Schlangenträger war übrigens auch schon unter den Babyloniern bekannt, spielte aber nicht so eine große Rolle.

Weil die Sternzeichen trotz der Verschiebung der Ekliptik weiterhin in ihrer ursprünglichen Form verwendet werden, stimmen die kalendarischen Angaben heute nicht mehr mit der Position der Sternbilder überein. Und eigentlich käme noch ein 13. Sternzeichen hinzu: der Schlangenträger, denn die Sonne vom 30. November bis 18. Dezember durchwandert.

 

WolfgangRieger / Gemeinfrei

Siderischer und tropischer Tierkreis

In der Astrologie unterscheidet man heute zwischen zwei verschiedenen Tierkreisen. Der ursprüngliche, an den Sternen orientierte und durch die Präzession verschobene Tierkreis wird heutzutage als siderischer Tierkreis bezeichnet. Es gibt sogar siderische Astrologen, die es ganz genau nehmen: Sie teilen das Jahr nicht in zwölf gleichmäßige Abschnitte, sondern orientieren sich an der tatsächlichen Ausdehnung der Sternbilder. Nach dieser Auslegung ist die Zeit in der die Sonne beispielsweise vor dem Skorpion steht, nur knapp eine Woche lang, während das Sternzeichen Jungfrau ganze 44 Tage einnimmt.

Um solchen Aspekten und der Präzession im Allgemeinen aus dem Weg zu gehen, hat sich seit der Spätantike, etwa im fünften Jahrhundert, in der westlichen Astrologie der sogenannte tropische Tierkreis durchgesetzt. Der Name leitet sich vom griechischen „tropoi“ ab, was mit „Wendepunkte“ übersetzt werden kann.

Treu nach seinem Namen orientiert sich der tropische Tierkreis einzig an den Äquinoktien und der Winter- und Sommersonnenwende. Zum Frühlingsbeginn am 21. März startet er dementsprechend mit dem Widder, auf den dann die anderen Tierzeichen folgen. So ergeben sich die zwölf konstanten, gleich großen Jahresabschnitte. Auch an diesem Beispiel zeigt sich also mal wieder: Astronomie und Astrologie liegen bei aller Namensähnlichkeit doch weit auseinander.

Auf dieser Abbildung ist die Lage des Schlangenträgers zwischen Skorpion und Schütze gut zu erkennen.

Gemeinfrei

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