Stunden, die die Welt veränderten
Brennende Türme, schwarzer Rauch und schließlich nur noch eine klaffende Lücke in der Skyline Manhattans - der Einsturz der World Trade Center-Türme am 11. September 2001 erschütterte die Welt. Auch heute, 13 Jahre später, sind die Bilder nicht vergessen, die Narben nicht verheilt - weder an Ground Zero, noch in den Köpfen der Menschen. Hier noch einmal eine Rekonstruktion der Ereignisse an diesem Morgen.
5.15 Uhr: Portland und Boston
Die ersten Gäste checken aus dem “Comfort Inn”-Hotel in Portland aus, darunter auch Mohammed Atta und Abdulaziz Alomari. Sie sehen mit ihren gebügelten Hosen und Hemden wie Geschäftsleute aus. Mit einer Zubringermaschine fliegen sie nach Boston. Dort, auf dem großen Logan International Airport, steigen sie zusammen mit drei weiteren Männern in die Boeing 767 mit der Flugnummer AA 11 ein.
Als die Maschine vom Flughafen zur Runway rollt, führt Atta mit seinem Handy noch ein letztes Gespräch mit seinem besten Freund Marwan Al-Shehhi, der nur ein paar Hundert Meter entfernt, in der startbereiten Boeing der United Airlines mit der Flugnummer 175 sitzt. Flug Nr. 11 von Boston nach Los Angeles startet um 7.59 Uhr, mit 81 Passagieren und elf Besatzungsmitgliedern.
7.58 Uhr: Boston Airport
Zur gleichen Zeit hebt Flug Nr. 175 von einer benachbarten Rollbahn des Flughafens ab, Startzeit: 7.58 Uhr. An Bord sind 65 Insassen, darunter Al-Shehhi und noch vier weitere arabische Männer.
8.01 Uhr: Newark/New Jersey
In Newark startet eine Boeing 757 mit der Flug-Nr. 93 mit 37 Passagieren und dem Cockpit- und Kabinenpersonal mit dem Ziel San Francisco – unter ihnen vier Personen aus dem Nahen und Mittleren Osten. Anführer dieser Gruppe ist Ziad Samir Jarrah (26).
8.10 Uhr: Washington
Auf dem Dulles International Airport macht sich American-Airlines-Flug Nr. 77 mit 58 Passagieren zum Start nach Los Angeles bereit, dabei eine fünfköpfige Gruppe von Arabern, die von Hani Hanjour angeführt wird. AA 77 hebt pünktlich um 8.10 Uhr von der Rollbahn ab.
8.20 Uhr: Nashua/New Hampshire
Die ersten Unregelmäßigkeiten fallen einem Air Traffic Controller der Flugüberwachung in Nashua auf, als dieser auf seinem Radarbildschirm sieht, wie Flug AA 11 um 8.28 Uhr plötzlich von der vorgesehenen Route abweicht und Richtung New York fliegt.
8.20 Uhr: Boston Airport
Flug Nr. 11 rast mit einer Geschwindigkeit von mehr als 800 km/h auf die Südspitze Manhattans zu. 46 Minuten nach dem Start in Boston kracht die Boeing in Höhe der 90er Stockwerke in den Nordturm des World Trade Centers. Mohammed Atta hat sein Ziel erreicht.
9.00 Uhr:
Die ganze Welt blickt um kurz nach 9 Uhr buchstäblich auf den Brennpunkt des Geschehens in den obersten Stockwerken des Nordturmes, als sich plötzlich noch ein zweites Flugzeug der Südspitze von Manhattan nähert. Im Anflug ist United Airlines 175 mit 65 Menschen an Bord. Präzise wie eine riesige Cruise-Missile fliegt die Maschine in den zweiten Turm des WTC hinein. Genau um 9.03 Uhr.
9.05 Uhr: Sarasota/Florida
Der amerikanische Präsident sitzt an diesem Morgen in einer Schulklasse in Sarasota an der Westküste Floridas, als er von der Nachricht hört. Von seiner Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice erfährt er, dass die Vorfälle koordinierte terroristische Anschläge seien.
9.35 Uhr: Washington
American-Airlines Flug Nr. 77 ist seit dem Start auf dem Dulles International Airport in Washington schon 85 Minuten unterwegs, als der Anführer Hani Hanjour und ein zweiter Mann in das Cockpit eindringen und die Boeing in einem 180°-Wendemanöver zurück nach Washington steuern. Acht Minuten später kracht die Maschine mit 64 Menschen an Bord in das US-Verteidigungsministerium Pentagon.
10.05 Uhr: United-Airlines-Flug Nr. 93
Seit dem Abflug in Newark sind gut zwei Stunden vergangen. Seit einer Stunde wissen die Passagiere, dass sie sterben werden. Die Frage ist nur: wie und wo? Kurz vor Cleveland ändert das Flugzeug unter dem Kommando von Ziad Samir Jarrah seine ursprüngliche Route und nimmt Kurs nach Washington. Ein Teil der Passagiere, mittlerweile über die anderen Abstürze informiert, stürzt in das Cockpit und bekämpft die Entführer. United-Airlines-Flug Nr. 93 schlägt um 10.29 Uhr in ein nicht weit von Pittsburgh/Pennsylvania entferntes, menschenleeres Waldstück ein, das Stony Creek genannt wird. Keiner überlebt.
10.30 Uhr: Manhattan
Das ist das Ende der beiden Wolkenkratzer, die seit 1973 die Skyline von New York beherrscht haben. Jeweils hundert Tonnen Kerosin in den Tanks der beiden Boeing-Machinen haben ein Höllenfeuer von über 2000° C entfacht, die beiden Gebäude sind eingestürzt. Fast 4000 Menschen werden unter den glühenden Trümmern verschüttet und zerquetscht, begraben und zu Asche verbrannt. Unter den Opfern sind etwa 300 New Yorker Feuerwehrmänner, die das Leben der Menschen in den Türmen retten wollten.