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Schmetterlinge: Zauberhafte Gaukler
Lassen sich Schmetterlinge in den Garten locken?
Ja, wenn man die richtigen Bedingungen schafft: Wer sich an Schmetterlingen im Garten erfreuen möchte, sollte dafür sorgen, dass den Nektar liebenden Flattertieren geeignete Blüten zur Verfügung stehen und ihre Raupen passende Futterpflanzen finden können.
Schmetterlinge bevorzugen Pflanzen mit eher engkronigen Einzelblüten, etwa Flockenblumen, Distelarten und Astern, Thymian, Wiesenschaumkraut oder die verschiedenen Fetthennenarten. Auch eingeführte Gewächse werden, so sie Nahrung zu bieten haben, gerne angeflogen, wie der bekannte Sommerflieder (Buddleja davidii). Die Raupen der Falter goutieren Gehölze heimischer Arten und wilde Ecken, in denen so ungeliebte Wildkräuter wie Quecke oder Brennnessel gedeihen können. Diese dienen nicht nur als Nahrungsgrundlage, sondern sie bieten auch Rückzugsräume, in denen sich die Raupen der Schmetterlinge ungestört entwickeln und auch überwintern können.
Sehen männliche und weibliche Schmetterlinge unterschiedlich aus?
Bei manchen Schmetterlingen kann man schon von weitem erkennen, ob es sich um ein Männchen oder ein Weibchen handelt.
So zeigen z. B. viele der Vogelfalter, die zur Familie der Ritterfalter (Papilionidae) gehören, einen ausgeprägten sog. Geschlechtsdimorphismus: Während die Männchen auffällig gelb, grün oder blau schillernde Muster auf samtschwarzem Grund tragen, sind die Weibchen oft größer, aber unscheinbar grau oder braun, mit hellen Flecken gezeichnet. Lange hielt man deshalb Männchen und Weibchen für unterschiedliche Arten.
Weshalb sind Schmetterlingsflügel bunt?
Die auffälligen Warn- und unauffälligen Tarnfarben der Schmetterlingsflügel sind teils auf Farbstoffe in den Schuppen oder in der Flügelhaut und teils auf die Lichtbrechung an den Strukturen der Schuppen (Schiller- oder Strukturfarben) zurückzuführen.
In den Schuppen erzeugen Carotine und Pterine rote, gelbe und weiße Farbtöne, Melanine in der Flügelhaut sorgen für Braun und Schwarz. Diese Stoffe werden von den Tieren entweder selbst hergestellt oder aus den verzehrten Pflanzen übernommen.
Schillerfarben entstehen dagegen durch die Brechung und Interferenz des einfallenden Lichts in den Schuppen, die aus mehreren durchsichtigen Lamellen aufgebaut sind. Wie ein Prisma spalten sie das weiße Tageslicht in Spektralfarben auf. Die einzelnen Strahlen werden zum Teil an der Grenzfläche zur folgenden Lamelle reflektiert, zum Teil dringen sie tiefer in die Schuppe ein und werden erst an einer der nächsten Lamellengrenzflächen zurückgeworfen. Die reflektierten Strahlen bestimmter Wellenlängen löschen sich gegenseitig aus, während sich andere verstärken. Welche Farbe das Licht hat, das die Schuppe schließlich wieder verlässt, hängt vom Einfallswinkel ab. So kommt es, dass z. B. die Flügel eines Uraniafalters je nach Stellung in unterschiedlichen Farben schillern.
Gehen Schmetterlinge auf Wanderschaft?
Einige schon, und es erstaunt immer wieder, dass diese zarten, zerbrechlich wirkenden Insekten so große Distanzen überwinden, um ähnlich wie die Zugvögel der Sonne zu folgen. So ziehen Distelfalter, Admirale, Totenkopfschwärmer und Gamma-Eulen jeden Sommer vom Mittelmeer nach Mitteleuropa. Das Taubenschwänzchen (Macroglossum stellatarum) etwa, ein Schwärmer mit ausgezeichnetem Flugvermögen, reist im Mai mit etwa 50 km/h von Italien über die Alpen und Deutschland nach Schweden: Es legt mithin eine Strecke von rund 2000 km zurück!
Berühmt für ihre Leistungsfähigkeit sind die Monarchfalter (Danaus plexippus): Von Mexiko und der Südwestküste der USA aus wandern sie alljährlich im Frühjahr nach Nordosten und im Herbst zurück. Bis zu 4800 km legen sie auf ihrer Reise zurück, am Tag also rund 130 km. Oft suchen sie eine günstige Windströmung, wobei sie bis in 1000 m Höhe aufsteigen können, und lassen sich energiesparend treiben.
Sterben die Schmetterlinge bei uns wirklich aus?
Aufgrund der Zerstörung ihres natürlichen Lebensraums werden Schmetterlinge bei uns tatsächlich immer seltener. Trotzdem kann man auch hierzulande immer noch einige der bezaubernden »Sommervögel« beobachten.
Zu den schönsten einheimischen Tagfaltern zählt der Schwalbenschwanz (Papilio machaon) aus der Familie der Ritterfalter, der in zwei, im Süden sogar in drei Generationen pro Jahr fliegt. Er vermag eine Spannweite von bis über sieben Zentimeter vorweisen, ist gelbschwarz gefärbt und verfügt über blaue Streifen und rote Augen auf den Hinterflügeln, die, ebenso wie bei seinen tropischen Verwandten, verlängert sind. Die zebraartig gestreiften Raupen, die auf Doldenblütlern wie Dill, Kümmel und Möhren sitzen, haben eine ausstülpbare rötliche Nackengabel, mit der sie Vögel abschrecken. Außerdem scheiden sie über dieses Organ überschüssige ätherische Öle ab, die sie mit ihren Futterpflanzen aufnehmen. Auch Weißlinge können wir bei uns antreffen. Viele von ihnen zeigen einen ausgeprägten Geschlechtsdimorphismus. So sind die Männchen des Zitronenfalters (Gonepteryx rhamni) – wie der Name bereits nahelegt – zitronengelb, die Weibchen hingegen fast weiß. Voll entwickelte Zitronenfalter sind äußerst robust und langlebig: Bald nach dem Schlüpfen legen sie im Sommer eine Ruhepause ein; im Herbst werden sie wieder aktiv. Im Winter hängen sie reglos an Zweigen; dort kann auch scharfer Frost ihnen nichts anhaben.
Welche Schmetterlinge suchen die Nähe des Menschen?
Zwei bei uns häufig vorkommende Arten sind als Kulturfolger bekannt. Sie gehören zu der großen Familie der Fleckenfalter und werden nach ihrer Überwinterung schon früh im Jahr aktiv, sobald die Sonne sie wärmt: das Tagpfauenauge (Inachis io) und der Kleine Fuchs (Aglais urticae). Die Raupen beider Arten leben in zwei Generationen (Mai bis Juni sowie Juli bis August) und fressen Brennnesselblätter.
Wie finden Schmetterlinge ihre Partner?
Über bestimmte Duftstoffe. Ähnlich wie bei vielen Mücken sind die Fühler männlicher Schmetterlinge oft deutlich stärker gefiedert als die der Weibchen. Hier sitzt der Geruchssinn, der dafür Sorge trägt, dass die Paarungsbereiten zusammenfinden. Für das Anlocken der Männchen sind die Weibchen zuständig: Sie tragen am Hinterleibsende Drüsen, die einen Lockstoff ausscheiden, ein Pheromon. Oft finden sich in der Nähe der Drüsen auch Haare oder sog. Duftschuppen, deren große Oberfläche die Ausbreitung des Signalstoffs noch unterstützt.
Übrigens: Der Sexuallockstoff des Seidenspinners (Bombyx mori), das Bombykol, konnte bereits 1959 isoliert werden. Ein Seidenspinnermännchen, das diese Substanz riecht, fliegt zunächst gegen den Wind, um der Quelle näher zu kommen, und folgt dann dem stärker werdenden Duft, bis es das Weibchen gefunden hat.
Gibt es bei den Schmetterlingen »Spinner« und »Spanner«?
Ja. Die Spinner gehören zu unterschiedlichen Schmetterlingsfamilien, während die Spanner eine eigene Familie bilden.
Alle Spinner zeichnen sich vor allem durch die kunstvollen Gebilde aus, in die sich die Raupen bei ihrer Verpuppung einweben. Neben den Assel- und Trägspinnern, Zahn- und Prozessionsspinnern sowie den Echten Spinnern zählen die Augenspinner (Familie Saturniidae) dazu, die uns vor allem durch das Kleine Nachtpfauenauge (Eudia pavonia) vertraut sind. Wie die Tagpfauenaugen tragen sie auf jedem Flügel ein Auge. Die anfangs schwarzen und geselligen, später grasgrünen und solitär lebenden Raupen verpuppen sich in birnenförmigen Kokons, die mit einer Ausschlupfreuse aus elastischen Fäden versehen sind, durch die zwar der Schmetterling hinaus-, aber kein Feind hineingelangen kann.
Die Spanner oder Geometridae (»Landvermesser«) sind mit rund 15 000 Arten eine der größten Schmetterlingsfamilien. Sie verdanken ihren Familiennamen der charakteristischen Fortbewegung ihrer Raupen, die außer den drei Brustbeinpaaren nur zwei Beinpaare am Ende des Hinterleibs haben: die Bauchbeine und die sog. Nachschieber. Diese lösen sie zunächst vom Boden und ziehen sie dicht an die Brustbeine heran, dann heben sie die Brustbeine vom Boden ab, strecken ihr Vorderende weit nach vorne und setzen die Brustbeine wieder auf. Oft sind die Raupen holzfarben und mit kleinen, wie Blattknospen wirkenden Warzen überzogen. Wenn sie in gestreckter Haltung, nur mit den Bauchbeinen und Nachschiebern an den Untergrund geklammert, völlig bewegungslos verharren, wirken sie ganz wie ein Zweig.
Warum fliegen manche Schmetterlinge nachts?
Spanner, Spinner, Eulen und Schwärmer haben sogar ein sehr reges Nachtleben, denn sie alle zählen zu den nachtaktiven Schmetterlingen. Schwärmer (Familie Sphingidae) sind ausgezeichnete Flieger, deren Flügel so schnell schlagen, dass man oft nur ein unscharfes Wölkchen sieht und ein Brummen hört. Wie Hubschrauber können sie in der Luft stehen und dank ihrer sehr langen Saugrüssel – der Rekord liegt bei 28 Zentimetern – brauchen sie sich zur Nektaraufnahme gar nicht erst auf den Blüten niederzulassen. Denn dort lauern viele Räuber wie etwa die gut getarnten Krabbenspinnen.
Zu den markantesten Schwärmern zählt der Totenkopf (Acherontia atropos), der eine Flügelspannweite von zwölf Zentimetern erreicht. Namengebendes Kennzeichen ist ein totenkopfähnliches Muster, das er auf dem Rücken des Brustabschnitts trägt. Er liebt die Wärme und ist deshalb bevorzugt in Nordafrika und Südeuropa zu finden, wandert aber im Sommer auch in Mitteleuropa ein. Sein Rüssel ist auffallend kurz und kräftig, denn der Falter saugt nicht an Blüten, sondern sticht Bienenwaben an, um Honig zu stehlen. Damit die Arbeiterinnen nicht über ihn herfallen, stößt er angriffshemmende Zirplaute aus. Dennoch endet sein Raubzug oft tödlich, wenn er den Ausgang nicht mehr findet und schließlich der Übermacht der Bienen erliegt: Sie töten ihn durch Stiche und überziehen seinen Körper mit Wachs. Seine leuchtend gelben, bläulich gestreiften Raupen leben auf Nachtschattengewächsen wie Tollkirschen und Kartoffeln.
Wozu dienen die »Au- gen« von Pfauenaugen?
Zur Abschreckung. Abendpfauenauge (Smerinthus ocellata) und Tagpfauenauge (Inachis io) zeigen beide eine Schreckfärbung auf den Hinterflügeln. Diese wird, wenn die Flügel in Ruheposition aufgeklappt sind, sichtbar und erinnert Vögel anscheinend an kleine Raubtiere.
Übrigens: Anders als der Name andeutet, fliegt das Abendpfauenauge bis in die Morgendämmerung hinein, vor allem in Wäldern und Gärten.
Warum geben manche Schmetterlinge vor, jemand anders zu sein?
Weil sie so entweder die Partner anlocken oder ihre Feinde täuschen können. Die Nachahmung der Signale eines unbekömmlichen oder giftigen Lebewesens durch ein nicht näher mit ihm verwandtes Tier als Schutz vor Fressfeinden wird als Bates'sche Mimikry bezeichnet. Berühmt ist der Fall des Afrikanischen Schwalbenschwanzes (Papilio dardanus), dessen Männchen im ganzen Verbreitungsgebiet ähnlich aussehen, während sich die Weibchen gleich an mehrere andere Schmetterlinge angeglichen haben. Von Müller'scher Mimikry spricht man, wenn mehrere ungenießbare Arten ein ähnliches Warnkleid hervorbringen. Man kann nicht eindeutig sagen, wer dabei wen nachahmt – die Abschreckung der Fressfeinde durch grelle Muster scheint im Team einfach effektiver zu sein.
Wussten Sie, dass …
die Flügelspannweiten bei Schmetterlingen von unter zwei Millimetern bei einem Vertreter der Zwergmotten (Familie Nepticulidae) bis zu etwa 35 Zentimeter bei dem Südamerikanischen Eulenfalter (Thysania agrippina) reichen?
der in Neuguinea heimische Herkulesspinner (Coscinocera hercules) mit 350 Quadratzentimetern bei 25 Zentimetern Spannweite die größte Flügeloberfläche hat?
Wussten Sie, dass …
die Einteilung der Schmetterlinge in Tag- und Nachtfalter nicht unproblematisch ist, da viele sog. Nachtfalter auch tagsüber aktiv sind und manche Tagfalter auch nachts fliegen?
die Schmetterlinge auch Schädlinge hervorbringen, wie z. B. Zünsler oder Motten?
schwarze Birkenspanner im Zeitalter der Industrialisierung besser an die rußgeschwärzten Birkenstämme angepasst waren und somit gegenüber ihren weißen Artgenossen im Vorteil waren?
Spuckt der Seidenspinner Seide?
So könnte man es formulieren. Dieser kostbare Stoff, je nach Webart auch als Satin, Brokat, Organza, Taft oder Chiffon bezeichnet, ist im Grunde Insektenspeichel – genauer: ein Speicheldrüsensekret der Raupe des Chinesischen Maulbeerseidenspinners (Bombyx mori). Zwar stellen alle Raupen Seide her, aber nur die Kokons, in denen sich diese Art verpuppt, werden in großem Stil wirtschaftlich genutzt. Die Fäden, von denen die Tiere etwa 15 Zentimeter pro Minute erzeugen, bestehen aus einem Fibroinkern und einer klebrigen Hülle aus Sericin, die durch Kochen entfernt wird, um der Seide ihren Glanz zu verleihen.
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