Wenn jemand eine Sauklaue hat, kann sein Geschreibsel kein Schwein lesen, ist ja klar. Trotzdem klingt die Redensart reichlich unlogisch: Schließlich können Schweine vom Ferkel bis zum Schinken sowieso nicht lesen - ob die Schrift nun säuberlich aufgezeichnet wurde oder verkrakelt und verschmiert aussieht, spielt da keine Rolle. Die Sprachforschung nimmt deshalb an, dass ursprünglich gar nicht die Schinkenlieferanten gemeint waren. Zu dieser Vermutung gibt eine Legende Anlass, die auf einen Familiennamen verweist.
In Schleswig soll im 17. Jahrhundert eine Gelehrtenfamilie namens Swyn gelebt haben, die den Bauern der Umgebung bereitwillig half, Briefe und Urkunden vorzulesen oder aufzusetzen. Denn die Landleute taten sich, wenn sie nicht ohnehin Analphabeten waren, mit komplizierteren Schriften schwer, und es galt für sie meist der Satz, den der Schweinezüchter Zsupan in Johann-Strauß’ Operette »Der Zigeunerbaron« singt: »Ja, das Schreiben und das Lesen / ist nie mein’ Sach’ gewesen, / denn schon von Kindesbeinen / befasst’ ich mich mit Schweinen.« Wenn nun aber selbst ein Mitglied der schlauen Familie Schwein ein Schriftstück nicht entziffern konnte, dann sagten die Bauern: »Dat kann keen Swyn lesen!«
Ganz gesichert ist diese Herkunft der Redensart zwar nicht, aber selbst wenn sie nicht stimmen sollte, so ist sie doch saugut erfunden.