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Das Wort des Monats September 2005

Der September (und wegen der Dresdner Nachwahl auch ein bisschen der Oktober) stand ganz im Zeichen der Bundestagswahl. Das haben wir auch bei den Zusendungen zum Wort des Monats mehr als deutlich zu spüren bekommen. Doch was ein wenig erstaunt: Trotz sehr zahlreicher Einsendungen war die Bandbreite der von Ihnen gewählten Worte selten so klein wie im September.

Dietmar Hefendehl

Schwampel und Jamaika-Koalition - diese beiden Begriffe, die nach den ersten Hochrechnungen am 19. September die Runde machten, sind sehr vielen von Ihnen aufgefallen. Kein Wunder, handelt es sich bei Schwampel doch um eine klangvolle Neubildung und bei der Jamaika-Koalition um einen Begriff, der viele Assoziationen hervorbringt. Unsere Lieblingszeitung BILD half unserer Phantasie ja denn auch gleich mit einer Fotomontage auf die Sprünge, auf der Merkel, Westerwelle und Fischer mit Rastalocken und Joints zu sehen waren. Aber die Wahl und der Wahlkampf haben noch weitere nette Einsendungen bedingt, etwa die Maßeinheit ein Merkel, mit der man den Abstand zwischen zwei Fettnäpfchen misst oder die Hinterherwähler, mit Bezug auf die Nachwahl in Dresden.

Nach langer Diskussion entfiel die Mehrzahl der Stimmen jedoch auf die Schwampel. Es musste also die Begründung als zweiter Parameter herhalten und dort setzte sich Frau Kerstin Kleen gegen die Konkurrenz durch. Ihre Entscheidung erklärte sie wie folgt: “Mein Wort des Monats ist ganz eindeutig “Schwampel“. Abgesehen davon, dass es rein phonetisch einen ganz wunderbaren Klang hat, birgt es neben seiner eigentlichen Bedeutung (nämlich einer Schwarz-gelb-grünen Koalition) m.E. am besten zum Ausdruck, was sich im Moment in der Politik abspielt. Es schwingen so viele Bedeutungen mit:
- Die Schwebe, in der sich die Entscheidung um unsere künftige Regierung derzeit befindet
- Die Schwäche, die die eine Partei der anderen immer wieder, und immer wieder aufs Neue vorwirft, obwohl doch der Wahlkampf schon längst vorbei ist
- Die Wampe eines grünen Spitzenpolitikers, an deren Umfangsveränderungen in verschiedene Richtungen er "sein" Volk gerne und großzügig teilhaben lässt
- Und schließlich das Herumgehampel, das die meisten Politiker an den Tag legen, sobald sie nach ihrer Meinung zum Thema Koalition gefragt werden.
An all dies muss ich denken, wenn ich "Schwampel" höre; und da man dieses merkwürdige Wort, das doch eigentlich gar nicht existiert, derzeit sehr häufig hört, ist es ganz eindeutig mein Wort des Monats!“

Allen Teilnehmern an unserer Aktion “Wort des Monats“ vielen Dank. Senden Sie uns auch im kommenden Monat wieder Ihren Vorschlag mit einer Begründung an die bekannte E-Mail-Adresse:wortdesmonats@wissen.de. Wie üblich gibt es einen Wahrig: Deutsche Rechtschreibung zu gewinnen (dafür aber nicht die Begründung vergessen!) wir freuen uns auf Ihre Einsendung und wünschen viel Erfolg!

P.S.: Die vergangenen Wörter des Monats finden Sie alle über die Suche einfach “Wort des Monats“ eingeben!

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