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Finanzierung des Geschäftsbetriebes
Eine solide Finanzierung ist die Basis für den erfolgreichen und sicheren Aufbau eines jeden Unternehmens. Die genaue Ermittlung des Kapitalbedarfs gehört deshalb zu den wesentlichen Aufgaben im Unternehmen. Nur durch eine vernünftige Kapitalbedarfsplanung können Sie ihre Liquidität sichern und die Zahlungsunfähigkeit vermeiden.
Planung des laufenden Geschäftsbetriebs
In marktwirtschaftlich organisierten Betrieben beginnt eine Existenzgründung mit der Frage, welche Absatz- und Umsatzerwartungen für das junge Unternehmen zu erwarten sind. Maßgebend sollte dabei immer zunächst das Mengengerüst sein, das für die Abbildung des realwirtschaftlichen Leistungsprozesses erforderlich ist. Nur auf dem Abbild der realen Leistungserstellung können die einzelnen Teilpläne miteinander abgestimmt werden. Eine Break-Even-Analyse, die den Mindestumsatz ermittelt, zu dem der Gewinn gerade die Schwelle zum Positiven überschreitet, kann nur dann zu sinnvollen Ergebnissen führen, wenn die Abhängigkeiten des Mengengerüstes bekannt sind. Eine Umsatzausweitung in konkurrierenden Märkten wird nicht selten durch eine Preisreduzierung erkauft. Dann aber ist die lineare Gleichung, dass ein gewisses Ausmaß an Mehrumsatz zu einer bestimmten Ergebnissteigerung führt, nicht mehr haltbar. Unter Umständen sind neue Maschinen anzuschaffen, um die erhöhte Absatzmenge bewältigen zu können. Auch können Überstunden mit Zuschlägen erforderlich und hohe Frachtkosten zu erwarten sein, weil das geographische Absatzgebiet ausgeweitet wird.
Investitionsplan
Aus dem laufenden Geschäftsbetrieb heraus ist der Bedarf an Investitionsgütern zu ermitteln. Hierbei muss man zwischen den Ausgaben für Grundstücke und Gebäude und den übrigen Produktionsanlagen unterscheiden. Grundstücke und Gebäude sind in der Regel schon auf die mittelfristig notwendige Kapazität auszulegen, während die übrigen Produktionsanlagen mit dem Wachsen des Produktionsvolumens angepasst werden können. Finanzierungsgesichtspunkte sind in dieser Phase der Planung grundsätzlich noch nicht zu berücksichtigen, Alternative Investitionsmöglichkeiten sollten aber bereits strukturiert werden, z. B. die Alternative, eine Produktionshalle oder Maschinen zu leasen statt zu kaufen.
Unternehmer sollten daher zunächst einmal in einem Kapitalbedarfsplan ermitteln, wie hoch ihr Bedarf an Kapital ist. Dazu listen Sie auf, wie viel Geld Sie für langfristige Investitionen, für Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe, für Waren, für Beratung, Anmeldungen und Genehmigungen, den Eintrag ins Handelsregister, für Zinsen und Tilgung von Krediten und für ihren Privatbedarf benötigen. Die Differenz zwischen diesem Kapitalbedarf und ihrem Eigenkapital müssen sie sich in der Regel dann über Fremdkapital besorgen.
Absatz- und Umsatzplanung
Die Absatzplanung ist so weit durchzufächern, dass sie das Angebotsspektrum hinsichtlich der Planungsberechnungen ausreichend widerspiegelt. Insbesondere sollte sich die Aufteilung in den Entscheidungskriterien des Unternehmers wiederfinden. So kann das gesamte Absatzvolumen aufgeteilt werden nach geographischen Gesichtspunkten, produktionstechnischen Gesichtspunkten wie Eigenherstellung oder Fremdbezug. Berücksichtigen Sie vor allem saisonabhängige Absatzmärkte, da ansonsten Liquiditätsengpässe nicht rechtzeitig erkannt werden. Besonderer Berücksichtigung bedürfen auch Leistungen, die sich erst längerfristig realisieren lassen und ein spezielles Anzahlungsmanagement erfordern. Bei Existenzgründern ist bei der Absatzplanung zu beachten, dass etwaige Vergleichswerte in der Regel für eingesessene Unternehmen gelten und daher in der Anfangsphase mit entsprechend geringeren Absatzmengen geplant werden muss. Bei der Umsatzplanung muss Berücksichtigung finden, dass Kunden unter Umständen Zahlungsziele zugebilligt bekommen, Skontozahlungen erfolgen und auch mit einer nicht unbedeutenden Forderungsausfallquote zu rechnen ist.
Im produzierenden Gewerbe muss man berücksichtigen, dass die Herstellung der Produkte vorfinanziert wird. Auch wenn keine Kostenrechnung zur Ermittlung des Volumens der unfertigen Erzeugnisse zur Verfügung steht, muss in sachgerechten Planungen ein geeignetes Maß für die Höhe der Bestandswerte gefunden werden. Ohne Bestandsführung wird die Liquidität zwar nicht tangiert, da die für die Erstellung der Erzeugnisse notwendigen Ausgaben auch ohne Bezug auf den erzielbaren Umsatz geplant werden können. Die Ergebnisrechnungen sowie die Bilanzen können dadurch jedoch nicht richtig dargestellt werden.
Materialplanung
Die Materialplanung muss sich an der zu produzierenden Menge und damit nicht notwendig an der abgesetzten Menge orientieren. Dies trifft auch für die kleine Bäckerei zu, bei der zu berücksichtigen ist, dass regelmäßig ein Teil der angebotenen Waren nicht verkauft werden kann, obwohl für diesen Warenanteil ebenfalls ein Materialverbrauch angefallen ist. Wichtig ist für Existenzgründer, dass vor allem im Anfangsstadium ein erstes Warenlager mit nicht unbeträchtlicher Mittelbindung einzurichten ist. Besonders berücksichtigt werden muss die zeitliche Spanne zwischen Waren- bzw. Materialbezug und Verwertung im Absatz. Gerade bei Produktionsunternehmen ist diese Zeitspanne nicht unbeträchtlich und beeinflusst in der Regel nicht unwesentlich den Finanzierungsbedarf.
Personalplanung
Besonderer Beachtung bedarf auch die Personalplanung. Gerade für kleinere Unternehmen stellen die Personalkosten einen beträchtlichen Teil der Gesamtkosten dar und sind in der Regel in weiten Teilen zudem noch beschäftigungsunabhängig. Neben der Planung der Anzahl der benötigten Arbeitskräfte wird sich in Zukunft verstärkt die Frage nach der Verfügbarkeit bestimmter Qualifikationen stellen. Die Nachfrage nach qualifizierten, verlässlichen Arbeitskräften wird zunehmend auch die Standortwahl beeinflussen. Für den Existenzgründer wird sich vor allem die Frage stellen, wie er in der Anlaufphase des jungen Unternehmens die Einstellungspolitik betreiben kann. Die Personalplanung sollte in jedem Fall eine Berechnung beinhalten, wie viel effektive Zeit ein Mitarbeiter für das Unternehmen zur Verfügung steht und ob mit der Summe der Effektivzeiten das angestrebte Produktionsvolumen auch erzielt werden kann.
Personalneueinstellungen werden sich bei Existenzgründern gerade in der Anfangszeit etwas hinauszögern, so dass für einen Überbrückungszeitraum Überstunden und höhere Kosten pro Mitarbeiter einzuplanen sind. Bei Dienstleistungsbetrieben ist die Berechnung des Effektivstundensatzes unerlässlich, um zu geeigneten Kalkulationsgrundlagen zu gelangen. Neben den Bruttolöhnen und -gehältern sind in die Planung alle sonstigen Leistungen des Arbeitgebers einzubeziehen, insbesondere die Sozialversicherungsbeiträge sowie die im November anfallenden Sondervergütungen.
Planung der sonstigen Erträge und Aufwendungen
Sonstige Erträge werden nur anzusetzen sein, wenn sie dauerhaft angelegt sind, z. B. die Vermietung von Räumlichkeiten, die in der Anfangsphase noch nicht vom Unternehmer selbst benötigt werden.
Die sonstigen Aufwendungen werden bei den zuvor genannten Teilplanungen bereits berechnet, z. B. Errechnung der Abschreibungen aus dem Investitionsplan. Gleichermaßen können die Instandhaltungsmaßnahmen als Prozentsatz der Anschaffungs-/Herstellungskosten berechnet oder in einer gesonderten Rubrik erfasst werden. Für wesentliche Posten (Miete, Werbungskosten), die einer gesonderten Erfassung zugänglich sind, sollten auch gesonderte Planansätze ermittelt werden. Der Grundsatz der Rationalität und der Wesentlichkeit (Materiality) gebieten es, den verbleibenden Rest pauschal anzusetzen. Hierbei können prozentuale Belastungskoeffizienten aus Betriebsvergleichsberechnungen als angemessene Hilfestellungen dienen.