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Heimladestationen für Elektroautos – was beachten?
Elektroautos werden immer beliebter: Sie fahren emissionsfrei, weil sie im Gegensatz zum Verbrennungsmotor keine direkten Emissionen erzeugen. Zudem sind viele Modelle inzwischen auch für Strecken über den Stadtverkehr hinaus geeignet. Ein großes Manko ist bisher allerdings die Ladeinfrastruktur: In Deutschland ist das Netz von Stromtankstellen eher dürftig. Vor allem auf dem Land fehlt es vielerorts an Lademöglichkeiten und Schnellladestationen gibt selbst an Autobahnen noch viel zu wenige für die wachsende Zahl an Elektroautos, wie auch ein ADAC-Test zur Ladeinfrastruktur ergab.
Aufladen lieber von zu Hause aus
Um zumindest im heimischen Umfeld Engpässen vorzubeugen, entscheiden sich viele E-Mobil-Fahrer dazu, ihre Autos zu Hause zu laden. Diese Option bietet sich vor allem für diejenigen, die ein Eigenheim besitzen oder in einem Einfamilienhaus zur Miete wohnen und damit ihr Auto direkt an das heimische Stromnetz anschließen können. Mieter in einem Mehrfamilienhaus haben zwar auch Anspruch auf eine Lademöglichkeit, müssen sich aber mit ihrem Vermieter absprechen.
Generell gibt es beim heimischen Laden jedoch einiges zu beachten. So raten Experten vom ADAC dringend davon ab, für das Laden des Elektroautos die Haushaltssteckdose zu nutzen. Diese ist nämlich für das regelmäßige, lange Aufladen unter hoher Last nicht ausgelegt. So besteht das Risiko, dass das Stromkabel, der Stecker oder die Steckdose überhitzen. Im schlimmsten Fall kann es zum Verschmoren oder sogar zu einem Kabelbrand kommen. Nur wenn die Leitung fachgerecht installiert und entsprechend ausgelegt ist, kann man an einer solchen Steckdose mit reduziertem Strom laden.
Wallbox als vorteilhafte Alternative
Mehr Sicherheit bietet laut dem ADAC hingegen eine sogenannte Wallbox, also eine spezielle Ladestation, die an der Hauswand angebracht wird. Mit dieser kann man nicht nur sicherer und komfortabler, sondern auch bis zu zehn Mal schneller laden: Statt knapp zwei Kilowatt – wie bei der Haushaltssteckdose – sind hier sogar bis zu 22 Kilowatt Ladeleistung möglich.
Die Vorteile solcher Heimladestationen: Sie sind unabhängig von der öffentlichen Ladeinfrastruktur, selbst wenn diese im Wohnumfeld dürftig ist, ist der Stromnachschub fürs eigene Elektroauto gesichert. Zusätzlich lässt sich damit meist günstiger tanken als an öffentlichen Ladesäulen, weil man den Stromanbieter selbst wählen kann. Und unter bestimmten Bedingungen wird die Installation einer eigenen Ladestation sogar subventioniert.
Doch eine Studie der globalen Strategie- und Marketingberatung Simon-Kucher & Partners mit über 900 E-Auto-Besitzern und -Interessenten in Deutschland, Norwegen und den Niederlanden hat nun gezeigt, dass die meisten der Befragten dabei aber weder die Hersteller noch die verschiedenen Angebote und Funktionen der Heimladestationen ausreichend kennen.
Worauf muss man achten?
Bei Heimladestationen unterscheidet man zwei Varianten: eine mit angebrachtem Kabel und Stecker fürs Auto und eine Steckdose ohne Kabel. Kauft man sich eine Station mit Kabel, ist die Wahl des Ladegeräts vom Elektroauto abhängig, das daran aufgeladen werden soll. Denn nicht jeder Ladestecker passt auch auf jedes Fahrzeug. Der in Europa verbreitetste Stecker ist der Typ 2. Es gibt aber auch Modelle mit dem asiatischen und amerikanischen kleineren Typ 1 Standard, wie zum Beispiel der Nissan LEAF oder der Mitsubishi Outlander. Hierfür gibt es bei der Ladestation mit integriertem Kabel keine Adaptermöglichkeit.
Flexibler ist man deshalb mit einer Ladestation mit einer Typ-2-Steckdose, an der nicht bereits ein Kabel angebracht ist. Daran kann man prinzipiell alle Fahrzeuge aufladen. Denn für Elektroautos mit Typ-1-Stecker kann an die Ladebuchse das entsprechende Adapterkabel von Typ 1 auf Typ 2 eingesteckt werden.
Leistung im Blick behalten
Unabhängig davon, für welchen Typ man sich entscheidet, variieren die Wallboxen auch in der Ladeleistung. Auch diese ist vor dem Kauf zu beachten, denn jede Ladestation braucht auch einen entsprechenden Anschluss und muss beim Stromnetzbetreiber angemeldet werden.
So gibt es einerseits Heimladestationen für einphasigen Anschluss. Einphasig ist eine Stromstärke von höchstens 20 Ampere erlaubt. Da eine Phase eine Spannung von 230 Volt aufweist, liegt die maximale Ladeleistung in Deutschland bei rund fünf Kilowatt. Das Laden eines leeren Akkus, der 40 Kilowatt pro Stunde verbraucht, dauert bei dieser Leistung etwa neun Stunden.
Ladestationen mit einem dreiphasigem Anschluss liefern Starkstrom und haben von elf bis zu 22 Kilowatt Leistung. Hierbei ist eine Stromstärke von drei Mal 16 bis zu 32 Ampere erlaubt. Dadurch sind die Ladezeiten bei Wallboxen mit dreiphasigem Anschluss deutlich verkürzt: Modelle mit elf Kilowatt Leistung laden einen leeren Akku in nur rund vier Stunden. Bei 22 Kilowatt Leistung kann ein leerer Akku sogar in zwei Stunden komplett aufgeladen werden. Solche Starkstrom-Wallboxen sind aber nicht nur anzumelden, sondern auch genehmigungspflichtig.
Leistung muss zum Auto passen
Obwohl die verkürzte Ladezeit der dreiphasigen Wallboxen komfortabel klingt, gibt es bei der Wahl der Ladeleistung noch etwas zu beachten: Die Leistung der Ladeeinrichtung muss zum ladenden Fahrzeug und dem eingebauten Bordladegerät passen. Je nach Hersteller und Modell sind die Bordladegeräte entweder einphasig, zwei- oder dreiphasig ausgelegt. Eine dreiphasige Wallbox bringt also keinen Vorteil, wenn das Auto aufgrund des Ladegerätes nur einphasig Strom aufnehmen kann.
Eine leistungsstärkere Wallbox zu wählen, ist aber auch bei einem einphasigen Gerät im E-Auto per se kein Nachteil. Denn in Zukunft kann dann ein neues E-Auto mit dreiphasigem Bordladegerät die drei Stromphasen nutzen. Somit muss man keine neue Ladestation mehr anschaffen.
Einfaches oder gesteuertes Laden?
Hat man sich für eine Leistung entschieden, gibt es noch eine weitere Auswahlmöglichkeit: Am geläufigsten sind sogenannte „ungesteuerte Wallboxen“. Dafür schließt man sein Elektromobil an das Gerät an, lässt es laden und steckt es nach dem Laden wieder aus. Bei manchen Modellen kann man dabei auf einem Display den Ladevorgang erkennen. Es lässt sich aber weder das Ladetemöpo noch die Ladezeit regeln. Für das einfache Laden ist eine solche Wallbox prinzipiell völlig ausreichend.
Noch einen Schritt weiter gehen aber „gesteuerte Heimladestationen“, auf die der Besitzer über Internet, Bluetooth oder WLAN zugreifen kann. Diese intelligenten Wallboxen besitzen in der Regel einen integrierten Stromzähler, mit dem man dann den Stromverbrauch prüfen und die Stromkosten zum Beispiel bei einem Dienstwagen an den Arbeitgeber weiterleiten kann. Ebenso kann man die Stromstärke verändern, die Ladezeiten zum Beispiel auf einige Stunden in der Nacht programmieren oder den Ladevorgang in günstige Tarifzeiten des Stromanbieters legen.
Manche dieser intelligente Wallboxen können auch den Überschuss einer Photovoltaikanlage ins Fahrzeug laden. Andere lassen sich über Zusatzmodule in ein Lastmanagement-System einbinden, durch das mehrere Elektroautos zur selben Zeit laden können. Die Ladeleistung bleibt dabei gleich, verteilt sich aber automatisch auf die Anzahl der Fahrzeuge. Generell gilt bei den gesteuerten Ladestationen aber: Je mehr Funktionen das Gerät hat, umso größer ist auch das Risiko, dass man das Gerät falsch bedient.
Was kostet eine Wallbox?
Die Wahl der Wallbox ist letztendlich auch eine Preisfrage: Die Preisspanne reicht von etwa 500 bis etwa 2.000 Euro - ohne die Kosten für die Installation oder die Verlegung neuer Kabel. Dabei unterscheiden sich selbst Modelle auf gleichem Preisniveau je nach Hersteller oft in ihren Funktionen.
Meist raten Experten dazu, Ladegeräte von Herstellern zu kaufen, die bei Prüfstellen und den Automobilherstellern des Elektroautos gelistet sind. So kann man sicher sein, zukünftige Updates, Services oder Ersatzteile zu erhalten. Bekannte Hersteller sind etwa KEBA, ABL, Alfen, Juice Technology, NRGkick oder Webasto.
Um die Vor- und Nachteile im Detail abschätzen zu können, bietet unter anderem der ADAC einen jährlichen Überblick über getestete Wallboxen verschiedener Hersteller und Preise an. Die ADAC- Experten empfehlen generell eine Elf-Kilowatt-Wallbox, die man meist ohne großen Umbau an das heimische Stromnetz anschließen kann. Sie ist zudem kostengünstiger als die leistungsstärkeren Modelle und kann trotzdem sowohl ein-, zwei- als auch dreiphasig laden. Die Leistung reicht für eine Ladung über Nacht auch bei größeren Batterien in der Regel aus.
Wo anbringen?
Hat man sich für eine Wallbox entschieden, ist auch die Wahl des Ortes entscheidend, an dem die Ladestation hängen soll: Experten vom ADAC empfehlen die Ladestation zum Beispiel in der Garage oder dem Carport anzubringen. So stört es auch nicht, wenn das Auto für mehrere Stunden aufgeladen wird und außerdem ist es dort gut vor Kindern, Haustieren oder Fremden geschützt.
Zusätzlich haben viele Modelle eine Zugangssicherung wie einen Schlüsselschalter oder einen RFID Kartenleser. Sie verhindern, dass fremde Personen unerlaubt auf die Ladesäule zugreifen können. Letzteres wird zum Beispiel insbesondere für Bewohner von Mehrfamilienhäusern mit einer gemeinsamen Tiefgarage empfohlen. Hierbei darf eine Ladestation auch nur in Absprache mit dem Vermieter installiert werden, der meist auch den Platz dafür auswählt. Es ist aber gesetzlich geregelt, dass Mieter grundsätzlich den Anspruch auf eine Lademöglichkeit für ein Elektroauto haben.
Fachgemäß installieren
Den Einbau der Wallbox kann man nicht einfach selbstständig übernehmen. Stattdessen muss der E-Autobesitzer oder zum Beispiel der Mieter einen damit vertrauten Fachbetrieb beauftragen. Der Elektroinstallateur haftet dann auch für den fachgerechten Einbau. Bei der Installation ist - unabhängig vom Typ der Ladeeinrichtung – wichtig, dass jede Station an einer separat abgesicherten Zuleitung der Hausinstallation angeschlossen wird.
Für diese Zuleitungskabel sind Schutzeinrichtungen für die Leistung und gegen Gleich- und Wechselstromfehler nötig. Denn diese verhindern, dass Personen einen Stromschlag bekommen, etwa wenn eine Leitung defekt oder ein Kontakt feucht geworden ist. Bei einige Wallboxen sind zwar direkt alle Schutzeinrichtungen integriert, bei anderen muss aber der Elektriker einen separaten Gleichstromfehlerschutz einbauen, was zusätzlich zur Installation Geld kostet.