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Insekten als Essen: Die wichtigsten Fakten

Seit letzter Woche sind vier Insektenarten in der EU als Lebensmittel zugelassen. Mehlwurm, Heuschrecke, Grille und die Larven des Getreideschimmelkäfers dürfen in Insekten-Burger, Nudeln, Proteinriegeln und anderen Esswaren verwendet werden. Aber wie was bedeutet dies? Müssen wir nun befürchten, dass Hersteller heimlich Insekten unters Essen mischen? Und wie gesund ist die sechsbeinige Nahrung? Wir klären die wichtigsten Fragen.
NPO, 30.01.2023
Frittierte Grillen
Grillen und Heuschrecken werden meist im Ganzen als Snacks verzehrt, weil sich die Verarbeitung zu Mehl nicht rechnet.

© nito100, GettyImages

Insekten sind eine der artenreichsten Tiergruppen unseres Planeten und es gibt kaum eine Gegend, an der es keine Käfer, Fliegen oder andere Vertreter dieser sechsbeinigen Gliederfüßer gibt. Kein Wunder also, dass sie in vielen Regionen der Erde ganz selbstverständlich auf dem Speiseplan stehen. Allerdings nicht bei uns. Insekten zu essen war lange tabu – und in der EU sogar verboten. Das hat sich nun geändert.

Welche Insekten dürfen bei uns gegessen werden?

Seit Januar 2023 sind in der EU vier verschiedene Insektenarten für den menschlichen Verzehr zugelassen. Schon seit Sommer 2021 dürfen Mehlwürmer in getrockneter Form offiziell als Nahrungsmittel verkauft werden. Die genügsamen, ein bis zwei Zentimeter langen Larven des Mehlkäfers (Tenebrio molitor) werden schon länger als Tierfutter gezüchtet. Jetzt dürfen sie gefriergetrocknet als Snack oder Salatbeilage verkauft oder in gemahlener Form in Backwaren oder Nudeln gemischt werden.

Das zweite Speiseinsekt ist die Wanderheuschrecke (Locusta migratoria). In Afrika wird sie schon länger als willkommene Ergänzung des Speiseplans verzehrt, bei uns in Europa kommt dieses bis zu fünf Zentimeter lange Insekt freilebend nur noch im Mittelmeerraum vor. Weil Wanderheuschrecken in der Aufzucht teurer sind als Mehlwürmer, lohnt sich die Verarbeitung zu Mehl kaum: Sie werden daher meist im Ganzen angeboten, beispielsweise als gerösteter Snack.

Seit diesem Jahr zugelassen ist die Hausgrille (Acheta domesticus), auch als Heimchen bekannt. Die bis zu zwei Zentimeter große Heuschreckenart kommt bei uns auf Wiesen und Feldern vor und sucht im Winter oft Schutz in Gebäuden, wo dann ihr Zirpen zu hören ist. Wie die Wanderheuschrecke wird sie meist im Ganzen verzehrt, aber auch Chips und Nudeln mit Grillenmehl oder Burger-Pattys mit Hausgrillenzusatz gibt es bereits.

Der vierte Speiseinsekt ist die Larven des Getreideschimmelkäfers (Alphitobius diaperinus), auch als "Buffalowurm" bezeichnet. Sie ähneln kleineren Varianten der Mehlwürmer und kommen als Vorratsschädlinge in Getreidelagern, aber auch in Geflügelställen vor. Als Lebensmittel wird der Buffalowurm im Ganzen, als Pulver oder als Proteinpaste verwendet. Die Pulver und Pasten wurden bisher unter anderem in Insekten-Burgern eingesetzt.

Mehlwürmer als Speiseinsekten
Mehlwürmer dürfen in getrockneter Form bereits seit dem Sommer 2021 offiziell als Nahrungsmittel verkauft werden.

© doble-d, GettyImages

Ist das nicht ziemlich unhygienisch?

Was ist mit der Hygiene der Insektenkost? Immerhin ernähren sich beispielsweise Mehlkäferlarven und Buffalowürmer auch von Abfällen und Vogelkot – nicht gerade appetitlich. Theoretisch besteht damit das Risiko, dass Speiseinsekten bei unhygienischer Haltung Krankheitserreger oder Parasiten auf den Menschen übertagen.

Um solche Kontaminationen zu verhindern, gelten für die Zucht und Haltung von Speiseinsekten in der EU strenge Vorschriften. Bevor ein Insekt in der EU als Lebensmittel zugelassen wird, muss der Hersteller umfangreiche Daten über die Produktionsbedingungen und ihre Hygiene, die chemische Zusammensetzung und mögliche Gesundheitsrisiken vorlegen. Auch die Verträglichkeit, mögliche allergieauslösende Wirkungen und die Toxikologie werden getestet. Überprüft werden diese Daten und weitere verfügbare wissenschaftlichen Erkenntnisse dann von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA). "Entscheidend ist, dass ein neuartiges Lebensmittel kein Sicherheitsrisiko für die menschliche Gesundheit darstellt", betont die EU-Kommission.

Woran erkennt man insektenhaltige Lebensmittel?

Die Zulassung von Insekten als Lebensmittel löst bei vielen gemischte Gefühle und sogar Ekel aus. Unter anderem deshalb betonte die EU-Kommission Anfang 2023 auf Twitter: "Niemand wird gezwungen, Insekten zu essen. Jeder und jede kann selbst entscheiden, ob er oder sie Lebensmittel aus oder mit Insekten kauft oder nicht."

Tatsächlich gibt es klare Vorschriften für die Kennzeichnung solcher Lebensmittel: Jedes Lebensmittel, das Insekten enthält, muss auf der Verpackung deutlich angeben, dass Insekten enthalten sind. Der Hinweistext muss den deutschen und lateinischen Namen der Insektenart angeben. Außerdem muss angegeben werden, in welcher Form das Insekt enthalten ist – als Pulver, Paste oder im Ganzen gefroren. Weil Menschen mit einer Allergie gegen Krebstiere oder Hausstaubmilben manchmal auch auf Insekten allergisch reagieren können, muss zudem immer ein Allergiehinweis auf der Verpackung stehen.

Werden nun heimlich Insekten ins Mehl gemischt?

Viele Menschen haben nun die Befürchtungen, Insektenmehl oder Proteinpaste aus den Krabbeltieren könnte nun heimlich in Nudeln, Kekse oder angeblich vegetarische Nahrungsmittel gemischt werden. Doch das ist extrem unwahrscheinlich – es lohnt sich schlicht nicht. Denn bisher ist die Zucht von Insekten für den Verzehr noch ziemlich teuer. Deshalb kann beispielsweise ein Kilogramm gemahlene Insekten mehr als 100 Euro kosten – normales Getreidemehl kostet weniger als einen Euro pro Kilogramm. Schon aus wirtschaftlichen Gründen lohnt es sich daher für Lebensmittelhersteller nicht, Heuschrecke und Co heimlich in ihre Produkte zu schmuggeln.

Warum sollten wir überhaupt Insekten essen?

Wenn wir mehr Insekten statt Fleisch von Rind, Schwein und Co essen, dann schont das Umwelt und Klima und ist noch dazu gesund. Die Aufzucht von Insekten benötigt weit weniger Ressourcen als bei den klassischen Nutztieren. „Im Durchschnitt können Insekten zwei Kilogramm Futter in ein Kilo Insektenmasse umwandeln, wohingegen Rinder acht Kilo Futter benötigen, um ein Kilo Körpermasse zu produzieren“, erklärt die Welternährungsorganisation FAO.

Hinzu kommt: Insekten benötigen keine flächenverschlingenden Weiden oder hochkalorische Nahrungspflanzen. Stattdessen begnügen sich die meisten von ihnen mit pflanzlichen Abfällen oder Kompost als Nahrung. Der Verzehr von Insekten schafft daher mehr Platz, um Getreide und Co für unsere Ernährung anzubauen. Zudem benötigen Insekten weniger Wasser und setzen weniger Treibhausgase frei.

Und schließlich kommt dies auch unserer Gesundheit zugute: Insekten enthalten mehr Proteine als ein Steak und meist deutlich mehr gesunde Spurenelemente und Ballaststoffe. Sie sind zudem reich an ungesättigten Fetten wie den Omega-3-Fettsäuren – auch das ist gesund. Das Essen von Insekten von Insekten ist damit durchaus ein Plus für Umwelt, Klima und Gesundheit.

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