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König Artus auf Camelot

Viele Geschichten ranken sich um Artus, jenen legendären König, der das Schwert Excalibur aus einem Stein ziehen musste, die schöne Guinevere zur Frau nahm und die Ritter der Tafelrunde gründete. Um Land und Frau betrogen, zog er sich auf die Insel Avalon zurück, um auf eine Gelegenheit zur Rückkehr zu warten. Doch hat Artus, dessen Burg Camelot nicht minder märchenhaft erscheint, auch wirklich gelebt?
Kai U. Jürgens

Viele Sagen haben eine realen Hintergrund. Doch je weiter die Zeit zurückliegt, desto schwieriger wird es, etwas über sie zu erfahren. Tatsache ist, dass um 400 n.Chr. Eroberungsfeldzüge Britannien heimsuchten. Insbesondere das Volk der Sachsen – ein westgermanischer Stammesverband – drängte auf die Insel. Doch dann erschien Artus, der bereits mit fünfzehn Jahren König von England und Wales geworden sein soll, und lieferte die Grundlage für eine bis heute lebendige Legende. Der Überlieferung nach wehrte er die Sachsen ab und kämpfte dann auf dem Kontinent gegen seine Feinde.

Doch über Jahrhunderte wandelte sich das Bild, und was einmal ein schlichter Tatsachenbericht gewesen sein mag, erhielt immer mehr mythische Züge. Demnach war Artus Zögling des geheimnisumwitterten Zauberers Merlin und musste, um seinen Anspruch als „wahrer König“ zu belegen, ein Schwert aus einem Stein ziehen, das der Magier dort hineingerammt hatte. Hierbei handelte es sich um Excalibur, das ebenso zur Artussage gehört wie die Tafelrunde mit den Rittern Gawain und Lancelot. Artur hält Hof auf Camelot, heiratet Guinevere und dehnt sein Reich bis auf das Festland aus. Von den Abenteuern, die die Ritter der Tafelrunde erleben, ist die Suche nach dem Heiligen Gral bis heute am bekanntesten. Hierbei handelt es sich um ein Gefäß, das für den Finder Unsterblichkeit bereithält.

Doch auch die Artussage hat einen tragischen Aspekt. Nachdem es zu einem Ehebruch von Königin Guinevere mit Lancelot gekommen sein soll, wird die Tafelrunde in Camelot einer schwerwiegenden Bewährungsprobe unterworfen. Doch auch nachdem diese Krise abgewendet scheint, erfährt Artus beim Zug nach Rom, dass sein Neffe Mordred den Thron an sich genommen und die Königin geheiratet hat. Artus tötet den Konkurrenten, wird aber selber schwer verwundet und zur mysteriösen Insel Avalon gebracht. Ob er dort stirbt, weiterlebt oder sogar auf seine Wiederkehr wartet, wird in den verschiedenen Quellen unterschiedlich dargestellt. 

Es fällt schwer, von „einer“ Artussage zu sprechen, denn der Stoff wurde über Jahrhunderte immer wieder neu interpretiert und angereichert. Entsprechend existieren zahlreiche Variationen, aber kaum Fakten über die Hintergründe. Ob es wirklich einen Artus gegeben hat, muss daher offen bleiben. Vielleicht war er wirklich ein britannischer Heerführer, der sein Land gegen die Angelsachsen verteidigte und im Kampf fiel – vielleicht auch nicht. Auffällig ist die starke Stilisierung der Figur, die mehr und mehr als idealer Herrscher erscheint. Dazu gehört auch die Gleichberechtigung, die bei den Rittern der Tafelrunde in Camelot vorherrscht. Artus wird damit zu einem Vorbild, aber auch zu einem Gegenentwurf realer Herrschaftsverhältnisse. Während der Renaissance, also während des 15. und 16. Jahrhunderts, wurde die Gestalt weitgehend vergessen. Seither aber hat sie ihren Rang in zahlreichen Opern, Büchern und Filmen behauptet und nicht zuletzt in den großen Fantasy-Epen des 20. Jahrhunderts unübersehbare Spuren hinterlassen. Auch Avalon und Camelot lassen sich nicht lokalisieren, doch für die Festung gibt es immerhin Hinweise – allerdings an unterschiedlichen Orten. So werden König Artus und die Gemeinschaft der Tafelrunde auch weiterhin ihr Geheimnis bewahren.

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