Lexikon

Inflatin

[
lateinisch, „Aufblähung“
]
Inflation: Notgeld
Notgeld
Notgeld der Stadt Frankfurt am Main während der Inflation 1923.
Zustand einer Geldwertverschlechterung und Kaufkraftsenkung; ermöglicht durch Vermehrung der umlaufenden Geldmenge über den volkswirtschaftlichen Bedarf hinaus, z. B. durch Notenbankkredite an den Staat zum Ausgleich der durch die Einnahmen nicht gedeckten Staatsausgaben; güterwirtschaftlich bedeutet Inflation ein Zurückbleiben des gesamtwirtschaftlichen Angebots hinter der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage („inflatorische Lücke“). Die Inflation kann als Mittel der Umlenkung von Produktionsfaktoren zugunsten des Staates auch bewusst herbeigeführt werden.
Erscheinungsformen: Die offene Inflation zeigt sich in einer anhaltenden Zunahme des Preisniveaus, gemessen am Preisindex der Lebenshaltung oder des Bruttosozialprodukts. Nach der Höhe der Preissteigerungen wird zwischen schleichender, trabender und galoppierender (Hyper-)Inflation unterschieden. Diese Definition deckt nicht den Sonderfall der zurückgestauten (verdeckten) Inflation, bei der man durch Zwangsmaßnahmen (Lohn- und Preisstopp, Rationierung von Gütern, Produktions-, Kapitalmarkt- und Devisenkontrollen) versucht, (offene) Preissteigerungen zu verhindern. Andere Definitionen und Unterscheidungen der Inflation orientieren sich nicht nur am äußeren Erscheinungsbild, sondern berücksichtigen Ursachen. So spricht man von hausgemachter Inflation, wenn man die Ursachen im Lande selbst vermutet, und von importierter Inflation, wenn die Ursachen eher im Ausland zu liegen scheinen (z. B. Anstieg der Rohölpreise), von Nachfrage- bzw. Angebotsinflation, wenn die Preissteigerungen von der Nachfrage- bzw. Angebotsseite auszugehen scheinen bzw. von einer Einkommensinflation, wenn der Verteilungskampf der Einkommensgruppen für die Preissteigerungen verantwortlich gemacht wird.
Folgen einer Inflation sind im Allgemeinen Einschränkung der Produktion als Folge der Fehlleitung und Verschwendung von Ressourcen, beschleunigte Zunahme der Umlaufgeschwindigkeit des Geldes, „Flucht in die Sachwerte“, Übergang zur Tauschwirtschaft (Zigarettenwährung), wenn die Annahme des Geldes schließlich verweigert wird.
Ein besonders eindringliches Beispiel bietet die Inflation im Deutschen Reich nach dem 1. Weltkrieg. Die im 1. Weltkrieg begonnene Kreditfinanzierung wurde anschließend beibehalten und führte vor allem durch den Ruhrkampf 1923 zu einem Fall der Reichsmark ins Bodenlose. Im November 1923 war schließlich die Relation 1 US-Dollar = 4,2 Billionen Papiermark erreicht. Die Stabilisierung begann am 15. 11. 1923 mit der Einführung der Rentenmark (= 1 Billion Papiermark), deren Deckung auf industriellem und landwirtschaftlichem Grundbesitz beruhte.
Eine Inflation kann sich im größeren Umfang nur dann dauerhaft etablieren, wenn der Preisanstieg durch einen Geldmengenüberhang gedeckt wird. Jede bedeutende Inflation ist deswegen immer auch eine monetäre Inflation. Bei ihr übersteigt das Geldmengenwachstum das Wachstum der realen Güterproduktion. Daher kommt einer am Ziel der Geldwertstabilität ausgerichteten Geldpolitik, die früher die Deutsche Bundesbank vertrat und die heute von der Europäischen Zentralbank (EZB) umgesetzt wird, die zentrale Rolle bei der Eindämmung und Verhinderung von inflationären Anzeichen zu. In Deutschland wird die Inflationsrate auf der Basis bestimmter Preisindizes kontinuierlich überwacht und regelmäßig veröffentlicht. Ihre Entwicklung ist maßgeblich für die Zinspolitik der EZB. Diese wiederum bestimmt das allgemeine Zinsniveau und beeinflusst damit Wirtschaft und Finanzmärkte entscheidend.
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