Lexikon
Ketzer
[griech. hairesis Wahl]
Häretikerim 12. Jahrhundert von den Katharern abgeleitete, im heutigen Sprachgebrauch diffamierende Bezeichnung für Häretiker. – Im übertragenen Sinn: Person, die von einer herrschenden Meinung abweicht. Bereits seit der Einführung der Staatskirche unter Theodosius I. Ende des 4. Jahrhunderts galten von der offiziellen kirchlichen Lehre abweichende (Irr-)Lehren als (politische) Straftat, die entsprechend geahndet wurden. Doch erst im Mittelalter kam es zu einer systematischen Verfolgung der nun als Ketzer bezeichneten Andersgläubigen. Den Auftakt bildete die auf dem Konzil von Verona 1184 von Papst Lucius III. und Kaiser Friedrich I. Barbarossa verabschiedete Bulle „Ad abolendam“, durch die Ketzer wie die Katharer oder Waldenser sowohl von kirchlicher Seite durch Kirchenbann als auch von staatlicher Seite durch Reichsbann bestraft werden konnten. Im Laufe des 13. Jahrhunderts wurden weitere Sanktionen gegen Ketzer beschlossen (u. a. 1224 Einführung des Scheiterhaufens zur Verbrennung verurteilter Ketzer, 1209–1129 Verfolgung und Vernichtung der französischen Katherer im Albigenserkreuzzug). Parallel dazu entstand mit der gezielten Fahndung nach (vermeintlichen) Ketzern eine Vorform der Inquisition, die 1231 von Papst Gregor IX. zu einer eigenständigen Institution ausgebaut wurde. Die praktische Ausführung der Ketzergesetze, die bis 1648 wirksam blieben, oblag den Dominikanern und Franziskanern.
Der Begriff Ketzer wurde sowohl auf religiöse Gemeinschaften als auch auf Einzelpersonen angewendet, deren Glaube und/oder Lehre nicht derjenigen der offiziellen Kirche entsprach. Als Ketzer galten u. a. die Beginen, die Wiedertäufer und die Antitrinitarier sowie Persönlichkeiten wie J. Hus, G. Bruno, T. Cranmer, G. Savonarola, G. Galilei, Jeanne d’Arc oder M. Luther.
Wissenschaft
Neue Einblicke in die Evolution des Mastodons
Neben den Mammuts gab es während der Eiszeit noch ein weiteres Rüsseltier – das Mastodon. Dessen Evolutionsgeschichte ist offenbar komplexer als bisher angenommen. Das zeigen Analysen alter DNA aus den Knochen und Stoßzähnen von sieben Exemplaren dieser amerikanischen Megafauna. Demnach wanderten die Mastodons in Folge von...
Wissenschaft
Gegen die Einbahnstraße
Keine Stadt ohne Sackgassen und Einbahnstraßen. Auch von der Evolution dachte man lange, dass sie viele Organismenlinien in Sackgassen und Einbahnstraßen geschickt habe. Tatsächlich scheint das jedoch viel weniger oft der Fall gewesen zu sein, als bislang vermutet. Über die „evolutionären Sackgassen“ des belgischen Paläontologen...
Mehr Artikel zu diesem Thema
Weitere Artikel aus dem Kalender
Weitere Artikel aus der Wissensbibliothek
Weitere Lexikon Artikel
Weitere Artikel aus den Daten der Weltgeschichte
Weitere Artikel aus dem Wahrig Synonymwörterbuch
Weitere Artikel auf wissenschaft.de
Große Körper, wenig Krebs
Attacke im All
Giftige Reiswaffeln?
Sind Quantentechnologien gefährlich?
Pastillen und Pulver
Der Weg des Wassers