Lexikon

Liebknecht

Karl, deutscher Politiker, * 13. 8. 1871 Leipzig,  15. 1. 1919 Berlin (ermordet); Sohn von Wilhelm Liebknecht; Rechtsanwalt; gehörte seit 1908 als Sozialdemokrat dem preußischen Abgeordnetenhaus an, seit 1912 dem Reichstag, hier bald einer der aktivsten Führer der Linken. Fügte er sich noch zu Beginn des Weltkriegs bei der Bewilligung der Kriegskredite dem Fraktionszwang, so stimmte er (als überzeugter Kriegsgegner) bereits im Dezember 1914 gegen sie. 1916 wurde er aus der SPD-Fraktion ausgeschlossen. Die Veranstaltung einer öffentlichen Antikriegskundgebung am 1. 5. 1916 trug ihm vier Jahre Zuchthaus ein; im Oktober 1918 wurde er begnadigt. Am 9. 11. 1918 proklamierte Liebknecht erfolglos die „freie sozialistische Republik“ in Anlehnung an das sowjetische Rätemodell. Ende 1918 war er an der Gründung der Kommunistischen Partei Deutschlands beteiligt und wurde in ihre Zentrale gewählt. Nach dem Berliner Spartakusaufstand, an dem er führend teilnahm, wurde Liebknecht zusammen mit R. Luxemburg verhaftet und von Freikorpsoffizieren ermordet.
Pazifismus gegen Kriegseuphorie
Pazifismus gegen Kriegseuphorie
Als einziges Parlamentsmitglied verweigert der Reichstagsabgeordnete Karl Liebknecht, der zum pazifistischen Flügel der SPD gehört, seine Zustimmung zu dem von der deutschen Reichsregierung geforderten zweiten Kriegskredit. In einem Brief an Reichstagspräsident Johannes Kaempf vom 2. 12. 1914 begründet er seine Haltung:

Dieser Krieg, den keines der beteiligten Völker selbst gewollt hat, ist nicht für die Wohlfahrt des deutschen oder eines anderen Volkes entbrannt. Es handelt sich um einen imperialistischen Krieg, einen Krieg um die kapitalistische Beherrschung des Weltmarktes, um die politische Beherrschung wichtiger Siedlungsgebiete für das Industrie- und Bankenkapital ... Die deutsche Parole Gegen den Zarismus diente, ähnlich der jetzigen englischen und französischen Parole Gegen den Militarismusdem Zweck, die edelsten Instinkte, die revolutionären Überlieferungen und Hoffnungen des Volkes für den Völkerhass zu mobilisieren. Deutschland, der Mitschuldige des Zarismus, das Muster politischer Rückständigkeit bis zum heutigen Tag, hat keinen Beruf zum Völkerbefreier. Die Befreiung des russischen wie des deutschen Volkes muss deren eigenes Werk sein. Der Krieg ist kein deutscher Verteidigungskrieg. Sein geschichtlicher Charakter und bisheriger Verlauf verbieten, einer kapitalistischen Regierung zu vertrauen, dass der Zweck, für den sie die Kredite fordert, die Verteidigung des Vaterlandes ist. Ein schleuniger, für keinen Teil demütigender Friede, ein Friede ohne Eroberungen, ist zu fordern; alle Bemühungen dafür sind zu begrüßen. Nur die gleichzeitige dauernde Stärkung der auf einen solchen Frieden gerichteten Strömungen in allen Krieg führenden Staaten kann dem blutigen Gemetzel vor der völligen Erschöpfung aller beteiligten Völker Einhalt gebieten. Nur ein auf dem Boden der internationalen Solidarität der Arbeiterklasse und der Freiheit aller Völker erwachsender Friede kann ein gesicherter sein ... Unter Protest gegen den Krieg, seine Verantwortlichen und Regisseure, gegen die kapitalistische Politik, die ihn heraufbeschwor, gegen die kapitalistischen Ziele, die er verfolgt, gegen die Annexionspläne, ... gegen die soziale und politische Pflichtvergessenheit, deren sich die Regierung und die herrschenden Klassen auch heute noch schuldig machen, lehne ich die geforderten Kriegskredite ab."

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