Lexikon
Literatụrwissenschaft
die Gesamtheit der wissenschaftlichen Beschäftigung mit unterschiedlichen Textsorten, vor allem aber mit der Dichtung. Neben der Sprachwissenschaft ein Teil der Philologie, befasst sich Literaturwissenschaft auch mit Problemen, die über den Bereich hinausgehen. Ziel ist die Schaffung wissenschaftlicher Erkenntnisse über Wesen, Aufgabe und Bedeutung von Literatur. Darüber hinaus strebt die Literaturwissenschaft im Zweig der allgemeinen Literaturwissenschaft die Schaffung einer einheitlichen Methodologie an, die wegen der zahlreichen, zum Teil unvereinbaren Literaturtheorien bisher noch nicht vorliegt, bzw. in Einzelfällen (z. B. Epochen- und Gattungsteorien) zwar praktische, jedoch umstrittene Anwendung findet. Im Bereich der Literaturgeschichte versucht man, sowohl die historischen wie sozialen und biografischen Bedingungen der Entstehung und Rezeption von Literatur zu klären, als auch Einzelwerke zu kanonisieren und in den größeren Rahmen der National- bzw. Weltliteratur einzuordnen. Die vergleichende Literaturwissenschaft (Komparatistik) arbeitet Parallelen und Unterschiede zwischen den Nationalliteraturen heraus und verortet diese in ihrem jeweiligen kulturellen Umfeld. Im Bereich der angewandten Literaturwissenschaft befasst man sich mit Einzelproblemen der literarischen Praxis, wie der Adaption von Texten für Theater Hörfunk und Film oder der literarischen Übersetzung.
Seit der Romantik wird von verschiedenen Ausgangspunkten versucht, Wesen und Geschichte der Dichtung wissenschaftlich zu erfassen. Die positivistische Literaturwissenschaft beschränkte sich darauf, Textgeschichte, Stoff- und Motivgeschichte, Fakten aus dem Leben des Dichters und Beziehungen zu anderen Werken nebeneinander zu stellen. Gegen den Positivismus richtete sich der geistesgeschichtliche Ansatz W. Diltheys, der in der hermeneutischen Ausrichtung die Notwendigkeit forderte, verborgene Sinnzusammenhänge durch Interpretation zu erschließen. Im Gegenzug entwickelte sich die textimmanente Literaturwissenschaft, die den stilistischen Aufbau der Werke untersucht. Dazu zählen zu Beginn des 20. Jahrhunderts der Russische Formalismus, nach dem Zweiten Weltkrieg die an linguistischen Modellen F. de Saussures und den ethnologischen Untersuchungen C. Lévi-Strauss’ orientierten Schulen der strukturalistischen Literaturwissenschaft, sowie der Poststrukturalismus nach J. Derrida (Dekonstruktion). Dieser verneint die Möglichkeit einer absoluten Sinnfestlegung und hebt die Bezüge zwischen den Texten und Literaturen hervor (Postmoderne). Während hier, wie im US-amerikanischen Newcriticism, das Werk und nicht der Autor im Zentrum der Analyse steht, untersucht die Rezeptionsästhetik von H. R. Jauß und W. Iser die Rolle des Lesers bei der Realisierung des Kunstwerks. Die psychoanalytische Literaturwissenschaft fußt auf den Erkenntnissen S. Freuds, in jüngerer Zeit auf den Schriften J. Lacans, die marxistische Literaturwissenschaft stellt dagegen die gesellschaftliche Funktion von Literatur in den Mittelpunkt ihrer Untersuchung. Die von den Vertretern der Kritischen Theorie (J. Habermas) beeinflusste Richtung führte marxistische und hermeneutische Betrachtungsweisen gegen Ende des 20. Jahrhunderts zusammen.
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