Lexikon
Psychoanalỵse
[
griechisch
]die Lehre S. Freuds von der Dynamik des unbewussten Seelenlebens und die darauf beruhende Methode zur Behandlung bestimmter seelischer Erkrankungen (Neurosen).
In den „Studien über Hysterie“ (1895) wurde von J. Breuer und Freud erstmals eine „seelenreinigende“ Methode (Psychokatharsis) dargestellt. Sie bestand darin, akute hysterische Krankheitssymptome mit Hilfe der Hypnose bis zu ihrem ersten Erscheinen zurückzuverfolgen. Freud und vor allem Breuer hatten erkannt, dass die Aussprache in Hypnose einen Heilungserfolg brachte. Später ließ Freud seine Patienten frei assoziieren, d. h., entspannt liegend ihre aktuellen oder zurückliegenden seelischen Regungen rückhaltlos aussprechen, damit ins Unbewusste verdrängte Inhalte (Verdrängung) wieder bewusst würden. Freud fasste diese psychoanalytische Technik in die Kurzformel: „Erinnern, Wiederholen, Durcharbeiten“. Das Durcharbeiten besteht vor allem in der Deutung und Auflösung von Widerständen (z. B. Abwehrreaktionen). Neben den assoziierten Inhalten dienen die Träume (Traumdeutung) als Weg zum Unbewussten. Es gibt einige Hauptaspekte der psychoanalytischen Lehre:
Unter dem Entwicklungsaspekt unterscheidet die Psychoanalyse im Kindes- und Jugendalter 5 Phasen: orale Phase (Mund), anale Phase (After), phallische Phase (vor allem das männliche Glied). Auf diese Phasen folgt eine Ruhepause der Sexualentwicklung (Latenzphase), in der die Entwicklung des Kindes mehr durch Interaktion mit seiner Umwelt gestaltet wird (Sozialisation). Mit Beginn der Pubertät setzt die eigentliche genitale Phase ein.
Unter personalem Aspekt werden hauptsächlich 3 Schichten der Person unterschieden: das Es, das Ich und das Über-Ich.
Unter dynamischem Aspekt werden vor allem die direkten oder indirekten Wechselwirkungen gesehen zwischen den unbewussten (Trieb-)Vorgängen und den vorwiegend bewussten seelischen (Zensur-)Vorgängen. Ferner wird eine dynamische Beziehung zwischen den Polaritäten Lust (Lustprinzip) und Unlust angenommen.
Unter pathogenetischem Aspekt sieht die Psychoanalyse die Entwicklung in den ersten Lebensjahren als prägend für spätere neurotische Erkrankungen an: Triebimpulse aus dem Es werden verdrängt, sobald die am Ich-Ideal (Über-Ich) orientierte „Selbstachtung des Ichs“ gefährdet scheint; dieser Vorgang findet zumeist nicht im Bewussten statt. Da die Triebenergie der verdrängten Inhalte weiter dynamisch wirksam ist, werden zur erneuten Abwehr Symptome gebildet, die ein Kompromiss sind zwischen (Ersatz-)Befriedigung der jeweiligen Triebe und deren endgültiger Beseitigung.
Freuds besonders an der Sexualität orientierte Lehre war zu seinen Lebzeiten und ist bis heute z. T. heftigen Anfeindungen ausgesetzt, hat aber unabsehbaren Einfluss auf viele Wissenschaften sowie auf das Gesellschaftsleben des 20. Jahrhunderts ausgeübt.
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