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Tabak: Kein ungetrübter Genuss

Wie werden Zigaretten hergestellt?

In einem aufwendigen Prozess mit vielen Arbeitsschritten, an dessen Beginn immer die Ernte des Tabaks steht. Sie erstreckt sich oft über sechs bis acht Wochen, denn je nach Verwendungszweck müssen die Blätter in verschiedenen Reifestadien gepflückt werden. Für Zigarrengut beispielsweise werden die Blätter bereits gepflückt, wenn sie zu reifen beginnen und noch hellgrün sind. Für Zigarettengut werden dagegen die fast gelben Blätter benötigt. Zuallererst werden jedoch die dritten und vierten Blätter gebrochen, die als sog. Sandblätter die Deckblätter für Zigarren liefern.

Unmittelbar nach der Ernte werden die Blätter nach Länge und Farbe sortiert, auf Fäden aufgezogen und anschließend getrocknet. Dabei unterscheidet man zwischen natürlicher Trocknung durch Sonne oder Luft (wozu die Bündel in Tabakspeichern aufgehängt werden) und künstlicher Trocknung in technischen Anlagen. Zigarrengut, also Zigarrentabake, lässt man meist an der Luft trocknen, Schneidegut, mithin Zigarettentabake, wird überwiegend technisch getrocknet. Der sich anschließende Fermentationsprozess, in dem unerwünschte Substanzen abgebaut und gleichzeitig Aroma- und Farbstoffe aufgebaut werden, kann mehrere Monate dauern. Geschmacklich veredelt wird der Tabak durch das sog. Soßieren, bei dem man die Blätter mit Zuckerlösung, Gewürzen, Salzen und Farbstoffen versetzt. Danach befreit man die Blätter von den Mittelrippen und bringt sie in Schneidemaschinen auf die gewünschte Schnittbreite. Zuletzt wird das Schnittgut in Trockenanlagen geröstet, in Form gepresst und gerollt. Diesen Strang schließlich umwickelt man mit Zigarettenpapier und schneidet ihn in die gewünschte Länge – dann ist die Zigarette fertig.

Welche Tabakarten sind wirtschaftlich bedeutsam?

Die wirtschaftlich bedeutsamsten Tabakarten sind der Virginische oder Echte Tabak (Nicotiana tabacum) und der Bauerntabak (Nicotiana rustica).

Nicotiana tabacum ist die heute weltweit bekannteste und am meisten genutzte Tabakpflanze. Sie trägt von Juni bis September rote, glockenförmige Blüten. Die untersten ihrer ovalen, lanzettlichen Blätter werden bis zu 50 Zentimeter lang, der Stängel ist behaart und kann eine Höhe von drei Metern erreichen. Alle Pflanzenteile enthalten giftige Alkaloide wie Nikotin, Nornictin, Anabasin und Nicotyrin. Das begehrte Nikotin wird übrigens in den Wurzeln gebildet, von wo es später in die Blätter wandert.

Nicotiana rustica stammt ursprünglich aus dem nördlichen Südamerika und ist heute ebenfalls weltweit verbreitet. Der etwa 1,20 Meter hohe Bauerntabak, auch Machorka genannt, mit rundlich eiförmigen Blättern und grünlich gelben Blüten ist stark nikotinhaltig und wurde ursprünglich für rituelle Räucherungen und schamanistische Zwecke genutzt, aber auch medizinisch, beispielsweise bei Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen, Zahnleiden und Syphilis eingesetzt.

Macht Tabak krank?

Auf Dauer genossen auf jeden Fall. Tabak und Tabakrauch enthalten mehr als 1500 chemische Verbindungen, davon zwischen 0,5 und fünf Prozent Nicotin, außerdem Nornicotin. Diese Alkaloide wirken stimulierend und machen süchtig. In reiner Form sind sie starke Gifte, die bereits bei der Berührung mit der Haut Vergiftungen auslösen. Die tödliche Dosis Nikotin für einen Erwachsenen beträgt 40 bis 60 Milligramm, doch wird diese beim Rauchen nie erreicht, da Nikotin im Körper sehr schnell abgebaut wird. Bei hohem Zigarettenkonsum kann es jedoch zu Vergiftungssymptomen kommen und für einen Säugling oder ein Kleinkind kann bereits eine einzige verschluckte Zigarette tödlich sein.

Anders als die relativ selten auftretende akute Nikotinvergiftung zählen die Langzeitfolgen des Rauchens – Lungen-, Kehlkopf- oder Magenkrebs, Durchblutungsstörungen durch Gefäßverengungen an Armen und Beinen bis hin zu offenen Beinen, Angina pectoris und Herzinfarkt, um nur einige zu nennen – zu den weltweit häufigsten Todesursachen. Vor einigen Jahren hat sich die WHO (World Health Organisation) mit der Qualifizierung des Tabaks als »abhängig machende Droge« an die Spitze des globalen Kampfes gegen die Droge Nicotin gesetzt, die immer noch eine Steuerquelle vieler Staaten ist.

Gibt es nikotinfreien Tabak?

Ja, den ursprünglich aus Bolivien und Argentinien stammenden Blaugrünen Tabak (Nicotiana glauca). Der etwa zwei Meter hohe Strauch hat die Gestalt eines kleinen Baumes und eignet sich auch gut als Zimmerpflanze. Wie sein Name schon verrät, besitzt er große, attraktiv blaugrüne Blätter und grünlich cremegelbe Blüten, die in Blütenständen zusammenstehen. Und obwohl diese Pflanze kein Nikotin enthält, sind die Blätter nicht harmlos, denn sie führen das ebenfalls giftige Alkaloid Anabasin, das in seiner Struktur dem Nikotin gleicht und wie dieses giftig ist. Diese Nicotiana-Gattung war vor allem bei den nordamerikanischen Navajo-Indianern beliebt, die seine Blätter während ihrer Zeremonien rauchten.

Wussten Sie, dass …

selbst das Rauchen einer Wasserpfeife gesundheitsschädlich ist? Obwohl der Tabakrauch durch eine Passage im Wasserbad gefiltert wird, bleiben die Rauchpartikel nicht darin hängen, sondern gelangen ebenso wie das Nikotin in den Blutkreislauf.

Kautabak gar nicht gekaut wird? Er wird vielmehr zischen Kiefer und Wange bzw. Oberlippe geschoben und durch den Speichel langsam ausgelaugt.

im 19. Jahrhundert der Genuss von Schnupftabak weiter verbreitet war als das Rauchen?

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