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Madeira: Entspanntes Wandern in saftiger Flora
Sucht man im Winter und Frühling nach Reisezielen in Europa, steht Madeira bei vielen ganz oben auf der Liste. Milde Temperaturen locken Reisende das ganze Jahr über auf die Atlantikinsel. So mancher Urlaub beginnt aber schon am Inselflughafen mit einem kleinen Abenteuer. Auf der exponierten Landebahn ist der Wind oft so stark, dass die Maschinen – wie betrunken – Richtung Asphalt trudeln.
Aus dem Meer geboren
Madeira ist die Haupinsel eines Archipels, dem außerdem noch Porto Santo im Nordosten und die unbewohnten Deserta-Inseln im Südosten angehören. Die Inselgruppe hat sich durch vulkanische Aktivität aus dem Meer erhoben und ist lediglich die Spitze eines Vulkansystems, das 4.000 Meter tief zum Meeresgrund abfällt. Madeira bietet seinen Bewohnern nur wenige ebene Flächen, dafür aber schroffe Berge und steile Abhänge. Die Insel ist übersät mit kleinen Häuschen, die an den mit Terrassen gesäumten Hängen kleben.
In den Grotten von Saõ Vicente kann der Besucher mehr über die Entstehung der Insel erfahren. Auf einer geführten Tour folgt man den Lavaströmen, die vor mehreren hunderttausend Jahren geräumige Tunnel in den Stein gefressen haben. Direkt nebenan bietet das "Centro de Vulcanismo" eine drollige Reise in den Mittelpunkt der Erde, inklusive simulierter Lavaströme, Mini-Vulkanausbruch und einer Spiegelillusion des Erdkerns.
Einfach saftig
Im Madeira-Urlaub ist eines garantiert: Regen. Die Insel ist in Bezug auf das kühle Nass jedoch geteilt. Während im trockenen Süden häufig die Sonne scheint, verdecken im kühleren Norden zur selben Zeit graue Wolken den Himmel. Schuld ist das gebirgige Herz der Insel. Hier fungieren der 1.862 Meter hohe Pico Ruivo und die Hochebene Paul de Sarra als Wetterscheide und halten die vom Norden kommenden Wolken fest. Von der schroffen Halbinsel São Lourenço im äußersten Osten ist dieses Phänomen – inklusive beeindruckendem Küstenpanorama – besonders gut zu beobachten.
Die vom Himmel fallenden Wassermassen lassen das "Juwel des Atlantiks" besonders im Norden in einem üppigen Grün erstrahlen. Hier tropft es von den Blättern, Kletterpflanzen bedecken die Felswände, große Farnwedel versperren den Weg: Es ist einfach saftig. Farbenfrohe Blumen versetzen nicht nur den leidenschaftlichen Botaniker in Erstaunen. Die botanische Krönung der Insel bleibt aber der Lorbeerwald. Die knorrigen, mit Moosen und Flechten bewachsenen Bäume stehen dicht gedrängt in den höheren Lagen und erinnern stark an einen Märchenwald. Das fast undurchdringliche UNESCO-Weltnaturerbe kann nur auf schmalen Pfaden erkundet werden.