wissen.de Artikel
Mückenstiche - Was hilft gegen das lästige Jucken?
Sommerzeit ist Mückenzeit. Die Weibchen sind jetzt wieder vermehrt auf der Suche nach Nährstoffen, die sie für die Bildung ihrer Eier brauchen – und die bekommen sie, indem sie bei Tieren und Menschen Blut saugen. Den Stich selbst bemerken wir dabei in der Regel gar nicht. Doch schon bald danach fängt die betroffene Stelle heftig an zu jucken und es bildet sich eine kleine, rötliche Schwellung.
Wie kommt es dazu? Die Mücke injiziert beim Stich spezielle Substanzen, die die Blutgerinnung verhindern. Das ist nötig, damit sie in Ruhe trinken kann. Diese Stoffe nimmt unser Immunsystem als fremde Eindringlinge wahr und bekämpft sie. Wie bei einer allergischen Reaktion wird dabei innerhalb von Minuten der Signalstoff Histamin ausgeschüttet. Dieser initiiert unter anderem entzündungsähnliche Prozesse, die zu den bekannten Symptomen wie Schwellung, Rötung und Jucken führen.
Bitte nicht kratzen!
Bemerken wir einen Mückenstich, ist die erste Reflexhandlung: kratzen. Tatsächlich können wir uns dadurch zunächst Erleichterung verschaffen. Denn durch das Schmerzgefühl des Kratzens wird der Juckreiz überdeckt. Sobald wir damit aufhören, nehmen wir das unangenehme Jucken jedoch sofort wieder wahr – und zwar sogar stärker als zuvor.
Der Grund: Durch das Kratzen wird die Stelle zusätzlich gereizt. Darüber hinaus scheint der Neurotransmitter Serotonin eine entscheidende Rolle für die Verstärkung des Juckreizes zu spielen, wie Experimente mit Mäusen nahelegen. Dieser Botenstoff ist an der Weiterleitung von Schmerzsignalen beteiligt und wird durch das Kratzen im Gehirn freigesetzt. Von dort breitet er sich bis ins Rückenmark aus.
"Dort springt er gleichsam auf die falschen Gleise – von den Schmerzleitungen über zu Nervenzellen, die für die Übermittlung von Juckreizen verantwortlich sind", erklärt der Mediziner Zhou-Feng Chen von der Washington University School of Medicine. Auf Dauer entsteht so ein Teufelskreis. Hinzu kommt ein weiterer Nachteil: Durch das Kratzen können Schmutz und Keime in die Wunde gelangen, sodass sich der Mückenstich möglicherweise stark entzündet.
Lindernde Kühle
Obwohl verlockend, ist kratzen also keine gute Idee – doch was hilft dann gegen das lästige Jucken? Eine gute Strategie ist, den Stich rasch zu kühlen. Dafür eignet sich etwa ein Kühlpad oder ein Eiswürfel. Durch die Kälte wird der Juckreiz gelindert und auch die Schwellung geht zurück. Aber Achtung: Eis oder Kühlpads sollten nicht zu lange direkt auf der Haut liegen, sonst drohen Erfrierungen.
Dies lässt sich vermeiden, indem man ein dünnes Tuch unterlegt oder zu sanfteren Kühlmethoden greift – zum Beispiel einem nassen Waschlappen oder einer aufgeschnittenen Zwiebel. Letztere kühlt durch die in ihr enthaltene Feuchtigkeit nicht nur, der Saft der Zwiebel verfügt zudem über antientzündliche Eigenschaften.
Wirkungsvoller Hitzeschock
Auch Hitze hilft bei Mückenstichen: Kleine elektrische Geräte, die die Haut lokal aufheizen, erfreuen sich immer größerer Beliebtheit – und funktionieren tatsächlich, wie Studien belegen. Eine mögliche Erklärung: Die Blutgerinnungshemmer im Mückenspeichel bestehen hauptsächlich aus Eiweißen. Diese Stoffe werden bei bestimmten Temperaturen zerstört und können den Körper dann nicht mehr in Alarmbereitschaft versetzen. Dadurch wird insgesamt weniger Histamin ausgeschüttet, der Juckreiz lässt nach.
Der beobachtete Effekt lässt sich übrigens auch ohne spezielle Geräte erzielen. Dafür einfach eine Münze erwärmen und für wenige Sekunden auf die betroffene Stelle legen. Wichtig ist, dass die Temperatur der Münze um die 50 Grad Celsius erreicht und die Behandlung so früh wie möglich durchgeführt wird.
Gele aus der Apotheke
Für Juckreiz und Quaddelbildung nach einem Mückenstich ist hauptsächlich der körpereigene Stoff Histamin verantwortlich. In der Apotheke gibt es Medikamente, die die Wirkung dieser Substanz gezielt vermindern: sogenannte Antihistaminika. Diesen Effekt erzielen die Wirkstoffe, indem sie die Bindungsstellen für Histamin im Körper blockieren oder die Aktivität dieser Rezeptoren drosseln.
Zur Behandlung harmloser Insektenstiche eignen sich Antihistamin-haltige Gele wie das bekannte Fenistil. Sie haben im Gegensatz zu Salben und Cremes den positiven Nebeneffekt, dass sie viel Wasser enthalten und die Wunde durch die Verdunstungskälte kühlen. Noch effektiver wirken Kombinationspräparate, die zusätzlich niedrig dosiertes Kortison enthalten. Sie sind vor allem bei besonders stark entzündeten Mückenstichen zu empfehlen, sollten aber immer nur kurzfristig angewendet werden.