Fliegen zu können ist ein alter Menschheitstraum. Doch längere Strecken mit dem Flugzeug zurück zu legen, gelang erst Anfang des 20. Jahrhunderts. Der erste Flughafen Deutschlands wurde 1911 eingeweiht: es war der Flughafen Hamburg Fuhlsbüttel. Heute ist der "Airport Hamburg" einer der modernsten Flughäfen der Welt. Tag für Tag strömen rund 35.000 Passagiere durch die Terminals, das macht über 12 Millionen Menschen im Jahr. Der 2010 komplett modernisierte Neue Hamburg Airport bindet die Hansestadt in das engmaschige Netz des zivilen Linienflugverkehrs ein – und ist selbst der beste Beleg für die ungebrochene Attraktivität des Reisens. Vom Flughafen Hamburg Fuhlsbüttel zum Neuen Hamburg Airport - ein Rückblick.
Ein Flughafen als Tor zur Welt
Der älteste Flughafen Deutschlands liegt im Stadtteil Fuhlsbüttel und damit rund achteinhalb Kilometer nördlich der Stadtmitte. Wer sich dem Gebäudekomplex nähert, dem fallen sogleich die elegant geschwungenen Hallendächer ins Auge. Die beiden 1993 und 2005 eingeweihten Terminals und die verbindende Airport Plaza mit Sicherheitskontrollen und Einkaufsbereich bestehen aus Glas und Stahl, doch der Gesamteindruck ist erstaunlich leicht. Die eindrucksvolles Konstruktionen sind das Ergebnis des Modernisierungsplans HAM21, bei dem in den Jahren 2001 bis 2010 über 350 Millionen Euro investiert wurden. Berücksichtigt wurde ein weiterer Anstieg der Fahrgastzahlen, denn Hamburg ist für bis zu 16 Millionen Passagiere ausgelegt. Über fünfzig Flugzeuge können gleichzeitig abgefertigt werden, und die beiden sich kreuzenden Start- und Landebahnen lassen 48 Starts und Landungen pro Stunde zu. Damit ist der Neue Hamburg Airport der fünftgrößte Flughafen Deutschlands. Doch das war natürlich nicht immer so.
Vom Luftschiff zum Flugzeug
Eingeweiht wurde der Hamburger Flughafen am 10. Januar 1911. Die damalige Betreibergesellschaft nannte sich Hamburger Luftschiffhallen GmbH und zeigte damit bereits im Titel an, um welches Verkehrsmittel es damals in erster Linie ging: um mit Gas gefüllte Luftschiffe, zu denen auch die Zeppeline gehörten. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts hatte ihre Bedeutung stark zugenommen, und kurz zuvor, am 16. Oktober 1910, konnte die erste Ärmelkanalüberquerung per Luftschiff durchgeführt werden. Im August desselben Jahres war nahe Baden-Baden der erste Passagier-Lufthafen Deutschlands eingerichtet worden, und bereits 1909 hatte Ferdinand Graf von Zeppelin die erste Luftfahrtgesellschaft der Welt gegründet: die "DELAG". Das Verkehrsnetz der Deutschen Luftschifffahrt-Aktiengesellschaft bezog auch Hamburg mit ein. Dort standen zunächst 45 Hektar zur Verfügung – heute sind es mehr als zehnmal soviel. Doch den Luftschiffen war nur eine kurze Blütezeit beschieden. Spätestens der Zweite Weltkrieg beendete die Karriere der riesigen "Zigarren", deren Image durch die Katastrophe von Lakehurst bereits schwer angeschlagen war. 1937 fing dort die Hindenburg nach einer erfolgreichen Atlantiküberquerung Feuer und brannte binnen Minuten vollständig aus. Wasserstoff galt von da an als zu gefährlich, das unbrennbare Helium hingegen war zu teuer oder schlicht nicht lieferbar. Umso mehr bot sich das Flugzeug als Alternative an.
Seit den Brüdern Wright 1903 der erste Flug mit einem steuerbaren und motorbetriebenen Flugzeug geglückt war, hatte sich viel getan. Schon nach dem ersten Weltkrieg kam es in Frankreich zu regelmäßigen Passagiertransporten, und die am 5. Februar 1919 gegründete Deutsche Luftreederei, ein Vorläufer der Lufthansa, verkehrte regelmäßig zwischen Berlin und Weimar. Aber das sollte nur der Anfang sein.
Vom Luftverkehr zur Luftbrücke
Erstaunlicherweise war die zivile Luftschifffahrt in diesen Jahren eine primär europäische Angelegenheit. Erst der Flug von Charles Lindbergh, der am 19. Mai 1927 zwar nicht als erster, wohl aber als erster ganz allein in einer Propellermaschine den Atlantik überquerte, änderte dies. Eine ungeheure Begeisterung erfasste die USA, in deren Folge Flugzeugbau und Flugtransporte einen gewaltigen Aufschwung erlebten. Bereits 1930 unternahmen die amerikanischen Fluggesellschaften doppelt so viele Flüge wie alle europäischen Fluglinien zusammen. Daneben wurden natürlich – und nicht zuletzt – militärische Erfahrungen gesammelt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es dann zu einer Entwicklung, die den Fokus wieder mehr auf Hamburg richtete. Von Fuhlsbüttel aus wurde nämlich einer der drei Luftkorridore mit Flugzeugen gespeist, die die Versorgung des von der Sowjetunion blockierten West-Berlins übernahmen. Die Sperrung der Land- und Wasserwege dauerte bis zum Mai 1949; in dieser Zeit wurden bei rund 280.000 Flügen nicht weniger als 2,34 Millionen Tonnen Fracht transportiert. Die Berliner Luftbrücke ist bis heute legendär und verdeutlicht, dass Flughäfen auch politische Drehkreuze sind – eine Rolle, die sie bis heute innehaben.
In alle Welt: Tourismus
Nach der Gründung der Bundesrepublik und den erfolgreichen Jahren des Wiederaufbaus begann das "Wirtschaftswunder" und damit ein beispielloser ökonomischer Aufschwung. Mit diesem kam auch der Wunsch auf, im Urlaub ins Ausland zu reisen. Die zeitweilig liquidierte und nun neu gegründete Deutsche Lufthansa begann 1955 mit der Arbeit. Hamburg wurde ihr erster Heimatflughafen, dort kam es auch zur Eröffnung einer Verkehrsfliegerschule. Bis heute ist noch immer die Zentrale von Lufthansa Technik in Hamburg beheimatet. Doch obwohl weiterhin viel Fracht transportiert wird, dürften die meisten eher an Ferienflüge denken, wenn sie das gelbe Logo mit dem blauen Kranich sehen. In den sechziger Jahren kam es zu einem regelrechten Boom, und ab 1970 wurde sogar die topaktuelle Boeing 747 eingesetzt, der berühmte "Jumbo Jet". Später konnte man mit ihr von Hamburg aus Tag für Tag nach New York gelangen. Das Flugzeug war zu einem ganz normalen Verkehrsmittel geworden.
Der Weg in die Zukunft
1960 bewältigte Hamburg-Fuhlsbüttel 935.000 Passagiere pro Jahr, 2009 waren es mehr als zwölfmal so viel. Sechzig verschiedene Fluggesellschaften offerieren nicht weniger als 125 Flugziele, darunter Toronto, Dubai und Teheran; nach New York geht täglich ein Flug. Diese Zahlen verlangen natürlich nach entsprechenden Konzepten, was die Sicherheit, aber auch den Komfort der Reisenden betrifft. In der Airport Plaza durchlaufen die Passagiere eine von sechzehn Kontrollstationen, hinter denen vierzig Geschäfte mit zollfreien Einkaufsmöglichkeiten locken. Gastronomische Einrichtungen sind natürlich auch vorhanden. Auch die Gepäckförderbänder laufen in der Plaza zusammen. Nicht weniger als 12.000 Parkplätze stehen zur Verfügung, die von einem Leitsystem verwaltet werden. Die S1 bedient den Flughafen ab Hauptbahnhof im Zehn-Minuten-Takt, wobei die Fahrtzeit deutlich unter einer halben Stunde liegt. Auch beim Lärmschutz hat sich viel getan. Der "Lärmteppich", also die Menge des Fluglärms rund um den Flughafen, liegt bei 12 Quadratkilometern; im Jahr 1997 war noch eine Fläche von 20 Quadratkilometern betroffen. Dass es für die Betroffenen trotzdem nicht immer leicht ist, steht allerdings außer Frage.
Letztlich erweist sich ein Flughafen auch immer als Kristallisationspunkt für die Vorstellungen seiner Benutzer. Urlaubsbeginn und profaner Arbeitsalltag liegen oft nur einen Wimpernschlag auseinander. Ob als Geschäftsreisender, als Tourist oder auch bloß als Besucher, der Faszination des Fliegens ist man auch auf dem Neuen Hamburg Airport und auf vielen anderen Flughäfen ganz nah.
Kai Jürgens, wissen.de-Redaktion