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Quallen - giftige Glibberwesen
Sie sind die Störenfriede des Sommerurlaubs: Mit schöner Regelmäßigkeit tauchen an den Küsten Europas wundersame Wesen auf, die Touristen nervöse Zuckungen entlocken und ihnen das Schwimmen im Meer vermiesen. Die Rede ist von Quallen. Denn viele dieser Nesseltiere sind mit ihren teils bunten Tentakeln und skurrilen Formen zwar schön anzusehen - aber auch giftig. Erst in der vergangenen Woche stifteten Vertreter dieser Gruppe von Lebewesen auf Mallorca Unruhe. Wegen dem gehäuften Auftreten von Portugiesischen Galeeren kam es dort sogar zu Badeverboten.
Bei den Tieren handelt es sich um sogenannte Staatsquallen, die sich aus hunderten oder tausenden einzelnen Polypen zusammensetzen. Mit dem Gift in ihren bis zu 50 Meter langen bläulichen, weißen oder auch violetten Fangarmen töten die Portugiesischen Galeeren eigentlich Beutetiere wie Fische. Doch der Kontakt mit den Tentakeln kann für den Menschen ebenfalls gefährlich werden: Rote Striemen, starke Schmerzen und sogar Lähmungserscheinungen gehören zu den möglichen Folgen.
Unangenehme Begegnungen
Bei immungeschwächten und älteren Personen oder Allergikern kann das Gift darüber hinaus einen allergischen Schock auslösen - und der endet in seltenen Fällen sogar tödlich. Wegen der heftigen Wirkung ihres Gifts wird die Staatsqualle häufig als eine der gefährlichsten Quallen der Welt bezeichnet. Es gibt aber noch weitaus giftigere Nesseltiere: zum Beispiel Würfelquallen. Die Toxine der Arten aus dieser Klasse gehören zu den stärksten Giften aus dem Tierreich. Sie können ein Kind in wenigen Minuten töten.
In unseren Breitengraden kommen diese Quallen zwar nicht vor, denn sie sind vor allem in tropischen und subtropischen Gewässern heimisch. Doch auch im Mittelmeer tauchen neben der Portugiesischen Galeere immer wieder weitere Quallen auf, denen man lieber nicht zu nahekommen sollte. Auch in Nord- und Ostsee kann es mitunter zu unangenehmen Begegnungen mit solchen Nesseltieren kommen.
Fiese Feuerquallen
Oft werden die Quallen durch starke Strömungen aus dem offenen Meer an die Küsten gespült. Dann treiben sie nah am Strand durchs Wasser oder landen am Ufer. Mallorca-Urlauber dürften in einer solchen Situation zum Beispiel schon das eine oder andere Mal mit einer Leuchtqualle in Kontakt gekommen sein. Diese Quallenart tritt vor allem rund um die Balearen auf. Bei Berührung lösen die mikroskopisch kleinen Harpunen der Nesselzellen auf der Haut starke Rötungen und Quaddeln aus, die jucken und schmerzhaft sind.
Ähnliche Symptome verursachen die Kompassqualle und die Gelbe Haarqualle. Letztere ist in der Nord- und Ostsee verbreitet und dort aufgrund ihres Aussehens gemeinhin als Feuerqualle bekannt. Bei all diesen Wesen gilt: Der Kontakt mit ihnen ist nicht tödlich, aber richtig unangenehm und kann bei anfälligen Personen auch zu schweren allergischen Reaktionen führen.
Erste Hilfe bei Quaddelalarm
Wer die Nesseltiere rechtzeitig bemerkt, kann ihnen gut aus dem Weg gehen. Doch was tun, wenn es zur Berührung kommt? Zunächst einmal sollten Betroffene schnell das Wasser verlassen und versuchen, ruhig zu bleiben. Noch auf der Haut haftende Tentakelreste werden dann am besten mithilfe eines Gegenstands wie einer Kreditkarte vorsichtig abgeschabt. Eventuell können die Fäden vorher mit Essig oder Salzwasser angefeuchtet und mit Sand bestreut werden - das fixiert die Nesselkapseln. Auf keinen Fall sollte man jedoch Süßwasser verwenden: Es fördert die weitere Entladung des Gifts.
Kühlakkus, spezielle Gele oder Salben helfen nach dieser Prozedur dabei, die Symptome zu lindern und die Quallenbegegnung bald vergessen zu machen. Kommt es jedoch zu heftigen Reaktionen oder halten die Beschwerden auch nach einigen Tagen noch an, sollte unbedingt ein Arzt konsultiert werden. Als erste Ansprechpartner helfen am Strand in solchen Fällen die Rettungsschwimmer, die im Notfall auch den Rettungsdienst verständigen können.