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Warum Kuscheln so gut tut – und wichtig ist
Die körperliche Nähe eines geliebten Menschen entspannt und löst ein tiefes Wohlgefühl aus. Das Streicheln oder Kuscheln lässt uns den Stress vergessen und kann uns in Trauer Trost spenden. Kein Wunder: Der Hautkontakt ist einer der ursprünglichsten Kommunikations- und Kontaktwege von Mensch und Tier – und er bildet eine besonders direkte Verbindung zwischen uns und der Welt. So nimmt der Säugling beispielsweise über die Haut Kontakt mit der Mutter auf, bevor er noch richtig die Augen offen hat. Fehlt Babys dagegen der Hautkontakt, leidet ihre Psyche.
Von den eigenen Nerven getäuscht
Was aber macht das Kuscheln so angenehm? Einen Teil dieses Wohlgefühls lösen ganz spezielle Nervenfasern in unserer Haut aus, die nur auf langsame, sanfte Berührungen anspringen. Ihre Signale schicken diese Nerven aber nicht an den bewussten Teil unseres Gehirns, sondern direkt an unser Gefühlszentrum – und das löst diesen unmittelbaren, positiven Effekt des Streichelns aus.
Verblüffend auch: Diese speziellen Nerven in unserer Haut sorgen dafür, dass wir die Haut eines anderen als besonders weich empfinden, selbst wenn das Objekt betrachtet gar nicht der Fall ist. Unsere eigenen Sinne täuschen uns demnach, damit wir das Kuscheln als noch angenehmer empfinden. "Das fanden wir besonders spannend an dieser Illusion", erzählt die Forscherin Antje Gentsch vom University College London. "Sie wirkt am stärksten, wenn die Berührung absichtlich ist und den optimalen Bedingungen für emotionale Berührungen entspricht."
Mit dem "Kuschelhormon" geflutet
Doch das ist noch nicht alles. Das Kuscheln setzt auch einen hormonellen Glücklichmacher frei, das Oxytocin. Dieser Botenstoff löst einerseits Wohlgefühl aus und nimmt uns andererseits Ängste und Misstrauen. Das kann sogar so weit gehen, dass wir nach einer ausführlichen Runde des Kuschelns beispielsweise den wütenden Hund unseres Nachbarn glatt übersehen. Denn das Kuschelhormon macht uns zwar empfänglicher für positive soziale Signale, hemmt aber gleichzeitig unsere Wahrnehmung potenziell bedrohlicher Reize – es verpasst uns damit sozusagen eine Rosa Brille.
Übrigens setzt nicht nur das Kuscheln mit einem Menschen bei uns das Kuschelhormon frei – auch der liebevolle Kontakt mit unserem Hund oder einem anderen Haustier bewirkt dies. Beim Hund reicht dafür sogar schon der intensive gegenseitige Blick in die Augen aus, um bei beiden – Mensch und Tier – die Oxytocinwerte zu erhöhen.