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Was steckt in Whitening-Zahnpasta?

Strahlend weiße Zähne wirken gepflegt und fallen ins Auge. Aber von Natur aus sind die Zähne der wenigsten Menschen so weiß. Meist sind sie eher leicht gelblich-grau, auch weil sie sich mit dem Alter verfärben. Schuld daran sind unter anderem färbende Lebensmittel wie Kaffee und schwarzer Tee oder Zigarettenrauch. Whitening-Zahnpasta soll dagegen helfen und die Zähne wieder aufhellen. Aber stimmt das wirklich? Was steckt in der Zahncreme mit Bleaching-Effekt? Und wie schädlich sind sie für unsere Zähne?
ABO, 01.07.2021

Ein strahlendes Lächeln fällt ins Auge. Aber von Natur aus sind die Zähne der wenigsten Menschen so weiß.

GettyImages, Deagreez

Schon als Kind lernen wir, dass wir uns mindestens zweimal täglich mit Zahnpasta unsere Zähne putzen sollten. Denn durch die Zahncreme reinigen wir unsere Zähne effektiver als durch die rein mechanische Wirkung der Bürste. In den meisten Zahncremes sind neben reinigenden und antimikrobiellen Inhaltstoffen dafür sogenannte Putzkörper enthalten, wie zum Beispiel Marmorpulver. Sie sollen  zusammen mit der schrubbenden Wirkung der Zahnbürste den Zahnbelag, das sogenannte Plaque, und schädliche Bakterien von der Zahnoberfläche entfernen.

Zusätzlich enthält Zahnpasta oft Fluorid, das für den Aufbau der Zähne benötigt wird und unter anderem vor Karies schützen soll. Denn Fluoride tragen dazu bei, den Zahnschmelz, die schützende Zahnoberfläche, zu härten. Damit schützen sie vor Säureangriffen durch Karies-Bakterien, die Zucker zu Säuren umwandeln. Auch Inhaltsstoffe wie Schaumbildner, Geschmacks- und Farbstoffe sowie Konservierungsmittel können in der Zahncreme enthalten sein. Diese Zusätze sind aber nur für die Konsistenz, Haltbarkeit und den Geschmack dar und nicht für die Zahngesundheit entscheidend.

Für strahlendes Weiß

Zudem bieten manche Hersteller auch Zahncremes an, die beim Putzen die Zähne weißer machen soll. Besonders Menschen, die viel Kaffee, Rotwein oder schwarzen Tee trinken oder rauchen, greifen häufig auf solche Zahnweiß-Pasten zurück. Denn die Inhaltsstoffe dieser Getränke und der Zigaretten begünstigen einen gelben und dunklen Belag auf den Zähnen.

In der weißmachenden Zahnpasta stecken dazu häufig Phosphate, die die Zahnbeläge lockern können, indem sie mit den Teilchen im Belag reagieren. Bei manchen Herstellern kommen zudem Pyrophosphate in die Tube, die Zahnstein, den gefärbten Zahnbelag, verhindern sollen, indem sie die Festigung des Plaque verlangsamen. Teilweise finden sich in den Zahnweiß-Cremes auch Bleichmittel, die die Zähne aufhellen sollen und Farbpigmente.

Doch alleine diese Inhaltsstoffe machen die Zähne nach dem Putzen nicht wirklich reiner und weißer. Denn die Verfärbungen sind meist zu hartnäckig, um sie ausschließlich mit den Phosphaten zu entfernen. Und um mit den Bleichmitteln den Gelbton der Zähne aufhellen zu können, müssten deutlich größere Mengen davon in der Zahnpasta enthalten sein als erlaubt ist. Auch Farbpigmente, die meist blau gefärbt sind, hellen die Zähne nicht auf, sondern färben sie nur so, dass der dunkle Gelbton weißer aussieht.

Raue Partikel entscheidend

Hinter dem Whitening-Effekt steckt stattdessen ein anderer Zusatzstoff: Die Putzkörper solcher Weichmacher-Zahncremes enthalten vermehrt kleine, raue Partikel, die Abrasiva genannt werden. Dazu zählen zum Beispiel Titandioxid, Carbonate oder Kieselsäure. Putzt man damit über die Zähne wirken sie wie Schleifpapier und schaben den Zahnbelag vom Zahn ab. Damit werden die Zähne und ihre Substanz also nicht aufgehellt, sondern die Farbablagerungen auf dem Gebiss abgeschmirgelt.

Je nachdem wie stark diese Abrasiva sind, können sie nicht nur den Zahnbelag entfernen, sondern auch schädlich für den Zahnschmelz sein, wenn sie ständig über die schützende Zahnoberfläche gerieben werden. Die Rauheit der Zahncreme kann mit dem sogenannten „Relative Dentin Abrasion“-Test festgestellt werden. Ein RDA-Wert von 20 bis 40 gilt als relativ niedrig, ein Wert von 50 bis 60 als mittel und ein Wert ab 80 bis weit über 100 als hoch und besonders schädlich für die Zähne.

Deshalb sollte man bei solchen Zahnpasten oder Tuben ohne die Angabe des Abriebs vorsichtig sein: Gerade freiliegende Zahnhälse, bei denen die Zähne nicht mehr komplett mit Zahnfleisch bedeckt sind, Zähne mit Füllungen und empfindlicher Zahnschmelz können durch zu grobe Partikel beschädigt werden. Zudem können auch Wunden im Mund darunter leiden und sich verschlimmern. Allgemein sollten Bleaching-Zahncremes deshalb nicht jeden Tag benutzt werden.

In manchen Zahnpasten werden zudem Mikroplastik-Kügelchen wie Polyethylen und Polypropylen als schonende Alternative zu den rauen Partikeln in den Putzkörpern verwendet. Sie sind aber bedenklich, weil sie mit dem Abwasser als Mikroplastik in die Umwelt gelangen können. Auch diese sind also nicht ratsam.

Viele Zahnarztpraxen bieten eine professionelle Zahnreinigung an, bei der unter anderem auch die Zähne bis zu ihrem natürlichen Farbton aufgehellt werden können.

Gettyimages, RossHelen

Nicht für Kinder geeignet

Kindern wird zudem geraten, nie solche Zahnweiß-Pasten zu benutzen. Denn sie haben noch einen sehr weichen Zahnschmelz, der durch die Abrasiva in der weißmachenden Zahncreme  langfristig zerstört werden kann, sodass den Zähnen dann für den Rest des Lebens der natürliche Schutz fehlt.

Außerdem können auch die in manchen Whitening-Zahncremes enthaltenen Pyrophosphate, die die Bildung von Zahnstein verhindern sollen, für die Kinderzähne schädlich sein. Denn diese Stoffe in der Zahncreme greifen zwar ursprünglich nur den Zahnbelag auf den Zähnen an, um zu verhindern, dass er sich stark ablagert und zu Zahnstein wird. Kinder haben aber normalerweise noch keinen starken Zahnbelag, sodass die Stoffe dadurch die Zähne selbst angreifen.

Und auch weitere Zusatzstoffe gelten allgemein als bedenklich: Zahnpasta-Tests mit über 90 Zahncremes für weiße Zähne ergaben bereits, dass mehr als die Hälfte der Produkte weitere schädliche Inhaltsstoffe haben. So zum Beispiel das Schäumungsmittel Natriumlaurylsulfat, das die Schleimhäute reizen kann oder Polyethylenglykole, die die Schleimhäute im Mund durchlässiger für Fremdstoffe machen können. In einigen der getesteten Weißmacher-Zahncremes waren zudem weniger als 0,1 Prozent oder sogar gar kein Fluorid enthalten, das die Zähne vor Karies schützen soll.

Was ist die Alternative?

Wer sich also nicht sicher ist, wie schädlich die eigene Whitening-Paste ist, sollte eher zu einer normalen Zahncreme greifen, die ausreichend Fluorid enthält und die Zahngesundheit unterstützt. Manchmal reicht es zudem auch schon, die Zähne damit regelmäßig und gründlich zu putzen, um sie von gelblichen Zahnbelag zu befreien. Wer sich bei der Zahnputztechnik unsicher ist, kann sich darüber auch beim Zahnarzt beraten lassen.

Für eine noch gründlichere Reinigung kann man zudem beim Zahnarzt eine professionelle Zahnreinigung vornehmen lassen, bei der die Zähne bis zu ihrem natürlichen Farbton aufgehellt werden können – ohne sie zu beschädigen. Manchmal können dort auch künstliche Zähne wie Gebisse, Kronen oder Füllungen farblich angepasst werden. Sind die Zähne einmal wieder aufgehellt, kann man zudem darauf achten, weniger färbende Lebensmittel zu trinken oder zum Beispiel Kaffee durch grünen Tee oder Wasser austauschen. Ebenso empfiehlt es sich, nicht zu rauchen.

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