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30. März 2007: Bundesrat beschließt Rente mit 67

Nun hat der deutsche Bundestag also entschieden, dass es bald erst ab 67 Jahren Rente gibt. Ist es Weisheit, die Altersgrenze zu verschieben angesichts eines vergreisenden Volkes, das schon bald keine jungen hoffnungsvollen Nachwuchskräfte mehr in den Arbeitsmarkt bringen wird? Ist es Zynismus angesichts einer rapiden Ausbreitung von Zivilisationskrankheiten, denen vor allem ältere Jahrgänge zum Opfer fallen? Oder ist es Sparsamkeit angesichts leerer Kassen und einer jahrzehntelang gepflegten Anspruchshaltung, die niemals mehr zu finanzieren sein wird.

Liest man die Kommentare und Erläuterungen der führenden deutschen politischen Köpfe so beschleicht einen das Gefühl, es ist etwas ganz anderes. Frau Merkel trat an die Spitze der schwarz-roten Koalition mit der Devise „Wir müssen etwas tun“ – was, scheint egal zu sein, Hauptsache was tun und Hauptsache es schadet nicht den eigenen Interessen und der parteieigenen Klientel. Politiker sind über Sondervergünstigungen, Pensionszusagen, Gremienposten etc. hinreichend abgesichert, es sei denn, Sie waren in Ihrer aktiven Zeit nicht auf Zack. Aber selbst dann hat jede moderne Partei ein Generalsekretariat, dass sich auch um die kümmert, deren Horizont schon vor dem eigenen Tellerrand endet. Interessanterweise sind Personen aus dieser Gruppe häufig genug Generalsekretäre von Parteien.

Die Größen der Wirtschaft sind nicht betroffen, da sie sich durch millionenschwere Tantiemen und Aktienoptionen absichern. Fährt einer von ihnen die Karre vor die Wand, findet sich ein Aufsichtsrat, der für das erfolgreiche Scheitern noch einen Sonderbonus locker macht (siehe Mannesmann).

Es klingt so abgedroschen, dass man es nicht in einen modernen PC schreiben will: Die Rente mit 67 trifft mal wieder den kleinen Mann. Da der kleine Mann und die kleine Frau, die es treffen wird, heute noch weit von dieser Altersgrenze entfernt sind, wird sich die persönliche Tragweite dieser Schlagzeile für sie oder ihn gar nicht erkennen lassen. Und wenn sie erkennbar ist, wird Frau Merkel abgesichert durch eine Kanzlerinnen-Sonderrente, durch eine Erste-Kanzlerin-Deutschlands-Sondertantieme, diverse Aufsichtsrätinnen-Posten und eine sicher nicht unerhebliche Abfindung für das erfolgreiche Fahren einer nationalen Karre vor eine globale Wand im Liegestuhl in ihrer Heimat Uckermark sitzen und ihre Entscheidung begründen mit dem Satz: „Es war damals ein historischer Zeitpunkt, an dem uns allen klar wurde, dass wir etwas tun mussten und wir haben etwas getan.“

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