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Hitzewelle: Wie werden Temperaturrekorde gemessen?
Deutschland hat in der vergangenen Woche so sehr geschwitzt wie lange nicht. Mit Temperaturen von knapp über 35 Grad machte die zweite Hitzewelle der Saison schon zu Beginn vielen Menschen zu schaffen. Doch schnell war klar: Es würde noch heißer werden – rekordverdächtig heiß. Am Mittwoch, den 24. Juli kletterte das Thermometer im nordrhein-westfälischen Geilenkirchen auf 40,5 Grad Celsius und erreichte damit einen historischen Höchstwert. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) bestätigte: Seit Beginn der Wetteraufzeichnungen war es noch nie zuvor so heiß bei uns.
Doch schon am Donnerstag sollte dieser Rekord hinfällig werden: In Lingen im Emsland wurden 42,6 Grad Celsius gemessen. Einen Tag später verkündete der DWD den neuen deutschen Hitzerekord dann offiziell. Damit hatte Deutschland erstmals die 42-Grad-Marke geknackt. "Das war eine Pulverisierung der bisherigen Rekorde", kommentierte DWD-Sprecher Andreas Friedrich. Warum aber dauert es mitunter einen Tag, bis Temperaturrekorde amtlich sind?
Offizielle Wetterstationen
Hitzerekord ja oder nein – diese Frage beantworten die Meteorologen des Deutschen Wetterdienstes nicht einfach, indem sie Werte auf irgendeinem Thermometer ablesen. Offiziell bestätigte Temperaturwerte müssen an Wetterstationen gemessen worden sein, die international festgelegten Standards entsprechen. Denn nur so kann sichergestellt werden, dass Messwerte von verschiedenen Standorten und aus unterschiedlichen Jahren miteinander vergleichbar sind.
Quer über Deutschland verteilt betreibt der DWD insgesamt 180 solcher Stationen im "hauptamtlichen Messnetz". Hinzu kommen hunderte sogenannte nebenamtliche Stationen, die von ehrenamtlichen Helfern betreut werden. Zusätzlich erhält der DWD Daten von Partnernetzen, etwa von der Bundeswehr. All diese Wetterstationen müssen ganz spezielle Anforderungen erfüllen. So dürfen sie beispielsweise nicht neben steilen Berghängen stehen, weil diese Messungen verfälschen könnten. Auch zu Bäumen, großen Büschen, Asphaltflächen oder Gebäuden müssen die Stationen einen Mindestabstand einhalten. Denn all das verändert das Mikroklima am Messort.
Jeder Rekord wird überprüft
Ebenfalls genau geregelt ist, wie die Temperatur an den Wetterstationen gemessen wird. Dabei gilt: Grundsätzlich erfolgt die Messung der Lufttemperatur in zwei Metern Höhe durch mindestens zwei parallel arbeitende Temperaturfühler. Diese Fühler stecken in einem speziellen Gehäuse oder einer Schutzhütte mit Lamellen. Dadurch sind sie nicht der direkten Sonneneinstrahlung ausgesetzt und auch Insekten können sich nicht so leicht auf den Sensoren niederlassen. Gleichzeitig kann die Luft gleichmäßig ein- und ausströmen.
Viele Wetterstationen übermitteln ihre Daten heute automatisch. Doch es gibt auch Stationen, bei denen die Temperatur noch regelmäßig von Menschen abgelesen werden muss. In beiden Fällen gilt: Wird dabei ein neuer Rekord ermittelt, wird dies zunächst nur als vorläufiges Ergebnis öffentlich gemacht. Anschließend wird noch einmal genau kontrolliert: Gab es Fehlermeldungen von der Technik? Ist das Thermometer noch optimal kalibriert? Und stimmen die Umgebungsbedingungen?
Nur, wenn den Experten der gemessene Wert verlässlich und richtig erscheint, wird er als offizieller Hitzerekord bestätigt.