Lexikon

Türkei

Aufstieg zur Weltmacht

Bereits Mitte des 14. Jahrhunderts drangen die Türken in Europa ein. Süleiman I. besetzte 1354 Gallipoli. Murad I. eroberte Thrakien. Nach der Schlacht auf dem Amselfeld 1389 wurde Serbien tributpflichtig, vier Jahre später auch Bulgarien und Teile Griechenlands. Den Aufstieg zur Großmacht konnte auch die verheerende Niederlage 1402 bei Ankara gegen die Mongolen unter Timur nur vorübergehend stoppen. Ende des 14. Jahrhunderts wurde die Residenz des Osmanischen Reichs von Bursa nach Adrianopel verlegt. Mehmed II. eroberte nach zweimonatiger Belagerung 1453 Konstantinopel und besiegelte damit das Ende des Byzantinischen Reiches. Konstantinopel wurde unter dem Namen Istanbul neue Residenz. In den Folgejahren ging die territoriale Expansion weiter, und unter
Uneinigkeit des Westens gegen die Osmanen
Uneinigkeit des Westens gegen die Osmanen
Kurz vor der Eroberung Konstantinopels 1453 nennt Sogan Pascha seinem Sultan Mehmed II. die Gründe, warum der Westen zu keiner Koalition gegen die Osmanen fähig war:

Ihr wisst ja selbst, wie die italienischen Fürsten und die übrigen westlichen Herrscher durch ihre Vielfalt in sich veruneint sind, zu keiner gemeinsamen Tat fähig und nie miteinander eines Sinnes. Und wenn sie auch, mit viel Mühe und nach langen Verhandlungen, sich etwas zusammentun, so geht der Bund in kurzer Zeit wieder in die Brüche. Und wenn sie auch verbündet sind, so arbeitet doch insgeheim einer gegen den anderen, wie er ihm etwas von seiner Herrschaft entreißen könnte, und sie sind voll Misstrauen im Umgang miteinander. Sie beraten, überlegen und reden viel, aber tun wenig, und was sie am Abend vorher beschlossen haben, wird am Morgen wieder umgestoßen. Und selbst wenn es dabei bleibt, sind sie säumig in der Durchführung, weil ein jeder die gelegene Zeit für seine besonderen Pläne und Absichten abwartet. Und wenn sie auch schon darangehen, und es anfangen ins Werk zu setzen, dann bringen sie es nicht zu Ende, weil sie sich inzwischen veruneinigen."

Selim I. (15121520), der 1517 die Kalifenwürde annahm, stieg das Osmanische Reich endgültig zur Weltmacht auf. Er besiegte Persien und gliederte Syrien, Palästina, Ägypten und Teile Nordafrikas in sein Reich ein. Süleiman der Prächtige (15201566) eroberte Bagdad, Rhodos, und Mesopotamien, besiegte die Ungarn, scheiterte jedoch bei der erten türkischen Belagerung Wiens 1529. Auch Tripolis, Tunis und Algerien kamen im 16. Jahrhundert unter türkische Oberhoheit. Das Osmanische Reich hatte damit seine größte Ausdehnung erreicht.
  1. Einleitung
  2. Natur und Klima
    1. Hochland von Anatolien
    2. Pontisches Gebirge und Taurus
    3. Ostanatolien
    4. Westanatolisches Bergland und Ostthrakien
    5. Warmgemäßigtes bis kontinentales Klima
  3. Bevölkerung
  4. Bildung
  5. Staat und Politik
  6. Wirtschaft und Verkehr
    1. Bedeutende Landwirtschaft
    2. Bergbau und Industrie
    3. Tourismus im Aufwind
    4. Lückenhafte Verkehrserschließung
  7. Geschichte
    1. Die Entwicklung bis zur Bildung des Osmanischen Reiches
    2. Aufstieg zur Weltmacht
    3. Niedergang
    4. Die Türkische Republik zwischen Militärherrschaft und Demokratie
    5. Die Türkei seit den 1990er Jahren
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