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Magic Mushrooms: Das steckt in den psychoaktiven "Zauberpilzen"
Die Wirkung der sogenannten Magic Mushrooms scheint erst einmal verlockend: Euphorie, gesteigerte Kreativität und Halluzinationen sorgen für eine gefühlte Flucht aus der Realität. Doch die negativen Folgen solcher Trips können erheblich sein – von Horrorerfahrungen über Paranoia bis zu bleibende psychischen Schäden. Die kleinen bräunlichen Pilze und ihr psychoaktiver Inhaltsstoff Psilocybin sind deshalb in Deutschland illegal.
Wirkung auf den Hirnstoffwechsel
Grund für die halluzinogene Wirkung der Pilze ist der Inhaltsstoff Psilocybin. In den meisten Fällen erfolgt dessen Einnahme dadurch, dass die Pilze getrocknet und gegessen werden. Das Psilocybin wird dann innerhalb von zehn bis 30 Minuten vom Körper in seine aktive Form Psilocin umgewandelt. Dieses ähnelt auf molekularer Ebene dem Neurotransmitter Serotonin, weshalb es im Gehirn an Serotonin-Rezeptoren binden kann und diese so aktiviert. Das sorgt für Bewusstseinsveränderungen, wie sie ansonsten auch durch den Konsum der synthetischen Droge LSD entstehen.
Zusätzlich versetzt Psilocin die Nerven in einen erhöhten Erregungszustand, indem es Neuronen, die normalerweise durch den Botenstoff Gamma-Amino-Buttersäure (GABA) gehemmt werden und dadurch beruhigend auf den Körper wirken, stimuliert. Die gesteigerte Aktivität der Nervenzellen führt in Kombination damit, dass Psilocin einige funktionelle Verbindungen im Gehirn stört, zu einer Beeinträchtigung der Sinne. Dadurch nehmen Konsumierende ihre Umgebung oft verändert wahr – es kommt zu Wahrnehmungsverzerrungen und Halluzinationen.
Potenzial als Depressionsmedikament
Doch die psychoaktiven Pilze können auch eine medizinische Wirkung entfalten – vorausgesetzt die Einnahme erfolgt kontrolliert und in sehr niedriger Dosis. So gibt es inzwischen Hinweise darauf, dass Psilocybin auch antidepressiv wirken kann. Bei depressiven Menschen ist die sogenannte funktionelle Konnektivität der Hirnregionen oft eingeschränkt. Das bedeutet, dass verschiedene Areale im Gehirn nicht richtig vernetzt sind, sodass die Bereiche nicht entsprechend zusammenarbeiten können.
Ob Psilobycin Menschen mit Depression helfen kann, hat der Psychologe und Neurowissenschaftler Robin Carhart-Harris untersucht. Dazu wurden 59 Testpersonen, welche mit schweren Depressionen diagnostiziert waren, mit Psilocybin behandelt. Um die Wirkung im Gehirn zu dokumentieren, haben die Forschenden zusätzlich Hirnscans der Teilnehmenden angefertigt. Tatsächlich konnten sie eine erhöhte funktionelle Konnektivität der Hirnareale der mit Psilocybin behandelten Personen gegenüber der Kontrollgruppe feststellen. Dazu passend berichteten die Testpersonen von einer Linderung der depressiven Symptome.
Die Schattenseite
Dennoch ist eine Zulassung von Psychedelika wie Psilocybin als Therapie gegen Depressionen noch nicht absehbar. Dazu fehlen noch umfangreiche klinische Studien, um die Zusammenhänge und langfristigen Auswirkungen hinreichend zu analysieren.
Von einem selbstständigem Einsatz der Pilze raten Mediziner in jedem Fall ab, da die Risiken und Nebenwirkungen besonders bei psychisch labilen Personen verheerend sein können. Die Einnahme bewusstseinsverändernder Substanzen kann statt zu euphorischen Erlebnissen auch zu sogenannten Horror-Trips führen, also extrem negative Emotionen hervorrufen. Diese können beispielsweise Verfolgungswahn, Panikattacken und gar Todesangst auslösen. Außerdem erhöhen Halluzinationen das Risiko, dass Konsumierende sich selbst und anderen Schaden zufügen, weil sie das eigene Handeln und ihre Umgebung falsch einschätzen. Darüber hinaus halten die Wahrnehmungsstörungen in manchen Fällen mehrere Tage oder gar Wochen lang an.