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Psoriasis-Arthritis: Gelenkzerstörung vorbeugen

Schuppenflechte ist nicht nur eine Erkrankung der Haut. Bei knapp einem Drittel der Patienten entzünden sich außerdem die Gelenke. Eine rechtzeitige Behandlung kann die Entzündungsprozesse in Haut und Gelenken hemmen und eine Gelenkzerstörung verhindern.

Wenn zur Schuppenflechte Schmerzen in den Gelenken hinzukommen, kann es sich um eine Psoriasis-Arthritis handeln

GettyImages, shih-wei

In Deutschland leben rund zwei Millionen Menschen mit Schuppenflechte, medizinisch Psoriasis. Schuppende, juckende Haut ist das typische Symptom dieser chronischen Hauterkrankung. Bei 30 Prozent der Patienten entwickelt sich zusätzlich eine Psoriasis-Arthritis (PsA), die sich durch Entzündungen in den Gelenken bemerkbar macht1.

Das Problem: Bei jedem zweiten Betroffenen wird die PsA erst diagnostiziert, wenn sich die Gelenke bereits verändert haben. Während in etwa 30 Prozent der Fälle dann meist eine leichte Gelenkzerstörung zu beobachten ist, sind in fünf bis 20 Prozent bereits schwere Schäden aufgetreten. Wird eine Psoriasis-Arthritis dagegen früh erkannt, kann eine gezielte Therapie den Prozess der Gelenkdegeneration aufhalten.

Was ist Psoriasis-Arthritis?

Mediziner fassen unter dem Begriff PsA alle mit einer Schuppenflechte einhergehenden Veränderungen an Gelenken und Sehnen zusammen. Je schwerer die Hauterkrankung ist, desto höher das Risiko, eine Psoriasis-Arthritis zu entwickeln2.

PsA ist wie Schuppenflechte eine Autoimmunkrankheit. Das Immunsystems richtet sich gegen körpereigene Strukturen und setzt Entzündungsprozesse an den Gelenken in Gang. Die Folge ist, dass die Gelenkinnenhaut zu wuchern beginnt, Knorpel und Knochen werden zerstört und das Gelenk geschädigt3. Um diesen langsam voranschreitenden Prozess zu verhindern, muss eine PsA frühzeitig erkannt und therapiert werden.

Wissenschaftler konnten noch nicht aufdecken, warum einige Schuppenflechte-Patienten eine Arthritis entwickeln und andere nicht. Sie halten es für wahrscheinlich, dass die Veranlagung in den Genen begründet ist. Bei rund 80 Prozent der Patienten mit PsA tritt die Erkrankung erst Jahre oder Jahrzehnte nach den Hautsymptomen auf. Zur gleichen Zeit wie die Schuppenflechte bricht sie bei zehn Prozent der Betroffenen aus, die restlichen zehn Prozent bekommen sie vorher2.

Am häufigsten entzünden sich bei einer PsA die Endglieder der Finger und Zehen. Weitere betroffene Gelenke können sein:

  • Knie
  • Hüfte
  • Schulter
  • Kreuz-Darmbein
  • Wirbelsäule

Manchmal sind nur wenige, in anderen Fällen viele Gelenke gleichzeitig entzündet. Die Gelenke sind asymmetrisch betroffen, also nicht beide Körperseiten gleichermaßen.

Symptome

Die Anzeichen einer Gelenk-Psoriasis gleichen denen einer rheumatoiden Arthritis: Schmerzen, Rötungen und Schwellungen über einem Gelenk, Morgensteifigkeit und Funktionseinschränkungen. Schreitet die Krankheit unbehandelt voran, versteifen und verformen sich die Gelenke.

Charakteristisch für PsA ist die sogenannte Daktylitis: Alle Gelenke und Weichteile eines Fingers sind entzündet und geschwollen. Wegen ihres Erscheinungsbildes werden die betroffenen Gliedmaßen im Volksmund als „Wurstfinger“ oder „Wurstzehen“ bezeichnet. Schmerzen im Bereich des unteren Rückens und des Gesäßes, die nachts stärker als tagsüber sind, deuten auf ein entzündetes Kreuz-Darmbein hin. Ist die Wirbelsäule beteiligt, beklagen die Patienten ein ähnliches Schmerzbild. Hinzu können eine eingeschränkte Beweglichkeit und schmerzende Sehnenansätze zum Beispiel der Achillessehne kommen.

Zusätzlich zum Leidensdruck, die eine Schuppenflechte mit sich bringt, können die PsA-Symptome den Alltag der Betroffenen erheblich einschränken. Einfachste Tätigkeiten wie das Greifen von Gegenständen oder das Aufschrauben von Verschlüssen werden zur Herausforderung. Viele Patienten leiden außerdem unter psychischen Problemen wie Depressionen.

Diagnose

Nicht immer verursachen die Entzündungen in den Gelenken so starke Schmerzen, dass Psoriasis-Patienten sich ärztlich beraten lassen. Das erschwert die Diagnose von PsA ebenso wie die Ähnlichkeit der Symptome zu denen anderer chronischer entzündlich-rheumatischen Erkrankungen. Ohne die typischen Hautsymptome ist es schwierig, die PsA von einer rheumatoiden Arthritis zu unterscheiden4. Eine frühe und korrekte Diagnose ist aber wichtig, um die passende Therapie zusammenzustellen und bleibende Gelenkschädigungen zu verhindern.

Patientenfragebögen wie GEPARD (German Psoriasis Arthritis Diagnostic questionnaire) und PEST (Psoriasis Epidemiology Screening Tool) helfen, die schleichende Krankheit frühzeitig zu erkennen. Sie fragen bestimmte Charakteristika für PsA ab wie

  • „Hatten Sie jemals ein geschwollenes Gelenk (oder Gelenke)?“
  • „Hat ein Arzt Ihnen jemals gesagt, dass Sie Arthritis haben?“
  • „Weisen Ihre Nägel an Händen oder Füßen Löcher oder Vertiefungen auf?“
  • „Hatten Sie je Fersenschmerzen?“
  • „Hatten Sie jemals ohne ersichtlichen Grund einen geschwollenen und schmerzhaften Finger oder Zeh?“

Patienten können den Fragebogen vor ihrem Besuch beim Arzt oder gemeinsam mit ihm ausfüllen. Es handelt sich um ein zuverlässiges Screening-Instrument, das Hausärzten und Dermatologen Hinweise auf eine mögliche PsA geben kann. Bestätigt das Ergebnis die Vermutung, lässt sich ein Rheumatologe hinzuziehen.

Therapie

Die Behandlung einer PsA zielt darauf ab, die Entzündungen einzudämmen und eine Zerstörung der Gelenke abzuwenden.

Eine wichtige Säule ist die medikamentöse Therapie. Mit den modernen Wirkstoffen, die heute zur Verfügung stehen, ist die Erkrankung gut behandelbar. Zur kurzzeitigen Bekämpfung der Symptome setzen Mediziner oft entzündungshemmende Schmerzmittel der Gruppe der NSAR (nichtsteroidale kortisonfreie Antirheumatika) ein. Sie eignen sich allerdings nicht für die Therapie der Haut. Daher kommen in der Regel zusätzlich längerfristig angelegte Basistherapeutika wie Methotrexat oder gut verträgliche Biologika zum Einsatz. Die neuartigen Biologika halten die Entzündungen gezielt in Schach und können darüber hinaus bei Hautveränderungen der Schuppenflechte helfen.

Im Idealfall haben Betroffene nach dem Einsatz von Biologika keine spürbaren Beschwerden mehr. Das hat dann einen sehr positiven Einfluss auf die Lebensqualität, da die Beweglichkeit der Gelenke weitestgehend erhalten bleibt. Trotzdem sollte alle drei bis sechs Monate ärztlich überprüft werden, ob die Therapie wie erwartet anspricht. Zeigt sie nicht den gewünschten Erfolg, kann dann rechtzeitig umgestellt werden.

Quellen:

1. Gladman DD, Antoni C, Mease P, et al.: Psoriatic arthritis: epidemiology, clinical features, course, and outcome. In: Ann Rheum Dis. 2005;64:ii14-ii17.

2. Herrmann, M. Psoriasis arthritis – wenn Gelenke wehtun. Psoriasis-Netz. https://www.psoriasis-netz.de/magazin/fakten/psoriasis-arthritis-grundlagen/psoriasis-arthritis-%E2%80%93-wenn-gelenke-wehtun-r1119/ (25.05.2021)

3. Deutsche Rheuma-Liga. Rheumatoide Arthritis. https://www.rheuma-liga.de/rheuma/krankheitsbilder/rheumatoide-arthritis (25.05.2021)

4. Ott, C. (2018). Psoriasis-Arthritis: Rasche Therapie ist entscheidend. CME 15, 30. https://doi.org/10.1007/s11298-018-6724-z (25.05.2021)

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