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Wie geht klimafreundliche Ernährung?

Mit unserem täglichen Brot und Fleisch beeinflussen wir den Klimawandel. Denn die Landwirtschaft und unsere Ernährungsweise tragen erheblich zu den globalen Treibhausgas-Emissionen bei. Was aber lässt sich tun, um diesen Beitrag zu minimieren? Schon mit kleinen Veränderungen bei Einkauf und Zubereitung können wir die Ökobilanz in diesem Zusammenhang deutlich verbessern. Fünf praktische Tipps für eine klimafreundliche Ernährung.
DAL, 12.08.2019

Die Landwirtschaft ist nicht nur Opfer des globalen Klimawandels, sondern auch einer der Hauptverursacher.

pixabay.com, 12019 (CC0)

Ackerbau, Viehzucht und Waldbewirtschaftung tragen erheblich zum Klimawandel bei. Der jüngste Sonderbericht des Weltklimarats IPCC hat dies vergangene Woche noch einmal mehr als deutlich gemacht. Land- und Forstwirtschaft sind demnach zusammen mit anderen Landnutzungsformen für 23 Prozent der weltweiten menschengemachten Treibhausgas-Emissionen verantwortlich. Damit scheint klar: Ohne Veränderungen in diesen Bereichen ist effektiver Klimaschutz kaum möglich.

Der IPCC plädiert daher für eine nachhaltigere Bewirtschaftung von Äckern und Wäldern. Doch auch wir Verbraucher können bereits einiges zu einem besseren Klimaschutz beitragen: durch unser tägliches Essen. Allein durch eine Umstellung der Ernährungsweise könnten dem IPCC-Bericht zufolge 0,7 bis 8 Gigatonnen Treibhausgas-Emissionen pro Jahr eingespart werden. "Denn einige Ernährungsweisen erfordern mehr Land und Wasser und erzeugen mehr Emissionen von Treibhausgasen als andere", erklärt Debra Roberts vom IPCC.

In Deutschland ist die Ernährung für ein Fünftel der klimaschädlichen Treibhausgas-Emissionen verantwortlich – was aber können wir konkret tun, um diesen Anteil zu senken? Kurzum: Wie geht klimafreundliche Ernährung im Alltag?

Tipp 1: Weniger Tierisches essen

Fleisch und andere tierische Lebensmittel haben eine relativ schlechte Ökobilanz. Denn ihre Produktion erfordert viel Futtermittel, Energie, Wasser und Landfläche. Nach Berechnungen des WWF bringen 200 Gramm Rindersteak zum Beispiel 2.700 Gramm CO2 auf die Waage, die gleiche Menge proteinhaltiger Hülsenfrüchte wie Linsen oder Bohnen dagegen nur 550. Hinzu kommt, dass Rinder durch ihre Ausdünstungen auch erheblich zur Freisetzung des klimawirksamen Gases Methan beitragen.

Schon der Verzicht auf das tägliche Fleisch könnte daher viel zum Klimaschutz beitragen. Auch Fisch, Milcherzeugnisse und Eier sind vergleichsweise CO2-intensiv. Wer dem Klima etwas Gutes tun will, sollte den Konsum dieser Lebensmittel reduzieren und vermehrt auf pflanzliche Produkte setzen. Der totale Verzicht auf Fleisch und Käse ist dabei kein Muss – schon weniger davon zu essen, hat einen positiven Effekt.

Wer zu viel Fleisch konsumiert, schadet nicht nur der eigenen Gesundheit, sondern trägt indirekt auch kräftig zur Erderwärmung bei.

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Tipp 2: Mehr "Bio" kaufen

Lebensmittel aus ökologischer Produktion werden oft nachhaltiger produziert und verursachen weniger Treibhausgas-Emissionen. Insbesondere der Verzicht auf mineralischen Stickstoffdünger hat in diesem Zusammenhang eine große Bedeutung, denn seine Produktion ist energieintensiv und der mit ihm gedüngte Boden setzt mehr Lachgas frei – ein sehr potentes Treibhausgas. Bei tierischen Produkten spielt zudem der geringere Einsatz von Sojafutter aus Südamerika eine Rolle.

Aber Achtung: Nicht jedes Biosiegel ist ein automatischer Garant für ein klimafreundliches Lebensmittel. Was die jeweiligen Label den Erzeugern in Sachen Klimaschutz vorschreiben, variiert stark.

Tipp 3: Regional und saisonal essen

Ob Ananas, Paprika oder Kopfsalat: Wir sind es gewohnt, dass fast alle Obst- und Gemüsesorten ganzjährig im Supermarkt verfügbar sind. Was bei uns im Winter nicht wächst, wird eben im beheizten Gewächshaus herangezogen oder aus fernen Landen importiert. Doch genau das ist das Problem, denn beheizte Gewächshausware und von weit her transportierte Lebensmittel hinterlassen einen großen CO2-Fußabdruck.

Um 1.000 Kilogramm eines Produkts einen Kilometer weit zu transportieren, verursacht das Hochseeschiff laut Bundeszentrum für Ernährung 30, die Bahn 32, ein Lkw 135 und ein Flugzeug sogar 2.778 Gramm CO2-Äquivalente. Wer saisonale und regionale Lebensmittel einkauft, konsumiert folglich deutlich klimafreundlicher. Ein Saisonkalender kann dabei helfen, zur richtigen Zeit das richtige Obst und Gemüse zu finden.

Wir sind es gewohnt, dass fast alle Obst- und Gemüsesorten ganzjährig im Supermarkt verfügbar sind.

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Tipp 4: Auf unverarbeitete Produkte setzen

Nicht nur Produktion und Transport von Lebensmitteln verursachen eine Menge Treibhausgas-Emissionen – auch Weiterverarbeitung und Lagerung schlagen kräftig zu Buche. Je umfangreicher ein Lebensmittel verarbeitet ist und je länger und stärker es gekühlt wird, desto schlechter ist seine Klimabilanz.

Der Initiative "atmosfair" zufolge verursachen etwa Pommes aus der Kühltruhe fast 30-mal so viel CO2 pro Kilogramm wie frische Kartoffeln. Aus diesem Grund gilt: Beim Einkauf sollten frische und rohe Produkte gegenüber tiefgekühlten oder stark verarbeiteten Lebensmitteln wie Pommes, Fertigpizza und Wurst bevorzugt werden.

Lagerhaltung und Weiterverarbeitung schlagen tüchtig zu Buche: Pommes aus der Kühltruhe sollen fast 30-mal so viel CO2-Ausstoß pro Kilogramm wie frische Kartoffeln verursachen.

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Tipp 5: Auf Einkaufsweg und Zubereitung achten

Bei klimafreundlicher Ernährung geht es nicht nur um die Essensauswahl: Wer frische Bioprodukte kauft, aber dafür kilometerweit mit dem Auto zum Bauernhof fährt, tut dem Klima keinen Gefallen. Der Einkauf zu Fuß, mit dem Fahrrad oder öffentlichen Verkehrsmitteln ist deutlich klimafreundlicher. Kommt das Auto doch zum Einsatz, sollte zumindest auf eine kurze Strecke geachtet und gleich ein Großeinkauf erledigt werden anstatt für jedes Teil einzeln zu fahren.

Auch im Haushalt lässt sich viel für die Klimabilanz der Ernährung tun: Energieeffiziente Kühlschränke, Gefriergeräte und Elektroherde schonen das Klima und gleichzeitig den Geldbeutel, weil sie weniger Strom verbrauchen. Besonders klimaschonend gart ein Schnellkochtopf: Bei Garzeiten über 20 Minuten spart er laut Bundeszentrum für Ernährung bis zu 30 Prozent Energie.

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