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Zyklus-Apps im Check: Funktioniert das Verhüten per Handy-App?
Wenn eine Frau nicht gerade die Pille nimmt, dann bekommt sie ungefähr einmal im Monat ihre Periode. Wann genau die "Tage" einsetzen und in welchem Abstand sie kommen, ist jedoch von Frau zu Frau verschieden. Am besten hilft daher ein Menstruationskalender, den Überblick über den Zyklus behalten.
Zyklus-App statt Kondom?
Wo die Frau aber früher per Stift und Kalender Buch führen musste, hilft jetzt die Handy-App. Die Verkaufszahlen von Google und Apple zeigen, dass Anwendungen wie „Period Tracker“ oder „Ladytimer“ schon millionenfach auf Smartphones heruntergeladen wurden. Bei diesen Apps reicht es meist, den Beginn und die Dauer der Periode einzugeben.
Hat man dies ein paar Mal gemacht, errechnet die App selbstständig den Zeitpunkt der nächsten Periode, aber zeigt auch an, an welchen Tagen die Frau fruchtbar ist und an welchen nicht. Viele Frauen nutzen diese kleinen Programme daher auch, wenn sie schwanger werden wollen - oder aber um nachzuschauen, wann der Sex ungefährlich ist und eben keine Schwangerschaft droht. An den laut Zyklus-App "ungefährlichen" Tagen verzichten sie dann auf eine Verhütung – denn es kann ja nichts passieren.
Gut bei Kinderwunsch, nicht geeignet bei der Verhütung
Aber wie verlässlich sind die Angaben in der Zyklus-App? Nach Einschätzung der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) sind die Angaben der Mini-Programme eher mit Vorsicht zu genießen. Bei einem Kinderwunsch haben die Experten keine Einwände gegen die Apps. Das einzige Risiko besteht ja darin, dass die Frau dann doch nicht schwanger wird.
Frauen, denen es um die Verhütung einer Schwangerschaft geht, sollten dagegen lieber nicht auf Zyklus-Computer und -Apps zurückgreifen. "Die Sicherheit ist nicht ausreichend gewährleistet", warnt Matthias Weber von der Universität Mainz. Eine benutzerfreundliche Bedienung und die Werbeversprechen, die Zuverlässigkeit durch die Auswertung der Daten von Millionen von Usern zu erhöhen, überzeugen die meisten Experten nicht.
Einer der Gründe: "Die Interpretation der Daten ist für medizinische Laien jedoch schwierig und bei Zyklus-Unregelmäßigkeiten oder einer unsachgemäßen Bedienung sind die Zyklus-Computer nicht besser als ein normales Fieberthermometer, Bleistift und Kalender", erklärt Vanadin Seifert-Klauss von der Frauenklinik der Technischen Universität München. Ein weiterer Punkt: Die Hersteller geben meistens nicht einmal an, welche Algorithmen sie verwenden, das macht die Prüfung ihrer Zuverlässigkeit schwierig.
Sind Hormon-Computer besser?
Eine weitere Variante sind Hormon-Computer – kleine Geräte, die die dazugehörenden Urin-Teststreifen auslesen können. Taucht die Frau einen dieser Streifen in ihren Urin, reagiert der Teststreifen auf bestimmte chemische Inhaltsstoffe, die sich im Verlauf des Menstruationszyklus verändern. Der Computer kann dies erkennen und liefert der Nutzerin dann Informationen zu ihrem Status.
Diese Geräte könnten die fruchtbaren Tage mit hoher Sicherheit erkennen, erklärt Seifert-Klauss. Eine Garantie zur Vermeidung einer Schwangerschaft oder eine Sicherheit, ob der Eisprung stattfindet oder nicht, bieten jedoch auch sie nicht. Zur Empfängnisverhütung könnten Hormon-Computer daher nur Frauen empfohlen werden, deren Zyklus und Lebensweise sehr regelmäßig ist, und die nicht unbedingt – zum Beispiel auch aus medizinischen Gründen – eine Schwangerschaft verhindern müssen, betont die Expertin.