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Haare: Individuelle Pracht

Welche Aufgaben übernehmen die Haare?

Sie vermeiden den Verlust von Körperwärme und schützen vor zu starker Sonnenstrahlung. Augenbrauen und Wimpern bewahren die empfindlichen Augen vor dem Eindringen von Fremdkörpern oder vor herabrinnender Schweißflüssigkeit. Haare dienen auch als Sensoren, die den leisesten Luftzug registrieren können. Schließlich tragen Haare zur persönlichen Identität bei.

Gibt es am Körper haarlose Stellen?

Ja. Die Lippen, die Brustwarzen, die Handinnenflächen und die Fußsohlen sowie einige Bereiche der äußeren Genitalien sind frei von Haaren.

Wo befindet sich der Schutz gegen Verfilzen?

Er wird durch die Schuppenschicht des einzelnen Haares gewährleistet, die das Haarinnere ähnlich einem Tannenzapfen umgibt. Das Haar selbst (Pilus) wächst aus einer Einbuchtung in der Kopfhaut, die als Haarbalg (Follikel) bezeichnet wird. Jeder Haarschaft besteht im Kern aus schwammigen Markzellen (Medulla). Sie werden durch eine dicke Schicht verhornter Zellen (Cortex) geschützt. Im Innern des Haarschafts befinden sich mit Keratin gefüllte Zellen, die auch in der Oberhaut zu finden sind. Die Haarzwiebel am unteren Ende des Haarbalgs enthält viele Blutgefäße, die die Haarzellen an der Haarwurzel mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgen. Mit dem Haarfollikel verbunden ist eine Talgdrüse, die sich in die Einbuchtung entleert und mit ihrem Talgsekret Haare und Haut geschmeidig erhält. Mit dem Haarbalg ist außerdem ein Aufrichtemuskel (Musculus arrector pili) verbunden, der das einzelne Haar, je nach Temperaturverhältnissen, aufstellen kann.

Können Haare warm halten?

Nur bedingt. Die flaumige, weiche Behaarung, die den ganzen Körper des Fetus bedeckt, dient sehr wahrscheinlich als Isolierungsschicht und soll die Körpertemperatur des ungeborenen Kindes konstant halten. Beim Erwachsenen jedoch besteht die Körperbehaarung an den meisten Stellen nur aus relativ kurzen Haaren. Dadurch kann sie nur noch ungenügend zur Wärmeisolierung beitragen. Ein Teil dieses Temperaturregulierungsmechanismus ist jedoch immer noch vorhanden. Bei Kälte richten sich die Körperhaare auf – die so genannte Gänsehaut – und bilden ein hautnahes, warmes Luftpolster. Bei Hitze hingegen liegen die Haare flach am Körper an, so dass kühle Luft den Körper erreicht und die Schweißflüssigkeit leichter verdunsten kann.

Kann unser Haar über Nacht ergrauen?

Nein, auch nicht durch ein schreckliches Erlebnis. Graue Haare sind Ausdruck eines Alterungsprozesses und es sind die Gene, die diesen Alterungsprozess in Gang setzen. Genetisch bestimmt ist auch die Haarfarbe. Jeder Haarschaft enthält Melanin, ein dunkelbraunes natürliches Pigment, sowie Lufteinschlüsse. Die Haarfarbe hängt von der Menge des von den Melanozyten gebildeten Melanins ab. Die Information über die Menge ist im ererbten genetischen Code festgeschrieben. Eine hohe Melaninproduktion führt zu dunklem, eine geringe zu blondem Haar. Die geringere Melaninbildung und gleichzeitig vermehrte Lufteinschlüsse sind für die Veränderung der Haarfarbe und -struktur im Alter verantwortlich.

Warum wachsen uns Haare?

Ursprünglich boten die Haare dem Körper Schutz vor Hitze, Kälte und Stößen. Diese Funktionen werden heute größtenteils von unserer Kleidung übernommen. Doch Haare haben nach wie vor schützende Aufgaben. So halten Wimpern, Nasen- und Ohrenhaare Fremdkörper von den Organen fern, während die Augenbrauen verhindern, dass Schweiß in die Augen läuft. Die Schambehaarung dient indirekt der Fortpflanzung: Die Sexual-Lockstoffe im Körperschweiß haften auf behaarter Haut besser als auf glatter.

Warum fallen Haare aus?

Weil nach spätestens sechs Jahren ein Haar Platz für ein neues macht. So verlieren wir täglich 60 bis 100 Haare. Aus dem gleichen Haarfollikel kann noch etwa 10-mal ein neues Haar wachsen.

Wussten Sie, dass …

sich ein Haar etwa alle fünf Jahre erneuert? Würde man es in diesem Zeitraum nicht schneiden, wäre es etwa einen halben Meter lang.

Schamhaare eine Lebenszeit von nur sechs Monaten haben? Daher bleiben sie auch nur so kurz.

die Form des Haarquerschnitts bestimmt, ob ein Mensch glattes oder lockiges Haar hat? Ein runder Querschnitt der Haarwurzel lässt das Haar glatt fallen, während es sich bei einem schmalen Querschnitt zu Locken dreht.

Wie wird das Wachstum der Haare unterstützt?

Durch das Sexualhormon Testosteron. Es regt die Neubildung von Haarzellen an. Wie bei der Haut erfolgt das Haarwachstum durch Zellteilung. Die neuen Zellen werden innerhalb des Haarbalgs nach oben geschoben. Auf diesem Weg füllen sie sich mit Keratin, verhornen und sterben ab. Durch diesen Prozess entsteht ein einzelnes Haar.

Das Wachstum der Kopfhaare folgt einem regelmäßigen Zyklus. Für drei bis fünf Jahre wächst das Haar etwa zwei Millimeter pro Woche. Dann tritt der Haarfollikel in eine Ruhephase ein, innerhalb derer es zur Trennung des Haars von der Haarwurzel kommt und es von einem nachdrängenden neuen Haar abgestoßen wird. Da die Wachstumszyklen der einzelnen Haare nicht synchron verlaufen, geht der Haarverlust meist unbemerkt vor sich. Ein Mensch verliert normalerweise täglich etwa 90 Kopfhaare, ohne dass dies sichtbar wird.

Mit fortschreitendem Alter wird die Kopf- und Körperbehaarung langsam dünner. Die Keratinproduktion lässt nach und das Wachstum verlangsamt sich. Durch allmähliches Absterben der Melanozyten entstehen unpigmentierte Haare. Das Haar erscheint zunächst grau, danach weiß und bekommt eine gröbere Oberflächenstruktur.

Wie halten Sie Ihr Haar gesund?

Es gibt viele Tipps und Tricks für die Gesunderhaltung der Haare:

  • Eine ausgewogene Ernährung ist unverzichtbar. Besonders wichtig ist die ausreichende Zufuhr von Vitamin A, D und E. Diese Vitamine sind meist in Fischöl, Eiern, Käse und intensiv gefärbten Gemüsen wie z. B. rotem Paprika, Spinat und Karotten enthalten.
  • Regelmäßige körperliche Bewegung aktiviert den Kreislauf und führt so zu einer verbesserten Versorgung des Haarfollikels mit sämtlichen benötigten Nährstoffen. Das nachwachsende Haar sieht daher kräftig und gesund aus.
  • Waschen Sie Ihr Haar regelmäßig mit mildem Shampoo. Hoch konzentriertes Shampoo führt zur Entfernung der gesamten natürlichen Schutzschicht. Wie häufig Sie das Haar waschen, hängt von Ihrem persönlichen Empfinden ab. Manche Menschen bestehen auf tägliches Haarewaschen, während andere eine wöchentliche Reinigung als ausreichend betrachten.
  • Föhn, Lockenstab oder beheizbare Lockenwickler sollten auf keinen Fall täglich verwendet werden, denn die heiße Luft kann dem Haar schaden. Strapazierte Haare neigen zum Brechen und zu Spliss. Halten Sie den Föhn mindestens 15 Zentimeter vom Haar entfernt und trocknen Sie Ihr Haar mit der niedrigsten Temperatureinstellung.
  • Nach einem Aufenthalt im Meerwasser oder in Chlorwasser sollten Sie Ihr Haar waschen und eine Pflegespülung anwenden. Das Haar wird sonst zu trocken und bricht leicht.
  • Es empfiehlt sich, die Haare alle sechs Wochen schneiden zu lassen. Dies beschleunigt zwar nicht das Wachstum, lässt das Haar aber voller und kräftiger erscheinen.
  • Benutzen Sie Bürste und Kamm mit abgerundeten Borsten, damit der Haarschaft nicht verletzt wird. Nasses Haar, das besonders leicht reißt, sollte überhaupt nicht gebürstet, sondern mit einem grobzahnigen Kamm vorsichtig ausgekämmt werden.
  • Reinigen Sie Bürsten und Kämme regelmäßig mit Seifenwasser und lassen Sie sie an der Luft trocknen.
  • Verwenden Sie keine Gummibänder zum Zusammenbinden der Haare, da dies zum Brechen der Haare führen kann.
  • Übermäßiger Haarausfall oder extrem trockenes Haar können auf ein hormonelles Ungleichgewicht hinweisen. In diesen Fällen sollte ein Arzt oder Therapeut zu Rate gezogen werden.
  • Starker Haarausfall wird häufig auf zu viel Stress zurückgeführt. Lernen Sie, konstruktiv mit Stress umzugehen oder erlernen Sie Techniken zur Stressbewältigung und Entspannung.

Was bezeichnet Ihr Hautarzt als …

Hypertrichose? Die oft erblich bedingte »vermehrte Körperbehaarung« tritt sowohl bei Männern als auch bei Frauen auf. Die Intimbehaarung ist davon nicht betroffen.

Hirsutismus? So wird ein männlicher Behaarungstyp bei Frauen genannt. Er ist entweder anlagebedingt oder Folge von Erkrankungen, bei denen von der Frau zu viele männliche Hormone produziert werden.

Alopezie? Dies ist ein flächenhafter vermehrter Haarausfall oder gar totale Haarlosigkeit. Die »Glatze« wird meist durch männliche Geschlechtshormone ausgelöst.

Hypotrichose? Die »verminderte Körperbehaarung« tritt selten auf – meist im Zusammenhang mit angeborenen Fehlbildungen oder Stoffwechselerkrankungen.

Anoplura? Das sind die wenige Millimeter großen »Kopfläuse«, die Blut saugen und zudem ihre klebenden Eier im Haar ablegen.

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