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Wilhelm Conrad Röntgen: Erster Nobelpreisträger für Physik

Wie entdeckte Röntgen die X-Strahlen?

Es geschah durch einen Zufall. Am Abend des 8. November 1895 steckte der 50-jährige Professor Röntgen mitten in seinen Experimenten mit Kathodenstrahlen, deren Verhalten er mittels einer Entladungsröhre untersuchen wollte. Fasziniert entdeckte er, wie plötzlich beim Einschalten der Entladungsröhre, die er zuvor mit einer Papphülle umgeben hatte, um den Fluss der Kathodenstrahlen zu kanalisieren, eine Barim-Probe an der anderen Seite des Laboratoriums zu glühen begann. Dieses Glühen konnte nicht durch Kathodenstrahlen ausgelöst worden sein, da diese von der Papphülle aufgehalten wurden. Also musste die Entladungsröhre noch weitere, für den Menschen unsichtbare Strahlen aussenden. Selbst als er die Probe ins benachbarte Zimmer brachte, glühte diese weiter. Die Strahlen konnten also auch Mauern durchdringen. Angesichts der Tatsache, dass diese Strahlen weder zu fühlen noch zu sehen, zu hören oder sonstwie zu erkennen waren, benannte er sie X-Strahlen, wie einen noch ungeklärten Fall.

Wie kam der Forscher zur Physik?

Der am 27. März 1845 in Remscheid geborene Wilhelm Conrad Röntgen geriet über Umwege zur Physik. Nach schlechten schulischen Leistungen in Chemie und Physik schloss er 1868 am Polytechnikum in Zürich ein Maschinenbaustudium ab. Dann erst fing er an der Universität Zürich ein Aufbaustudium der Physik bei dem bekannten deutschen Physiker August Kundt (1839–1894) an, der ihn zu fördern begann. Von diesem Zeitpunkt an verschrieb sich Röntgen ganz der experimentellen, aber auch der theoretischen Physik. 1869 wurde er in Zürich in Physik promoviert, im Jahr darauf begleitete er seinen Lehrer Kundt als Assistent an die Universität Würzburg.

Röntgen habilitierte sich 1874 in Straßburg, 1879 erhielt er den ersehnten Ruf als ordentlicher Professor: Röntgen wurde Lehrstuhlinhaber an der Universität Gießen, er verfügte damit zum ersten Mal in seiner wissenschaftlichen Laufbahn über ein festes Gehalt. Am 1. Oktober 1888 erfolgte dann die Berufung auf ein Ordinariat für Physik an der Universität Würzburg. Hier sollte Röntgen seine größte wissenschaftliche Leistung gelingen, die Entdeckung der X-Strahlen.

Welche Auswirkung hatte die Entdeckung der Röntgen-Strahlen?

Schon bald wurden die Röntgenstrahlen, wie sie später entgegen Röntgens Wunsch offiziell genannt wurden, bei medizinischen Untersuchungen angewandt. Die vom menschlichen Auge nicht wahrnehmbaren Strahlen durchdringen Haut und Weichteile und werden nur von Knochen und anderen harten Strukturen wie beispielsweise Metall absorbiert. So wurde in Amerika mit ihrer Hilfe der Sitz einer Kugel bei einem Angeschossenen genauestens lokalisiert. Röntgen hatte somit die Medizindiagnostik revolutioniert und neue therapeutische Möglichkeiten geschaffen. Er hatte die Möglichkeiten zur Analyse unterschiedlicher Materialien und zur Strukturaufklärung von Kristallen und Makromolekülen deutlich verbessert. Röntgen erhielt für seine bahnbrechende Entdeckung am 10. Dezember 1901 den ersten Nobelpreis für Physik.

Wie verlief seine Karriere weiter?

Sie verlief zunächst sehr erfolgreich weiter. Röntgen hatte bereits 1900 einen Ruf nach München als Direktor des Universitätsinstituts für Experimentelle Physik erhalten. Die bayerische Metropole würde sein letzter Wohnort sein. Hier starb 1919 seine Frau Bertha – ein schwerer Schlag für den Wissenschaftler. Röntgen erlag nur wenige Jahre später, 1923, einem Darmkrebsleiden. Zu dieser Zeit war er infolge der Inflation verarmt, außerdem völlig vereinsamt.

Wussten Sie, dass …

Röntgen gar kein Abitur hatte? Er war aus disziplinarischen Gründen vorzeitig der Schule verwiesen worden. Studium und Habilitation musste er darum in der Schweiz bzw. in Frankreich absolvieren.

eines der ersten Röntgenbilder die Hand der Frau des Forschers zeigt? Er hatte die Aufnahme einer seiner wissenschaftlichen Arbeiten beigefügt. Auf ihr ist neben den Knochen deutlich der Ring an einem Finger zu erkennen.

Ferdinand Braun, der Entwickler der Braun'schen Röhre, von Röntgens Erfindung zunächst gar nichts hielt? »Bisher war der Röntgen doch ein ganz vernünftiger Mensch«, hatte er lakonisch gemeint.

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