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Das Jugendwort 2014: "Läuft bei Dir"
Eine eigene Sprache schweißt eine Gruppe zusammen und trägt zur eigenen Identität bei. Jede einzelne Subkultur hat ihren eigenen Jargon. Jugendliche entwickeln dabei eine kreative und vor allem veränderliche Ausdrucksweise: Keine andere Sprache verändert sich so schnell. Neue Wortschöpfungen geraten wieder aus der Mode und sind uncool, sobald sie weit verbreitet sind – dann muss ein neuer Ausdruck her.
Provokante Vergleiche und Lehnworte
Dabei helfen bildhafte Vergleiche und Lehnworte aus anderen Sprachen, die gern auch provozieren dürfen: "Bildschirmbräune" zeichnet blasse Menschen aus, die vor allem vor dem Computer sitzen, "guttenbergen" war ein vor einigen Jahren verbreitetes Wort für "Hausaufgaben abschreiben", und das ursprünglich englische "Swag" steht für lässige Selbstsicherheit.
Damit ältere Generationen noch eine Chance haben, bei der rasanten Entwicklung hier und da noch ein gelegentliches Wort zu verstehen, gibt der Langenscheidt-Verlag jährlich das Wörterbuch "Jugendsprache" heraus. Einen Überblick über die angesagten Ausdrücke liefert außerdem die Wahl des Jugendwortes des Jahres.
Wahlsieger 2014
Sieger der Wahl 2014 ist diesmal gleich ein ganzer Satz: "Läuft bei Dir" ist unter jungen Menschen zurzeit ein anderer Ausdruck für "cool" oder "krass" oder auch "Du hast es drauf!". Ironisch gemeint lässt sich damit aber auch das genaue Gegenteil damit sagen. Die Jury beeindruckte an dem Satz, wie weit er momentan unter Jugendlichen verbreitet ist – überregional und durch alle sozialen Schichten.
Das Jugendwort des Jahres wird von der Jury aus eingereichten Vorschlägen ausgewählt. Über diese Vorschläge kann bereits vor der eigentlichen Wahl online abgestimmt werden. Bei dieser Wahl belegte "Läuft bei Dir" bereits den dritten Platz und gelangte so in die Endrunde. Die Jury aus Jugendlichen, Journalisten und Sprachwissenschaftlern hat insgesamt 14 Mitglieder. Partner des Wettbewerbs waren in diesem Jahr die Jugendmesse "YOU", die Jugendzeitschrift "YAEZ" und die Zeitschrift "Mädchen".
Von "Gönn Dir" bis "Senfautomat – Platz zwei bis fünf
Ähnlich doppeldeutig ist auch der zweite Platz der diesjährigen Wahl. Die Aufforderung "Gönn Dir" bedeutet einerseits "Viel Spaß!" oder "Gönn Dir was!", kann aber genausogut ironisch verwendet werden.
Platz drei kommt aus dem Türkischen: Das Wort "Hayvan" heißt wörtlich "Tier". Als Slangausdruck beschreibt es einen Kraftprotz, aber auch einen treuen Freund, auf den man sich verlassen kann. Die alternative Bedeutung ist weniger schmeichelhaft, es kann auch als " triebgesteuert, ohne Denkvermögen" aufgefasst werden. Diese Übernahme von türkischen Wörtern in die Sprache auch nichttürkischer Jugendlicher liegt im Trend – auch andere haben diesen Sprung schon geschafft.
Das "Selfie" hat es immerhin auf Platz vier der Liste geschafft. Die mit der Handykamera geschossenen und vor allem über soziale Netzwerke verbreiteten Selbstporträts sind ein immer noch wachsender Trend. Auf Platz fünf schließlich findet sich eine kreative Bezeichnung für einen Klugscheißer: Jemand, der zu allem seinen Senf dazu gibt, ist ein "Senfautomat".
Der Langenscheidt-Verlag kürt das Jugendwort des Jahres bereits seit 2008. Die Ergebnisse des Wettbewerbs fließen in das jährlich erscheinende Wörterbuch "Jugendsprache" ein. Gewinner-Wort des Jahres 2013 war das Wort "Babo" für "Anführer" oder "Chef", 2012 siegte die Kurzfloskel "Yolo" für "You only live once", auf deutsch "Man lebt nur einmal."
Website der Aktion Jugendwort des Jahres: