Eisige Stimmung zwischen deutschen Teams
Die Ausrichtung der X. Olympischen Winterspiele bedeutete für Grenoble auch in wirtschaftlicher Hinsicht einen Sprung nach vorn. Problem für Aktive und Zuschauer waren die großen Entfernungen zwischen den Wettkampfstätten.
Investitionen in Milliardenhöhe für den Bau neuer Sportstätten und zur Verbesserung der Infrastruktur waren notwendig, um aus der aufstrebenden Industriestadt mit ihren 200 000 Einwohnern einen geeigneten Ort für die Winterspiele zu machen. Da Grenoble nicht über genügend Sportanlagen verfügte, fanden die Wettkämpfe im gesamten Umland statt, wo auch die Teilnehmer – in sieben Olympischen Dörfern – untergebracht waren.
Kritiker monierten, dass die Spiele dadurch nicht zu einem wahren Treffen der “Jugend der Welt” wurden. Zudem mussten viele Zuschauer lange Anfahrtswege in Kauf nehmen.
Die Eröffnungszeremonie durch Frankreichs Staatspräsident Charles de Gaulle fand in einem improvisierten Stadion aus Stahlrohrtribünen statt. Erstmals bei Winterspielen marschierten zwei getrennte deutsche Mannschaften ein, die lediglich die schwarz-rot-goldene Fahne mit den Olympischen Ringen und eine gemeinsame Hymne (Ludwig van Beethovens “Ode an die Freude”) einte. Ansonsten prägte eisige Stimmung das Verhältnis.
Zum ersten Mal ließ das IOC nach den Wettbewerben Dopingkontrollen durchführen. Die weiblichen Aktiven mussten sich einer Geschlechtskontrolle unterziehen, nachdem schon seit Jahrzehnten immer wieder Hermaphroditen für Schlagzeilen gesorgt hatten.
Zwölf Jahre nach dem dreifachen Triumph des Österreichers Toni Sailer gelang es dem Franzosen Jean-Claude Killy, alle drei alpinen Skiwettbewerbe zu gewinnen. Frankreich hatte einen neuen Nationalhelden, die Winterspiele hießen im Volksmund fortan “Killyade”.
Allerdings profitierte der 24jährige bei seinem Erfolg im Slalom von der Disqualifikation des Österreichers Karl Schranz und des Norwegers Haakon Mjoen, die beide vor ihm gelegen hatten. Nach den Spielen trat Killy zurück und vermarktete erfolgreich seine Sportlerkarriere. 1992 erhielt er für die Organisation der Winterspiele in Albertville den Olympischen Orden in Gold und wurde 1995 ins IOC aufgenommen.
Disqualifiziert wurden die DDR-Rodlerinnen Ortrun Enderlein, Angela Knösel und Anna-Maria Müller wegen unerlaubter Manipulation ihrer Schlitten. Die Athletinnen hatten die Kufen ihrer Schlitten erwärmt, um schnellere Zeiten zu erzielen.
Im Eisschnelllauf dominierten einmal mehr Starter aus den Niederlanden, so z.B. Cornelis Verkerk (Gold über 1500 m, Silber über 5000 m), Carolina Geijssen (Gold über 1000 m, Silber über 1500 m) und Johanna Schut mit ihrem Sieg über 3000 m.