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Himmelsereignisse 2024: Sonnenfinsternisse, Kometen und planetare Überholmanöver

Das Jahr 2024 bringt uns gleich mehrere spannende Himmelsereignisse. Darunter sind ein Bogen aus Planeten, ein himmlisches Überholmanöver und gleich zwei mit bloßem Auge sichtbare Kometen. Außerdem gibt es eine totale und eine ringförmige Sonnenfinsternis über dem amerikanischen Doppelkontinent sowie eine partielle Mondfinsternis bei uns in Mitteleuropa. Wir klären aber auch, warum uns die Sonne zurzeit näher ist als irgendwann sonst im Jahr.
NPO, 03.01.2023
Filament-Eruption auf der Sonne, 6.12.2010
Momentan ist die Sonne der Erde mal wieder rund fünf Millionen Kilometer näher als im Hochsommer.

© NASA/GSFC/SOHO

Das neue Jahr hat begonnen – und auch 2024 wird es am Himmel mehr zu sehen geben als nur das Silvester-Feuerwerk. Neben den prachtvollen Sternbildern und vielen Meteorschauern bringt dieses Jahr auch einige besondere Himmelsereignisse.

Die Sonne ist uns jetzt näher als im Sommer

Das Jahr 2024 beginnt mit einem jedes Jahr wiederkehrenden, aber dennoch scheinbar paradoxen astronomischen Ereignis: Obwohl die Tage bei uns noch kurz und das Wetter winterlich nasskalt ist, passiert unser Planet gerade seinen sonnennächsten Punkt: „Am 3. Januar erreicht die Erde ihr Perihel und befindet sich mit rund 147,1 Millionen Kilometern Distanz in Sonnennähe. Das Sonnenlicht braucht nun acht Minuten und zehn Sekunden bis zu unserem Planeten“, erklärt Björn Voss, Direktor des Planetarium Hamburg. Damit ist die Erde momentan der Sonne rund fünf Millionen Kilometer näher als im Hochsommer, wenn sie den sonnenfernsten Punkt ihrer Bahn passiert.

Aber warum ist es dann jetzt so kalt und dunkel? Die Erklärung dafür liefert die Neigung der Erdachse: Sie steht nicht senkrecht zur Erdbahn und zur Sonne, sondern ist um rund 23,5 Grad gekippt. Dadurch variiert der Einfallswinkel des Sonnenlichts innerhalb des Jahreslaufs -und dies beschert uns die Jahreszeiten: Bei uns auf der Nordhalbkugel ist es im Sommer warm, weil dann dieser Teil der Erdkugel der Sonne zugekehrt ist und dadurch besonders lange und steil von ihr beleuchtet wird. Im Winter ist die Nordhalbkugel dagegen von der Sonne weggeneigt. Obwohl uns die Sonne dann besonders nahe ist, fallen die Sonnenstrahlen schräger ein und die Tage sind kürzer – das trägt zur winterlichen Abkühlung bei.

Ringförmige Sonnenfinsternis
Jedes Jahr finden mindestens zwei und maximal fünf Sonnenfinsternisse statt. Mitteleuropa geht 2024 leider leer aus und auch weltweit sind nur zwei Sonnenfinsternisse zu verzeichnen.

© Chayanan, GettyImages

Eine totale und eine ringförmige Sonnenfinsternis

Die Sonne ist es auch, die uns in diesem Jahr gleich zwei besondere Himmelsschauspiele bietet – wenngleich beide von Mitteleuropa nicht sichtbar sind. Am 8. April 2024 ereignet sich über Nord- und Mittelamerika eine totale Sonnenfinsternis. Dabei schiebt sich der Mond so vor die helle Sonnenscheibe, dass sie vollständig verdeckt wird und nur der Strahlenkranz der Korona – der äußeren Sonnenatmosphäre – sichtbar bleibt. Der Pfad, auf dem man diese Verfinsterung der Sonne beobachten kann, verläuft einmal schräg über den Kontinent hinweg, von der Westküste Mexikos über Texas und den mittleren Westen bis an die Nordostküste der USA und östliche Teile Kanadas.

Dass wir auf der Erde überhaupt eine Sonnenfinsternis sehen können, ist kosmischer Zufall: Der Mond ist eigentlich 400-mal kleiner als die Sonne und könnte sie daher niemals vollständig verdecken. Da die Sonne aber auch ungefähr 400-mal weiter von der Erde entfernt ist als der Mond, erscheinen beide Himmelskörper von der Erde aus fast gleichgroß. Dort, wo der Kernschatten des Mondes auf die Erdoberfläche trifft, scheint der Mond die helle Sonnenscheibe vollständig zu verdecken – wir sehen eine totale Sonnenfinsternis.

Bei der zweiten Sonnenfinsternis des Jahres am 2. Oktober 2024 ist der Mond jedoch nicht nah genug an der Erde, um die Sonne vollständig zu verdecken. Stattdessen bleibt ein dünner Ring der hellen Sonnenscheibe sichtbar – es ereignet sich eine ringförmige Sonnenfinsternis. Sie ist jedoch nur von der Osterinsel aus und an der Südspitze Südamerikas zu sehen. Für beide Sonnenfinsternisse gilt zudem: Anders als eine oft mehrere Stunden dauernde Mondfinsternis dauert die Verdunklung der Sonne dabei aber meist nur wenige Minuten. Denn der Mondschatten rast mit rund 700 Metern pro Sekunde – dreimal so schnell wie der Schall – über die Erdoberfläche.

Bei uns in Mitteleuropa gehen wir in diesem Jahr in puncto Sonnenfinsternis leider leer aus, dafür gibt es am 18. September 2024 aber wenigstens eine partielle Mondfinsternis. Am frühen Morgen wird der Mond durch den Schatten der Erde ziehen und dabei in Teilen verdunkelt.

Komet 12P/Pons-Brooks
Nach in weiter weiter Ferne: Der Komet 12P/Pons-Brooks schaut alle 71 Jahre vorbei und soll seinen erdnächsten Punkt am 2. Juni erreichen. Er könnte dann sogar mit bloßem Auge sichtbar sein.

© Brandon Ghany / Horizon Productions SFL

Zwei mit bloßem Auge sichtbare Kometen

Auch bei uns gut sichtbar könnten dagegen gleich zwei Kometen sein, die in diesem Jahr in Erdnähe vorbeifliegen und dabei voraussichtlich schon mit bloßem Auge sichtbar werden. Der erste "Schweifstern" ist der Komet 12P/Pons-Brooks, der am 21. April den sonnennächsten Punkt und am 2. Juni den erdnächsten Punkt seiner Bahn passiert. Dieser Komet kreist im Laufe von 71 Jahren auf einer exzentrischen Bahn um die Sonne und gehört damit zu den kurzperiodischen Kometen. Historische Aufzeichnungen belegen, dass dieser Komet schon im Mittelalter beobachtet wurde. Mit ein wenig Glück könnten Beobachter der totalen Sonnenfinsternis über Nordamerika sogar zeitgleich den Kometen am Himmel sehen.

Der zweite, wahrscheinlich mit bloßem Auge sichtbare Komet des Jahres ist C/2023 A3 (Tsuchinshan-ATLAS). Dieser erst im Januar 2023 entdeckte Komet wird im am 12. Oktober 2024 seinen erdnächsten Punkt passieren und könnte dann in der Abenddämmerung sogar so hell leuchten wie die hellsten Sterne.

Planetare Überholmanöver und ein großer Bogen

Bei den Planeten gibt es in diesem Jahr mehrere besondere Vorkommnisse. Das erste ist ein planetares Überholmanöver: Der rötlich leuchtende Mars zieht Mitte August am hellen Jupiter vorbei und überholt in gewissermaßen auf der Innenbahn. Dabei scheinen beide Planeten am Nachthimmel die Plätze zu tauschen und kommen sich dabei relativ nahe. Am 14. August stehen sie nur noch 0,18 Bogensekunden voneinander entfernt - so eng, dass sie fast wie ein einziger Lichtpunkt erscheinen. Es ist eine der sieben engsten Planetenkonjunktionen bis 20240.

Ebenfalls im August kommt es zu einer Aufreihung fast aller Planeten des Sonnensystems: Merkur, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun bilden um den 28.August herum einen riesigen Bogen am südlichen Himmel. Wenige Tage später erreicht der Ringplanet Saturn seine Opposition: Am 8. September 2024 steht er von uns aus gesehen der Sonne genau gegenüber und wird daher voll von ihr angestrahlt. Dadurch leuchtet er schon in den Wochen davor und danach besonders hell. Sein größerer Nachbar Jupiter steht am 7. Dezember 2024 in Opposition und wird daher den gesamten Herbst und Winter über den Nachthimmel dominieren.

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