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Kinotipp: Hidden Figures – die unerkannten Heldinnen der Raumfahrt
Heute geht in der Raumfahrt ohne Computer gar nichts: Die Maschinenhirne steuern die Raumsonden, errechnen die günstigste Flugbahn und die nötige Brenndauer der Raketenantriebe und Steuerungsdüsen. Auch die Lebenserhaltungssysteme der Raumkapseln werden von Computern gesteuert und überwacht.
"Computer in Röcken"
Doch zu Beginn der Raumfahrt-Ära, in den 1950er und 1960er Jahren, steckte die Computertechnik noch in den Kinderschuhen. Die meisten Berechnungen für die Luft- und Raumfahrt mussten daher von Menschen übernommen werden. Selbst der Computer der berühmten ersten Mondlande-Mission Apollo 11 im Jahr 1969 hatte kaum mehr Rechenkapazität als ein heutiger Taschenrechner.
Die damals noch junge US-Raumfahrtbehörde NASA und ihre Vorgängerorganisation, das National Advisory Committee for Aeronautics (NACA) mussten sich daher anderweitig behelfen. Um die komplexen Kalkulationen durchzuführen, stellten sie hunderte Mathematikerinnen als "Computer in Röcken" an. Viele dieser als menschliche Computer arbeitenden Frauen waren ehemalige Highschool-Lehrerinnen oder Mathematikerinnen, die gerade ihren Abschluss an der Universität gemacht hatten.
Mit einfachsten Mitteln, meist schlicht mit Stift und Papier, führten die "menschlichen Computer" komplexe aerodynamische Kalkulationen durch, ermittelten Flugbahnen und werteten Sensordaten aus. Nach Einführung der ersten "echten" Computer, arbeiteten viele als Programmiererinnen und Ingenieurinnen.
Abgesondert und unerkannt
Unter den "Computern in Röcken" waren auch viele Afroamerikanerinnen. Weil jedoch damals noch strikte Rassentrennung herrschte, durften diese nicht gemeinsam mit den "Weißen" arbeiten. Stattdessen wurden sie in einer eigenen Gruppe zusammengefasst, den "West Area Computers". Ihre Daten wurden in den großen Datenpool eingespeist und trugen entscheidend zum Erfolg früher Raumfahrtmissionen bei.
Doch weil diese Mathematikerinnen "schwarz" waren, mussten sie viele Diskriminierungen und Benachteiligungen hinnehmen. So durften sie die Kantinen und Toiletten der "Weißen" Mitarbeiter nicht benutzen, stattdessen gab es für sie gesonderte Speise- und Waschräume. Auch Aufstiegsmöglichkeiten oder Anerkennung gab es für diese "Coloured computers", wie sie intern hießen, zunächst kaum. Selbst viele "weiße" Mitarbeiter der NASA wussten nicht, woher ihre wertvollen Daten kommen und welche Personen dahintersteckten.
Hidden Figures: Ein Film für drei Heldinnen
Der Spielfilm "Hidden Figures - Unerkannte Heldinnen" greift diese historischen Ereignisse auf und taucht in die Erlebnisse von dreien dieser afroamerikanischen Mathematikerinnen ein. Erzählt wird die Geschichte von Katherine Johnson, Dorothy Vaughn und Mary Jackson, während diese an vorderster Front an einem der wichtigsten Ereignisse der Raumfahrgeschichte beteiligt sind. Die brillanten Mathematikerinnen waren Teil jenes Teams, das dem US-Astronauten John Glenn im Jahr 1962 die Erdumrundung ermöglichte.
Der Film ist eine leidenschaftliche und unterhaltsame Hommage an drei herausragende afroamerikanische Frauen, die trotz aller Hindernisse für ihre Träume und Ziele kämpften und dabei noch Großes leisteten. Schon kurz nach seinem Kinostart in den USA erreichte der Film Platz 1 auf den US-Kinocharts. Er ist zudem in drei Kategorien für den Oscar nominiert, darunter als bester Film, beste Nebendarstellerin und bestes adaptiertes Drehbuch.