Lexikon

Benn

Benn, Gottfried
Gottfried Benn
Gottfried, deutscher Lyriker und Essayist, * 2. 5. 1886 Mansfeld, Westprignitz,  7. 7. 1956 Berlin; Pfarrerssohn, Hautarzt in Berlin, Militärarzt in beiden Weltkriegen; begrüßte 1933 den Machtantritt Hitlers, war bald enttäuscht und erhielt 1937 Schreibverbot, 19451948 Publikationsverbot. 1951 wurde er mit dem Georg-Büchner-Preis geehrt.
Benn war nach B. Brecht und P. Celan der bedeutendste deutsche Lyriker des 20. Jahrhunderts. Er begann als Expressionist; mit einer bis zum Nihilismus reichenden Skepsis verband er den strengen Willen zu einer vom Künstlergeist geschaffenen Ausdruckswelt, durch die das Dasein im Sinn F. Nietzsches als ästhetisches Phänomen gerechtfertigt sei. Lyrik: „Morgue“ 1912; „Schutt“ 1924; „Statische Gedichte“ 1948; „Destillationen“ 1953; „Aprèslude“ 1955; Prosa: „Gehirne“ 1916; „Der Ptolemäer“ 1949; „Drei alte Männer“ 1949; „Doppelleben. Zwei Selbstdarstellungen“ 1950; Essays: „Das moderne Ich“ 1919; „Fazit der Perspektiven“ 1930; „Nach dem Nihilismus“ 1932; „Kunst u. Macht“ 1934; „Ausdruckswelt“ 1949; „Probleme der Lyrik“ 1951; Dialog: „Die Stimme hinter dem Vorhang“ 1952. Ausgewählte Briefe 1957; Briefe an F. W. Oelze, 3 Bände 19771980; Gesammelte Werke, 4 Bände 19891992; Sämtliche Werke, bisher 5 Bände 19861990.
  • Erscheinungsjahr: 1912
  • Veröffentlicht: Deutsches Reich
  • Verfasser: Benn, Gottfried
  • Deutscher Titel: Morgue und andere Gedichte
  • Genre: Gedichtsammlung
Als »21. Flugblatt des Verlages Alfred Richard Meyer« erscheint in Berlin-Wilmersdorf unter dem Titel »Morgue und andere Gedichte« die erste Gedichtsammlung von Gottfried Benn (* 1886,  1956), der durch diesen Zyklus quasi über Nacht bekannt wird; die 500 Exemplare sind innerhalb von acht Tagen verkauft. Benn zeigt in krassen schonungslosen Bildern die bloße Materialität des Lebens und die Hoffnungslosigkeit der menschlichen Existenz und wendet sich damit gegen christlich-religiöse Klischees und gegen jede humanistische Erhöhung des Menschen. Die Bilder aus dem Leichenschauhaus und dem Sektionssaal, die Beschreibungen organischen Siechtums und Zerfalls stellen eine offene Herausforderung des herrschenden bürgerlichen Geschmacks dar und rufen stürmische Proteste hervor, machen Benn aber auch zu einem führenden Vertreter expressionistischer Dichtung. Der Zyklus enthält die Gedichte »Kleine Aster«, »Schöne Jugend«, »Kreislauf«, »Negerbraut«, »Requiem«, »Saal der kreißenden Frauen«, »Blinddarm«, »Mann und Frau gehn durch die Krebsbaracke« und »Nachtcafé«.
  • Erscheinungsjahr: 1949
  • Veröffentlicht: Bundesrepublik Deutschland und DDR
  • Verfasser: Benn, Gottfried
  • Deutscher Titel: Der Ptolemäer
  • Genre: Essay
In dem im Untertitel als »Berliner Novelle 1947« bezeichneten Essay »Der Ptolemäer«, erschienen im Verlag Limes in Wiesbaden, versucht Gottfried Benn (* 1886,  1956) eine Zustandsanalyse der Nachkriegszeit zu geben, wobei der harte Winter von 1947 als Modellfall genommen wird. Der monologisierende Sprecher, dem dieser Essay in den Mund gelegt wird, ist Vertreter des ptolemäischen, erdzentrierten, statischen Weltbildes. Die Sinnlosigkeit allen Handelns wird schon an seinem Beruf deutlich gemacht: Er ist Besitzer eines Schönheitssalons. Dem Menschen ist nur noch die intellektuelle Analyse der Wirklichkeit geblieben, auf die er sonst keinen Einfluss mehr hat. Das Leben stellt sich als chaotisch und unverständlich dar, als von irrationalen Kräften gelenkt.
  • Erscheinungsjahr: 1950
  • Veröffentlicht: Bundesrepublik Deutschland und DDR
  • Verfasser: Benn, Gottfried
  • Deutscher Titel: Doppelleben
  • Genre: Zwei Selbstdarstellungen
Der Lyriker, Dramatiker, Erzähler und Essayist Gottfried Benn (* 1886,  1956) unternimmt in der autobiografischen Schrift »Doppelleben. Zwei Selbstdarstellungen«, erschienen im Limes-Verlag, Wiesbaden, den Versuch, sein Eintreten für den Nationalsozialismus in den Jahren 1933 bis 1935 zu rechtfertigen, und schildert seine Situation in der »inneren Emigration« während der Jahre von 1935 bis zum Zusammenbruch des NS-Regimes. Das Werk ist das bedeutende Dokument eines Künstlers über das Verhältnis zwischen Kunst und Macht einerseits, zwischen Kunst und Leben andererseits. Kein Dichter der älteren Generation prägte so wie Gottfried Benn die deutsche Lyrik in der Mitte des 20. Jahrhunderts.
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