Lexikon

Novlle

Literatur
Novelle (Kulturtabelle).sgm
Wichtige Autoren und Werke der Novelle
AutorenWerke
Giovanni Boccaccio (13131375)Il Decamerone (13481353)
Geoffrey Chaucer (um 13401400)Canterbury Tales (13871400, erschienen 1478)
Miguel de Cervantes Saavedra (15471616)Exemplarische Novellen (1613)
Christoph Martin Wieland(17331813)Das Hexameron von Rosenhain (1805)
Johann W. von Goethe(17491832)Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten (1795)
E. T. A. Hoffmann(17761822)Die Serapionsbrüder (18191821)
Heinrich von Kleist(17771811)Die Marquise von O.... (1810/11)
Joseph von Eichendorff(17881857)Aus dem Leben eines Taugenichts (1826)
Anette von Droste-Hülshoff (17971848)Die Judenbuche (1842)
Alexander S. Puschkin (17991837)Pique Dame (1834); Die Hauptmannstochter (1836)
Theodor Storm (18171888)Pole Poppenspäler (1875); Der Schimmelreiter (1888)
Gottfried Keller (18191890)Die Leute von Seldwyla (1856); Züricher Novellen (1878); Das Sinngedicht (1882)
Conrad Ferdinand Meyer (18251898)Das Amulett (1873); Der Schuss von der Kanzel (1877)
Heinrich Mann (18711950)Pippo Spano (1905); Die Welt der Herzen (1932)
kürzere Erzählform um ein real vorstellbares Ereignis; schildert eine „unerhörte Begebenheit“ (Goethe), die sich auf einen zentralen Konflikt zuspitzt und oft eine überraschende Wendung erfährt. Eine Novelle enthält nur das, was zum Verständnis der Handlung unbedingt notwendig ist; daraus ergeben sich eine knappe, gestraffte Form und ein vom Inhalt her bestimmter, meist dramatischer Stil (überwiegend in Prosa). Von der jüngeren Kurzgeschichte unterscheidet sie sich durch die konsequente Ausformulierung des zentralen Ereignisses sowie durch die geschlossenere Form.
Novellenartige kürzere Erzählungen gab es schon in der Antike und seit dem frühen Mittelalter. Als eigene literarische Gattung ausgebildet wurde die Novelle in der Renaissance, meist in zyklischer und mit Rahmenhandlung versehener Form. Erster Höhepunkt ist G. Boccaccios Novellensammlung „Decamerone“, gefolgt von bedeutenden Zyklen wie den „Canterbury-Erzählungen“ in Versen von G. Chaucer, dem „Heptameron“ der Margarete von Navarra und den „Exemplarischen Novellen“ von M. de Cervantes Saavedra. Im 18. Jahrhundert knüpfte die Gattung in Deutschland zunächst an die romanische Novellentradition an (C. M. Wieland „Hexameron von Rosenhain“, Goethe „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten“). Mit dem späten Goethe, der seine Neudefinition der Gattung beispielgebend innerhalb seiner Romane umsetzte („Novelle“ 1827), begann eine Aufwertung der novellistischen Textform, die zur Produktion bedeutender Einzelnovellen führte (H. von Kleist). In die Novelle der Romantik floss das Fantastisch-Märchenhafte sowie das Psychologische mit ein (E. T. A. Hoffmann, L. Tieck, J. von Eichendorff); bekannte realistische Novellen schrieben A. von Droste-Hülshoff, G. Keller, C. F. Meyer, A. Stifter und T. Storm. Im 20. Jahrhundert bemühten sich vor allem T. Mann, H. Mann, R. Musil, A. Döblin, G. Grass, M. Walser, C. Hein um eine Erweiterung der novellistischen Ausdrucksform.
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