Lexikon
Tieck
Tieck, Ludwig
Ludwig Tiek
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Tieck ist der produktivste Autor der deutschen Romantik, der mit seinem vielfältigen Werk alle Phasen der romantischen Bewegung mitbeeinflusste. Seine Jugendkrise gestaltete er in dem Briefroman „Geschichte des Herrn William Lovell“ 1796; sein Bildungsroman „Franz Sternbalds Wanderungen“ 1798 (entstanden unter dem Einfluss des Goethe’schen „Wilhelm Meister“) gilt als Prototyp des romantischen Romans. Die Verbindung des Wunderbaren mit dem Unheimlichen steht im Mittelpunkt seines Schaffens. Sie findet sich in den Kunstmärchen, mit denen er die Gattung neu definierte („Der Blonde Eckbert“ 1797; „Der getreue Eckart“ 1799; „Der Runenberg“ 1804), in den Volksmärchen, in denen er Stoffe aus Volksbüchern frei bearbeitete („Die schöne Magelone“ 1797; „Die vier Heymonskinder“ 1797), wie auch in seinen Dramen („Ritter Blaubart“ 1797; „Leben und Tod der heiligen Genoveva“ 1800). Märchenkomödie und gleichzeitig Literatursatire ist das Schauspiel „Der Gestiefelte Kater“ 1797. Tiecks späte Novellen tragen realistischere Züge; in der Dresdner Zeit entstanden die historischen Romane „Aufruhr in den Cevennen“ 1826 und „Vittoria Accorombona“ 1840. Tieck war Herausgeber u. a. der „Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders“ seines Freundes W. H. Wackenroder, die zum ästhetischen Programm der jungen Generation der Romantiker wurden, sowie der Werke von H. von Kleist, F. Müller und Novalis. Große Bedeutung erlangte er auch als Übersetzer des „Don Quijote“ des Cervantes (1799-1801) und zusammen mit A. W. Schlegel der Dramen Shakespeares (1825–1833, fortgeführt mit seiner Tochter Dorothea Tieck und W. Graf von Baudissin).