Lexikon

litauische Literatur

Die litauische Literatur ist reich an Märchen und Volksliedern (Dainos), letztere wurden jedoch erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Volksliedsammlungen veröffentlicht. Hier ragen besonders die Raudos (Totenlieder) hervor. Das erste gedruckte belletristische Werk in litauischer Sprache ist das um 1750 entstandene Epos „Metai“ (deutsch „Jahreszeiten“ 1818) des Pfarrers K. Donelaitis, das heute noch als Nationaldichtung der Litauer gilt. Die litauische Literatur ist eine Literatur der erzwungenen Unterbrechungen und der Suche nach nationaler Identität. Bis 1904 herrschte das Verbot der russischen Regierung, Bücher in litauischer Sprache drucken zu lassen. Nur wenige Autoren des 19. Jahrhunderts, wie etwa der romantische Lyriker J. Maironis, fanden daher Verbreitung. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gelang der Anschluss an die europäische Moderne; besonders in der Lyrik griffen Autoren wie F. Kirša, B. Brazdžionis oder J. Baltrušaitis den Symbolismus auf. In der Prosa finden sich neoromantische Strömungen oder zeitkritischer Realismus u. a. bei V. Mykolaitis-Putinas oder beim als Klassiker geltenden V. Krevě-Mickevicius. Nach der Annexion Litauens durch die Sowjetunion 1940, der deutschen Besetzung 1941 und der Gründung der Sowjetrepublik Litauen 1944 flüchteten zahlreiche Schriftsteller in den Westen, wo eine breite Exilliteratur entstand, die Themen der nationalen Vergangenheit mit Tendenzen der modernen westlichen oder amerikanischen Literatur verband (H. Radauskas, A. Landsbergis). Den „sozialistischen Realismus“ in Litauen vertraten der Lyriker E. Mieželaitis, der Dramatiker J. Grušas oder der Erzähler P. Cvirka. Als wichtige Vetreter der litauischen Gegenwartsliteratur gelten der in die USA emigrierte Lyriker T. Venclova oder der Lyriker und Dramatiker J. Marcinkevičius, der Litauen auf dem Weg in die Unabhängigkeit literarisch begleitet hat.

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