Lexikon
Rịsiko
WagnisEintrittswahrscheinlichkeit von schädigenden Ereignissen; während der Begriff Gefahr die allgemeine Tatsache der möglichen Schädigung bezeichnet, ist Risiko die bewusst und unter Umständen genau kalkuliert eingegangene Gefahr. Risiken können durch individuelle oder öffentliche Entscheidung eingegangen oder vermieden werden.
Psychologie:
Risiken werden in der Regel nicht um ihrer selbst willen eingegangen, sondern mehr oder weniger bewusst in Kauf genommen, weil sich sonst bestimmte Ziele nicht erreichen ließen. Es gehört zur freien Entfaltung der Persönlichkeit, Risiken eingehen zu dürfen. Vermeidung von bzw. Neigung zu riskantem Verhalten sind Persönlichkeitsmerkmale und können getestet werden. In der Psychologie gilt ein gewisses Maß an Risikoverhalten als normal, kann stimulierend wirken und bei ansonsten erlebter Monotonie den erwünschten und notwendigen Ausgleich bringen (z. B. durch die Herausforderung der gesamten Kräfte eines Menschen bei Extremtouren, Bergsteigen, Segelfliegen u. a.). Bekannt ist, dass Risiken, die man selbst verursacht (z. B. durch Rauchen) niedriger eingeschätzt werden als solche, die andere für einen bedingen. Das Maß, nach dem Risiken noch toleriert werden, scheint sehr stark von Gruppenzusammenhängen und kognitiver Aufklärung beeinflusst zu werden.Wirtschaft:
In der Wirtschaft bedeutet Risiko die Möglichkeit, ein angestrebtes Ziel nicht zu erreichen, im betrieblichen Bereich, einen Verlust zu erleiden. Ein Risiko wohnt jeder unternehmerischen Tätigkeit inne, kann aber durch geeignete Maßnahmen, wie genaue Rechnungsführung, Marktbeobachtung, Vertragsgestaltung beim Ein- und Verkauf oder durch Versicherung verringert werden. Grundlegend ist die Unterscheidung zwischen versicherbaren und nicht versicherbaren Risiken (Unsicherheit). Während die versicherbaren Risiken direkt durch Versicherungen gedeckt sind, werden die nicht versicherbaren Risiken in Form von kalkulatorischen Wagniszuschlägen in die Kalkulation eingestellt (kalkulatorische Kosten). In der Betriebswirtschaftslehre werden dementsprechend zwei Arten von Risiko- (Risk-)Management unterschieden: Das spezielle Risk-Mangement zielt auf die Absicherung reiner Risiken (pure risks), Wagnisse in einer Firma, die meist durch eine Fremdversicherung abgedeckt werden können. Das generelle Risk-Mangement bezieht sich auf die allgemeinen Risikoregeln in einem Unternehmen (welche Wagnisse können auf welchen Leitungsebenen verantwortet werden). Beim Risk-Mangement helfen Analysen, Prognosen und z. B. die Entscheidungstheorie, das Risiko auf ein vertretbares Maß zu beschränken. Nach den Ursachen der Risiken lassen sich unterscheiden: Fehleinschätzung der Nachfrage, Änderungen in den Rechtsgrundlagen (z. B. Auflagen im Interesse des Umweltschutzes), Risiken des Produktionsablaufs, natürliche Risiken (Feuer, Blitzschlag u. a.).Versicherungen:
In der Versicherungswirtschaft sind Risiken versicherbar, wenn der Versicherer als Entschädigung für ein eingegangenes Risiko eine Prämie erzielt, die das versicherungstechnische Risiko, d. h. die Gefahr ausgleicht, dass in einem bestimmten Zeitraum der Gesamtschaden des Versicherungsbestands die für die Risikoübernahme zur Verfügung stehenden Gesamtprämien übersteigt. Bewertungskategorien für den Risikoausgleich sind die Eintrittswahrscheinlichkeit eines Ereignisses und die jeweilige Höhe des Schadens. Die Versicherungsprämie errechnet sich nach dem Erwartungswert: berechnete Schadenshöhe mal Eintrittswahrscheinlichkeit mal Zahl der zu versichernden Personen.Gesellschaft:
Durch die freie Entfaltung der eigenen Persönlichkeit andere Menschen mit riskantem Verhalten zu gefährden, ist vom Grundsatz her rechtlich nicht zulässig, geschieht aber dennoch heute mehr als früher. In der modernen Industriegesellschaft ist fast jeder Wirtschaftsprozess mit Risiken für die Beschäftigten und für die Allgemeinheit verbunden. Bei der Produktion und Anwendung risikobelasteter Stoffe (Pestizide, Dünger u. a.) ist die Industrie bestrebt, das Risiko zu minimieren und die Akzeptanz für die Produkte in der Bevölkerung zu erhöhen. Mittel der Bewertung ist z. B. bei chemischen Stoffen die Risikoabschätzung, bei der schädliche Eigenschaften durch mathematische Modelle auf der Grundlage experimentell ermittelter oder aus arbeitsmedizinischen Untersuchungen abgeleiteter Dosis-Wirkungs-Beziehungen eingeschätzt werden können. Werden Risikobetrachtungen angestellt, dann handelt es sich immer um statistisch durchgeführte Risikoanalysen an Bevölkerungsgruppen. Dabei wird nur etwas über das durchschnittliche Risiko für das betrachtete Kollektiv, aber nicht über Einzelschicksale ausgesagt. Risikoforschung und Risikoanalysen stellen stets einen Versuch dar, mehrere oft konträre Theorien und Methoden zu verknüpfen.Die Allgegenwart des bewusst eingegangenen Risikos wird besonders beim Autoverkehr deutlich. Allein in Deutschland kommen jährlich rund 7000 Menschen durch das Autofahren ums Leben, eine Zahl, die trotz sicherheitstechnischer Bemühungen der Kfz-Produktionsfirmen und des Rettungswesens regelmäßig nur geringfügig verringert werden konnte. Besonders in der Diskussion um die Kernenergienutzung wird die Frage des sog. Restrisikos diskutiert. Der Gesichtspunkt der geringen Eintrittswahrscheinlichkeit einer nuklearen Katastrophe tritt hier in der Akzeptanz der Öffentlichkeit immer mehr hinter einer Betrachtung über das Ausmaß einer Katastrophe, die nicht mehr versicherungsfähig ist, zurück. Demgegenüber ist der moderne Rechtsstaat bemüht, die Errungenschaften der Wohlstandsgesellschaft, das Sicherheitsbedürfnis der Bürger durch Wahrung der materiellen Existenz, Sicherung eines gewaltfreien Zusammenlebens, Gesundheitsschutz im Arbeitsleben, international den Frieden mit den Nachbarländern zu gewährleisten.

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