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Mahatma Gandhi: Die "große Seele"

Heute vor 70 Jahren starb eine Ikone für Frieden und Freiheit, die die Welt nicht so schnell vergessen wird: Mahatma Gandhi. Die "große Seele" kämpfte ohne Waffen und Gewalt für die Rechte ihrer Landsleute und brachte Indien die Unabhängigkeit. Am 30. Januar 1948 wurde der Erfinder des gewaltfreien Widerstands von einem hinduistischen Fanatiker erschossen.
DAL, 29.01.2018

Berühmte Sehhilfe: Die Brille mit den runden Gläsern war das Markenzeichen Mahatma Gandhis.

Mahatma Gandhi lebte in Gefahr und er wusste es. Mehrere Attentatsversuche hatte er bereits überlebt, als er im Januar 1948 sagte: "Sollte ich sterben durch die Kugel eines Verrückten, muss ich es mit einem Lächeln tun. Gott muss in meinem Herzen und auf meinen Lippen liegen. Wenn etwas passiert, sollt ihr keine einzige Träne vergießen."

Wenige Tage später war der indische Pazifist und Freiheitskämpfer tot. Ermordet von einem fanatischen Hindu namens Nathuram Godse. Als sich die Nachricht seines Todes verbreitete, schafften es jedoch nur wenige Anhänger, Gandhis Rat zu folgen. Das junge Indien beweinte den Verlust seiner "großen Seele" bitterlich - den Verlust jenes Mannes, der der Nation durch gewaltlosen Widerstand zur Unabhängigkeit verholfen hatte.

Gandhi als junger Anwalt in Südafrika (1906)

Public Domain

Prägende Erlebnisse in Südafrika

Mahatma Gandhi wurde 1869 unter dem Namen Mohandas Karamchand in eine gut situierte Familie hineingeboren. Der Glaube prägte den Jungen schon früh und er befolgte die Regeln seiner Religion streng. Er lebte ohne Gewalt, aß kein Fleisch und trank keinen Alkohol. Doch als er mit 19 Jahren für ein Jurastudium nach London zog, kam er zunehmend auch mit anderen Religionen in Kontakt, unter anderem dem Christentum. Gandhi las die Bibel und begeisterte sich für die Bergpredigt.

Nach dem Studium ging er nach Südafrika, um dort für eine Wirtschaftsgesellschaft als Anwalt zu arbeiten - ein Schock. Denn dort erlebte der junge Inder zum ersten Mal, dass Menschen ihn aufgrund seiner Hautfarbe anders behandelten. Als "Farbiger" durfte er im Zug nicht erster Klasse fahren, Friseure verweigerten ihm den Haarschnitt, Ärzte die Behandlung.

Kampf dem Rassenvorurteil

"Die Belästigungen, die ich persönlich hier zu dulden hatte, waren nur oberflächlicher Art. Sie waren nur ein Symptom der tiefer liegenden Krankheit des Rassenvorurteils. Ich musste, wenn möglich, versuchen, diese Krankheit auszurotten und die Leiden auf mich zu nehmen, die daraus entstehen würden", schrieb er später einmal auf.

Gandhi beschloss, gegen die Rassendiskriminierung vorzugehen. Er wollte sich für all die Menschen indischer Abstammung in Südafrika einsetzen, die von den weißen Europäern de facto als Menschen zweiter Klasse betrachtet wurden. Auf das Vorhaben folgten Taten: 1907 organisierte Gandhi den ersten gewaltlosen Widerstand der farbigen Bevölkerung gegen die englische Kolonialgesetzgebung.

Appell an Gewissen und Vernunft

Seine Aktion umschrieb er mit dem Begriff Satyagraha: Dieser sollte künftig zu einem Schlüssel für sein politisches Handeln werden. Satyagraha, das stand für die Strategie, an die Vernunft und das Gewissen des Gegners zu appellieren - ohne Gewalt, immer der Wahrheit verpflichtet und mit der Bereitschaft, Schmerz und Leiden für das Erreichen der eigenen Ziele auf sich zu nehmen.

Kriegerische Waffen waren in Gandhis Augen machtlos. Die effektivste Waffe war dagegen, der Öffentlichkeit und auch dem Gegner selbst, üble Taten und Missstände immer wieder vor Augen zu führen, bis ein Umdenken stattfindet. So sollte der Gegner schlussendlich durch die Kraft der Überzeugung auf die andere Seite gezogen werden. In diesem Sinne wurde in erster Linie nicht der Übeltäter, sondern das Übel selbst bekämpft.

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