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US-Wahlkampf: Frustrierte Bürger, wenig Inhalte
Der Countdown läuft: Am 8. November 2016 findet in den USA die Präsidentschaftswahl statt. Für die US-Bevölkerung gilt es dann, sich für einen Kandidaten zu entscheiden. Jetzt, wenige Wochen vor der Wahl, findet der Wahlkampf traditionell seinen Höhepunkt. Clinton und Trump geben sich größte Mühe, bei Wahlkampfveranstaltungen und in den TV-Duellen noch unentschlossene Wähler zu mobilisieren, damit diese für ihre Partei stimmen.
Doch wie nun eine nationale Umfrage zeigt, scheinen die Kampagnen der Partien und Kandidaten nicht den Nerv der Bürger zu treffen. So medienwirksam die Auftritte von Trump sind und so eloquent die Äußerungen von Clinton – sie gehen offenbar am Volk vorbei. Denn der Umfrage nach finden die Anhänger beider großen Parteien, dass die tatsächlichen Probleme der Bürger im Wahlkampf zu wenig thematisiert werden.
Frustrierte Bürger
Die Umfrage bestätigt, dass die Öffentlichkeit in den USA eher negative Emotionen in Bezug auf die Präsidentschaftswahl hat. Drei Viertel der Befragten gaben an, frustriert vom Wahlkampf zu sein. Mehr als die Hälfte machen die Kampagnen außerdem wütend oder sie lösen das Gefühl der Ohnmacht und Hilflosigkeit aus. Hoffnungsvoll waren im Gegensatz dazu nur 40 Prozent der Menschen und begeistert nur ein Viertel der befragten Personen.
Wenig überraschend sehen außerdem 35 Prozent der US-Bürger weder an Clinton noch an Trump etwas Positives. "Auch wenn das Interesse an der Kampagne im Allgemeinen hoch ist, fühlt ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung sich durch diese Wahl abgehängt ", sagte Trevor Tompson, Direktor des Forschungsinstituts NORC. "Eine überwältigende Mehrheit sagt uns, dass sie von diesen Kampagnen frustriert sind. Wenige Wochen vor der Wahl haben viele Menschen dieser Gruppe abgeschaltet", so Tompson.
Zu viel Persönliches, zu wenig Inhalte
Aufklärung über Steuerpläne und Qualifikationen der Kandidaten? Laut den Amerikanern ist das im US-Wahlkampf bisher eher Fehlanzeige. Stattdessen sehen sie den Fokus zu stark auf den persönlichen Merkmalen der Kandidaten. Die Mehrheit der US-Bürger findet, dass Informationen über Qualifikationen, Erfahrung und konkrete Pläne von Clinton und Trump dadurch zu kurz kommen.
Der Studie nach zu urteilen, würden Amerikaner statt verbalen Schlammschlachten zwischen Trump und Clinton und gegenseitiger persönlicher Kritik lieber mehr über die konkreten Pläne der Kandidaten für die Gesundheitsvorsorge, die soziale Sicherheit, Bildung und den Terrorismus hören. Denn das sind parteiübergreifend die Themen, die die US-Bürger laut der Befragung am meisten interessieren.
Die Priorität der Themen unterscheidet sich jedoch stark zwischen den Parteien. Denn für die Anhänger der Republikaner sind vor allem Terrorismus, nationale Sicherheit, ökonomisches Wachstum und Steuern die wichtigsten Themen. 80 Prozent der Republikaner gaben an, dass alle diese Themen für sie wichtig sind. Die Demokraten priorisierten dagegen Themen wie die Gesundheitsvorsorge, Bildung und die soziale Sicherheit. Hier gaben ebenfalls 80 Prozent der Personen an, dass alle diese Themen für sie wichtig sind.
Generell scheint jedoch der Fokus der Medien zu stark auf die Präsidentschaftswahl ausgerichtet zu sein. Denn fast die Hälfte der Amerikaner findet, dass lokalen Ereignissen zu wenig Aufmerksamkeit in den Medien entgegengebracht wird. Die Wahl scheint diese zu überschatten.